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1048 - Blutende Schatten

1048 - Blutende Schatten

Titel: 1048 - Blutende Schatten
Autoren: Jason Dark
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gesagt.
    »Es ist wie sonst«, murmelte er.
    »Ist das Kreuz etwas wärmer geworden?«
    »Nein.«
    »Spürst du denn die Schatten?«
    »Auch nicht so stark…«
    »Gut, dann gib es mir wieder.«
    Er war froh, es loszuwerden und schaute sich sogar noch die Innenflächen der Hände an. Terence Bull, von dem die Spannung ebenfalls abgefallen war, meldete sich mit einem leisen Stöhnlaut, bevor er seinen Kommentar abgab. »Es kann nicht immer klappen, John.«
    »Leider.« Ich hob die Schultern und stand auf. »Trotzdem will mir nicht in den Kopf, daß ich auf dem falschen Dampfer bin. Es ist nicht alles so wie es aussieht.«
    »Was meinst du denn damit?«
    »Kann ich dir auch nicht genau sagen, Terence.«
    »Willst du dann fahren?«
    »Noch nicht.«
    Bull hatte mich zwar verstanden, aber nicht begriffen. Er strich mit beiden Händen über den Stoff seiner Uniform hinweg und schaute mir zu, wie ich durch die kleine Zelle wanderte. Das Kreuz hielt ich dabei in der rechten Hand, den Arm hatte ich gegen die Decke gestreckt. Noch immer war ich davon überzeugt, daß sich Sugar die Schatten nicht eingebildet hatte, auch wenn sie für ihn nicht sichtbar geworden waren. Ich selbst kannte Gegner, die sich im Unsichtbaren aufhielten, und die erst gelockt werden mußten.
    Terence Bull und Sugar gaben keine Kommentare ab. Sie blickten mich nur an. Dabei verfolgten sie meinen Weg sehr genau und bekamen auch mit, wie ich zusammenschrak.
    Da war etwas!
    Ich blieb stehen. Den Arm hielt ich weiterhin erhoben. Meine Hand zielte dabei gegen eine bestimmte Stelle unter der Decke. Es war ein Winkel zwischen Wand und Decke nahe der Tür.
    Dort tat sich nichts. Keine sichtbare Veränderung. Die aber hatte ich an meiner rechten Hand gespürt, denn über die Haut war ein heißer Hauch gezuckt.
    »He, was hast du denn, John?«
    »Hier ist etwas.«
    »Der Schatten?«
    »Möglich.« Bisher hatte ich mich nicht bewegt. Das änderte sich, denn ich begann, den Arm von einer Seite zur anderen hin zu schwenken. Wie jemand, der etwas sucht und dabei darauf aus ist, ein Zentrum zu erwischen.
    So erging es mir auch. Ich fand das Zentrum. Ich sah den Schatten nicht, aber ich bekam dessen Reaktion mit.
    Aus dem Nichts fing es an zu regnen.
    Leider kein Wasser.
    Dafür Blut!
    ***
    Es war wirklich ein Schwall, der mich traf. Zugleich hörte ich den Schrei des Jungen. In das Echo hinein mischte sich der Fluch des Polizisten, beide Reaktionen interessierten mich nicht, denn ich war von einem Blutschwall erwischt worden.
    Als hätte jemand über mir ein Gefäß mit dieser Flüssigkeit geleert, war das Blut auf meinen Körper gekippt. Es hatte meinen Nacken erwischt, die Schultern, den Rücken, natürlich klebte es auch in den Haaren, aber alles war mir jetzt egal. Ich wollte nur so schnell wie möglich aus dieser Gefahrenzone weg und sprang mit einem Satz zurück. Dabei hielt ich den Blick noch gegen die Decke gerichtet.
    Das Blut fiel nicht mehr. Aber es war etwas vorhanden. Ich entdeckte tatsächlich einen Schatten, der mir allerdings mehr wie ein hauchdünner Schleier vorkam. Vergleichbar mit einem Netz, das seinen Fang verloren hatte.
    Und das war das Blut gewesen.
    Hinter mir schrie Sugar auf. Ich hörte auch das Klatschen und fuhr auf dem Absatz herum.
    Sugar saß nicht mehr auf seinem Stuhl. Er war aufgesprungen, und dabei mußte es ihn erwischt haben. Über ihm und natürlich nicht sichtbar, hatte der Schatten sein Blut ausgespien und auf den jungen Mann herabgekippt. Es war jede Menge Blut gewesen. Es mußte ihn getroffen haben wie die Strahlen einer Dusche, denn es rann aus dem Haar über sein Gesicht und über seinen Kopf hinweg.
    Es ließ den Körper nicht aus und sammelte sich an seinen Füßen zu einer Lache. Sugar war von Kopf bis Fuß verschmiert. Er stand unbeweglich auf dem Fleck, jammerte und zitterte, als bekäme er permanent irgendwelche Stromstöße.
    Terence Bull hatte sich in Sicherheit gebracht und stand in der offenen Tür. So ganz war er dem Blutstrom nicht entgangen. Einige Spritzer hatten ihn erwischt. Sie klebten an seiner Kleidung, und auch im Gesicht zeichneten sich dunkelrote Sommersprossen ab.
    Auch er verstand die Welt nicht mehr, hielt sich allerdings mit irgendwelchen Kommentaren zurück und wartete ab, was ich unternahm.
    Ich suchte die Schatten. Es gab sie. Sie waren mit Blut gefüllt. Ich hatte sie auch gesehen, aber es war ihnen gelungen, sich zurückzuziehen. Sicherlich wieder in ihre Dimension. Allerdings stand das für
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