Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Für ihn sind die Menschen einfach zu schwach.«
    »Das ist verständlich, wenn man ihn sieht«, sagte Bill. »Es muß auch Hoffnung geben, denn daß wir die Eulen zerstört haben, war so etwas wie ein gutes Omen.«
    »Er wird für uns beten. Ich bringe ihn zurück.« Die beiden Männer gingen wieder zurück ins Haus. Sie ließen die Tür einen Spalt offen.
    Durch den Spalt drang uns bullige Wärme entgegen.
    »Ein verdammtes Los«, flüsterte Bill Conolly. »Und das bis zum Lebensende.« Er ballte vor Zorn die Hände. »Manche Menschen haben wirklich Pech, wenn sie mit den grausamen Dingen des Lebens konfrontiert werden.« Er sprach davon, daß wir bisher viel Glück gehabt hatten, obwohl es manchmal verdammt knapp gewesen war.
    Palu kehrte wieder zurück und schloß die Tür hinter sich. »So, wohin möchtet ihr jetzt?«
    Ich fragte: »Kennen Sie den Weg zum Turm?«
    »Den kennt wohl jeder«, erwiderte er mit bitter klingender Stimme.
    »Obwohl sich niemand hintraut.«
    »Schaffen wir es mit dem Wagen?«
    »Ich denke schon. Es gab da einen schmalen Weg. Ob er allerdings noch existiert, weiß ich nicht. Er könnte im Laufe der Zeit auch zugewachsen sein.«
    »Hoch müssen wir«, sagte Bill.
    »Ja, und ich werde dabei sein. Wollt ihr sofort losfahren?«
    »Nein, wir warten noch auf unseren Freund Frantisek Marek. Wenn mich nicht alles täuscht, wird er mit einer jungen Frau eintreffen, deren Kind geraubt wurde. Sie ist fest entschlossen, es sich zurückzuholen, wie auch immer.«
    »Soll sie wirklich mit?«
    »Gute Frage. Ich wäre nicht unbedingt dafür. Aber was wollen wir machen?«
    »Vielleicht ist Marek schon angekommen. Wenn ich an seiner Stelle wäre, würde ich im Gasthaus warten. Es gibt nur eines hier in Bilic. Sollen wir hinfahren?«
    Wir stimmten zu.
    Sehr langsam fuhr ich die Strecke zurück. Hühner gackerten und rannten flügelschlagend über die Straße, weil sie von einer Katze verfolgt wurden. Es war beinahe das einzige Lebenszeichen in diesem gottverlassenen Ort.
    Kinder sahen wir erst recht nicht im Freien. Sie wurden von ihren Eltern zurückgehalten.
    Marek war da. Und er wartete in der einzigen Kneipe des Ortes auf uns.
    Vor der Tür stand sein alter VW-Käfer, ungefähr dort, wo vor kurzem noch der Lastwagen abgeladen worden war.
    »Wer sagt's denn?« murmelte Bill und lächelte. »Man kann sich auf ihn verlassen.«
    Auch wir hielten an, stiegen aus und betraten die Gaststätte, deren Tür nicht geschlossen war. Ein ziemlich dunkler Raum, in dem es nach kaltem Rauch roch, nahm uns auf.
    Gäste gab es nur zwei, und sie saßen an einem der wenigen Tische.
    Frantisek Marek, der Pfähler, und eine junge, dunkelhaarige Frau, die einen braunen Mantel trug…
    »Da bist du ja«, sagte ich nur.
    Marek hatte uns nicht gehört. Er drehte sich um. Er stand auf. Er lachte, und dann lagen wir uns in den Armen. Der Wirt, der neben einem Bierfaß hinter der Theke stand, begriff die Welt nicht mehr.
    Frantisek trommelte gegen unsere Schultern. »Verdammt noch mal, bin ich froh, euch zu sehen.«
    »Wir haben auch getan, was wir konnten. Es ging alles glatt.«
    »Ja, das sehe ich.«
    Auch die junge Frau hatte uns beobachtet. Das war auch Marek aufgefallen, und er stellte seine Begleiterin vor. Wir erfuhren jetzt ihren Nachnamen. Sie hieß Laurescu und versuchte ein Lächeln, als sie uns die Hand reichte. Ihre Haut war kalt. Sie erinnerte mich beinahe an altes Fett. In ihren dunklen Augen lag ein leerer Ausdruck. Eben wie bei einem Menschen, der viel mitgemacht hat.
    Wir holten uns zwei Stühle und setzten uns. Marek hatte Mineralwasser für Mara und sich bestellt, das gleiche Getränk nahmen auch wir. Nur orderte Palu noch einen harten Schnaps. »Den brauche ich jetzt!« sagte er und kippte wenig später die leicht grünliche Flüssigkeit mit einem Schluck in seine Kehle.
    Bill wollte wissen, wie die Fahrt verlaufen war.
    »Gut«, erwiderte unser Freund. »Es ging alles glatt.« Er strich über sein grauweißes Haar. »Beinahe zu glatt. Ich habe schon den Eindruck, als hätten sich die verdammten Eulen zurückgezogen.«
    »Genau das haben sie nicht«, sagte ich.
    »Dann habt ihr sie gesehen?«
    »Nicht nur das. Auch unsere Erfahrungen gemacht.«
    Marek blickte uns prüfend an, wie um sich zu vergewissern, daß unsere Augen noch vorhanden waren. Als er mein Lächeln sah, nickte er leicht.
    »Ich kann mir denken, daß ihr Sieger geblieben seid.«
    »Ja, zwei sind vernichtet.«
    »Wie?«
    Bill gab einen knappen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher