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1048 - Blutende Schatten

1048 - Blutende Schatten

Titel: 1048 - Blutende Schatten
Autoren: Jason Dark
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Die Bude hier ist für die Leute aus Lauder tabu. Nur ein Bulle kann hinein. Er hat die Schlüsselgewalt. Außerdem werden die Sinclairs hier regelrecht verehrt. Du solltest dir mal die Gräber anschauen. Die werden immer geschmückt. Frische Blumen sogar im Winter. Obwohl der Sohn in London lebt. Dafür sorgen dann andere. Die Sinclairs waren Super-Bürger.«
    »Es war trotzdem jemand im Haus.«
    Sugar hob die Schultern.
    »Das wollte man nur nicht zugeben.«
    »Richtiges Licht ist es eigentlich nicht gewesen«, murmelte Sugar vor sich hin.
    Nico Goodwin faßte die Bemerkung als Witz auf. »Gibt es auch falsches Licht?«
    »Das sah jedenfalls nicht so aus, als hätte jemand im Zimmer eine Lampe eingeschaltet. Es hatte auch eine so komische Farbe. Ziemlich düster und zugleich rot. Jedenfalls hat der Mann Schiß gekriegt und ist so schnell wie möglich abgehauen.«
    »Das braucht uns doch nicht zu passieren. Ich bin jedenfalls nicht umsonst hergekommen. Ich bin fast zwanzig Kilometer gefahren und will jetzt nicht verschwinden. Ich will dranbleiben, verstehst du? Am Ball sein, die Knarren holen.«
    Sugar überlegte einen Moment. »Ich ja auch«, gab er zu.
    »Wo ist das Problem?«
    »Ich wollte dir nur sagen, was ich gehört habe, Mann. Und ich empfinde auch ein gewisses Unbehagen, muß ich dir sagen.«
    »Du redest geschwollen wie ein Pfarrer. Ich habe ganz andere Probleme. Mir wird langsam kalt. Ich fange an zu frieren. Das riecht hier nach Frost und Schnee. Wenn du nicht willst, gehe ich alleine. Du brauchst nur zu sagen, wie ich es am besten anstelle, hineinzugelangen. Welches Fenster ich einschlagen soll und…«
    »Keine Sorge, ich gehe schon mit.«
    Nico legte seine Hand auf Sugars Schulter und drückte kräftig zu. So zog er ihn vom Baumstamm weg. »Dann komm endlich, sonst stehe ich mir hier noch die Füße in den Bauch.«
    Sugar schaute auf die Uhr. Es war eine Viertelstunde nach Mitternacht. Eigentlich eine gute Zeit für einen Bruch. Auch die äußeren Bedingungen waren ideal. Es gab nur sie beide und ansonsten keinen, der sie beobachtet hätte. Zudem warf die mächtige Linde vor dem Haus einen bizarren Schatten, der sich fast unheilvoll auf dem ebenfalls dunklen Untergrund abzeichnete.
    Die Luft war kalt, feucht, und sie drückte. Das Wetter stand dicht davor, sich zu ändern. Bis jetzt war der Winter mild gewesen, doch das würde sich bald ändern.
    Ein düsterer Himmel, der mit seinen Wolken dafür sorgte, daß die Sterne und auch der Vollmond nicht zu sehen waren. Ein nur leichter Wind wehte ihnen entgegen. Kein Säuseln unterbrach die lastende Stille, die Sugar nicht mehr als natürlich empfand.
    Es konnte Einbildung sein, aber er stellte sich vor, daß sich in dieser Stille etwas verbarg wie hinter einem Vorhang. Hier konnte durchaus das Unheil lauern, denn das Haus und dessen ehemalige Bewohner hatten nun mal ihre Geschichte.
    Nico dachte anders als Sugar. Er war vorgegangen und bewegte sich auf die Haustür zu. Dabei ging er normal. Durch die Turnschuhe war kaum etwas zu hören. Sugar schaute auf den breiten Rücken und die kräftigen Schultern seines Freundes. Den Body stählte Nico jeden Tag in einem Fitneß-Studio.
    Das Haus der Sinclairs stand oberhalb von Lauder, quasi auf einer kleinen Hügelkuppe. Man konnte von hier aus hinab in den Ort sehen, der in einem See der Dunkelheit lag. Es herrschte kein Nebel.
    So waren die Lichter zu sehen, die kalt aus dem See hervorleuchteten, als gehörten sie zu festgetäuten Booten. Nur wenige Lichter. Laternen zumeist, denn hinter den Fenstern der Wohnhäuser war es dunkel. Da schienen sich die Bewohner in ihre Höhlen verkrochen zu haben.
    Jenseits des Dorfes bewegten sich zwei Lichter auf Lauder zu. Dort fuhr ein Auto. Ansonsten bildete die Welt um den Ort herum eine dunkle, geschlossene Einheit, auch gebildet von den Bergen der Grampian Mountains, die so etwas wie eine Grenze darstellten.
    Nico Goodwin war vor dem Haus stehengeblieben. Er hatte sich gedreht und schaute seinem Freund entgegen. Sein Gesicht schimmerte bleich wie kaltes Fett.
    »Komm endlich. Oder hast du es dir wieder anders überlegt?«
    »Nein, nein, schon gut.«
    Nico drehte sich wieder um. Als Sugar neben ihm stand, schüttelte er den Kopf. »Durch die Tür kommen wir wohl nicht. Die sieht verdammt stabil aus.«
    »Die Fenster daneben gehören zur Küche.«
    »Willst du da einsteigen?« Nico schaute seinen Freund von der Seite an.
    »Besser nicht.«
    »Also an der
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