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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm
Autoren: Jason Dark
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hörten nur das Plätschern. Die Feuchtigkeit war überall. Sie klebte auf den Blättern, die hin und wieder gegen unsere Gesichter schlugen.
    Es war noch nicht dämmrig geworden. Dennoch war die Sicht mehr als schlecht. Ein Pfad war nicht mehr zu erkennen. Es ging einfach nur bergauf, manchmal über Kanten hinweg, so daß wir steigen mußten.
    Dann schaute der blanke Fels aus dem Erdreich. Auch glattes Wurzelwerk bereitete uns Schwierigkeiten.
    Die Laubbäume hatten ihre Blätter verloren. Aber sie waren mit den Nadelbäumen dicht verwachsen. Hier in der Natur herrschte das Recht des Stärkeren, so daß zahlreiche Bäume sich gar nicht zu ihrer vollen Größe hatten entwickeln können.
    Daß eine Maschinenpistole auch anders eingesetzt werden konnte, bewies uns Palu. Er machte aus der Not eine Tugend und benutzte die Uzi als Schlagwaffe. Allerdings wäre eine Machete besser gewesen. So gab er auf, als die meisten Zweige wieder zurückpeitschten und ihn trafen. Der Wald war zäh. Er ließ sich nicht so einfach überwinden. An vielen Stellen wuchs das Unterholz heckendicht, und wir kamen nur mit Brachialgewalt hindurch.
    Hin und wieder hörte ich Marek fluchen. Er war der Älteste unter uns und hatte weniger Kondition. Doch er hielt durch. Etwas anderes hätte ich von Marek auch nicht erwartet. Aufgeben konnte er nicht.
    Wir näherten uns dem Ziel. Es gab Lücken zwischen den Bäumen, die eine relativ gute Sicht zuließen. Außerdem hielt sich hier oben der Dunst nicht mehr so dicht. Er war dünner und fahnengleicher geworden.
    So war es uns möglich, den Umriß des Turms zu sehen. Er malte sich innerhalb des grauen Hintergrunds ab. Er wirkte wie ein Stamm, wie ein Relikt aus vergangener Zeit, das irgend jemand vergessen hatte, mitzunehmen. Schon jetzt erkannten wir, daß es sich nicht um einen schmalen Turm handelte. Er war ziemlich breit, sogar wuchtig, und der dünne Nebel umfloß ihn wie ein Meer.
    Wir blieben stehen. Ich drehte mich um und schaute dabei in Bills grinsendes und auch angestrengt wirkendes Gesicht. Hinter ihm schleppte sich Marek weiter. Er wurde von der jüngeren Mara gestützt, die besser in Form war als er.
    Der Pfähler zischte den Atem zwischen seinen Lippen hervor, als er stehenblieb. Die Anstrengung hatte ihn gezeichnet. Dennoch leuchtete in seinen Augen der Wille, nicht aufzugeben. Er würde weitermachen.
    Ich deutete schräg in die Höhe. »Die restlichen Meter schaffen wir auch noch, denke ich.«
    Bill nickte. »Ist klar. Nur von unseren Eulen haben wir nichts gesehen. Ich kann nur hoffe, daß es sie in dieser Gegend hier gibt. Umsonst will ich nicht geklettert sein.«
    »Keine Sorge!« meldete sich Palu. »Sie sind da.«
    Mara schwieg. Sie hatte die Hand des Pfählers umfaßt, als wollte sie Halt bekommen. Ihr Kopf bewegte sich. Immer wieder schaute sie in die Runde, doch der Wald gab sein Geheimnis nicht preis. Es blieb auch weiterhin in der Stille begraben.
    Einige Schneereste schimmerten auf dem Boden. Die Flecken sahen schmutzig aus, und auf ihren Oberflächen rannen kleine Rinnsale entlang, denn der Schnee taute allmählich vor sich hin.
    Ich sprach Palu an. »Den Turm haben wir vor uns. In seiner Nähe soll sich ein Friedhof befinden. Wer liegt dort begraben? Welches Geschlecht?«
    »Das sind die Pirnescus.«
    »Hatten sie Verbindung zu irgendwelchen Hexen?«
    Palu hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Ich kenne die Geschichte dieses Geschlechts nicht. Jedenfalls hat ihnen die Ruine früher einmal gehört. Da war sie noch eine Festung, und es gab auch Wege, die zu ihr hochführten. Später sind sie wohl zugewachsen. Es hat sich auch keiner um die Gräber gekümmert, als das Geschlecht ausstarb.«
    »Auch nicht die Bewohner von Bilic?«
    »Nein. Warum auch?« Er zuckte die Achseln. »Es gab eben keine Verbindung von unten nach oben oder umgekehrt.«
    »Dann wissen Sie auch nicht, ob die alten Gräber noch stehen, überwuchert oder zusammengefallen sind?«
    »Stimmt, John. Ich weiß es nicht. Wer war in der letzten Jahren schon hier oben? Ich kenne keinen. Zumindest keinen Bewohner aus Bilic. Wir haben doch alle diesen Fleck gemieden. Er ist verflucht. Hier ist etwas geschehen, mit dem wir nicht zurechtkommen. Ich weiß auch nicht, in welch einem Zusammenhang die Eulen mit dem Geschlecht der Pirnescus stehen.«
    Frantisek Marek hatte sich näher an uns herangeschoben. »Ich habe mal eine Frage«, sagte er. »Ist dir der Name Genova schon einmal untergekommen, Palu?«
    Er
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