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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm
Autoren: Jason Dark
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tief durch und drückte seine Hände in die Magengrube. »Ich weiß, John, daß wir schon einiges zusammen erlebt haben. Aber mein Gefühl war selten so schlecht wie jetzt. Ich kann mir vorstellen, daß wir einen Horror erleben, den ich…«, er sprach zwar weiter, aber in einem verbitterten Ton. »Verflucht noch mal, ich habe Angst. Eine so verdammte Angst, wenn ich an die Kinder denke…«
    Das konnte ich nachfühlen…
    ***
    Ich hatte wieder das Lenkrad übernommen. Neben mir saß Palu, der den Weg kannte. Auf dem Rücksitz hocken Bill, Marek und die junge Mutter dicht zusammengedrängt.
    Im Auto herrschte eine ungewöhnliche Atmosphäre. Keiner von uns sprach. Jeder hing den eigenen Gedanken nach. Hin und wieder atmete die junge Frau stöhnend auf. Sie hatte ihren Körper eng gegen den des Pfählers gedrückt, als wollte sie auf diese Art und Weise zusätzlichen Schutz erhalten.
    Der Weg drehte sich in den Wald hinein. Zu Beginn war er noch gut zu befahren gewesen. Sehr bald schon änderte sich dies. Man konnte das Gefühl bekommen, daß der Wald sich verändert hatte. Er lebte plötzlich.
    Seine Bäume und Pflanzen hatten sich gestreckt ausgebreitet, als wollten sie nach Möglichkeit versuchen, alle Besucher von sich fernzuhalten. Es war ein dichter Mischwald, der uns schon bald wie ein Gefängnis umgab.
    Und der Weg, der zu Beginn noch die Bezeichnung verdiente, wurde sehr bald zum Pfad. Er selbst blieb auch nicht lange bestehen, denn Pflanzen, die sich wie Bodendecker ausbreiteten, hatten ihn mit ihrem starken Bewuchs überwuchert.
    Ich fuhr immer langsamer. Der Jeep quälte sich hoch. Es ging nichts mehr, woran ich mich als Fahrer hätte orientieren können. Starre oder auch biegsame Zweige schlugen von den Seiten her gegen das Auto, als wollten sie es prügeln!
    Das Licht der Scheinwerfer brachte auch nicht viel. Es tanzte wie eine geisterhafte Lampe, suchte Lücken, die es zwar gab, die aber auch sehr bald wieder zugewachsen waren, so daß wir uns vorkamen wie in einem Urwald. Schnee lag nicht mehr. Aber der Boden war glatt, auch rutschig, und ich hatte Mühe, mit dem Jeep überhaupt noch vorwärtszukommen.
    Mulden im Untergrund oder dicke Wurzeln, die aus dem Erdreich hervorwuchsen, stellten hohe Anforderungen an die Federung des Jeeps, so daß die Fahrerei allmählich zur Qual wurde.
    Als ich nach rechts schaute, sah ich das bedenkliche Gesicht des Rumänen. Er hatte meine Bewegung gesehen und sagte: »Bis ganz nach oben schaffen wir es nicht.«
    »Das glaube ich auch. Können Sie denn sagen, wieviel wir bereits hinter uns haben?«
    »Nicht mal die Hälfte.«
    »Na denn…«
    »Es wird später steiler, glaube ich.«
    »Und auch dunstiger.« Dieses Problem kam leider noch hinzu, denn der Nebel, den wir bisher nur von unten gesehen hatten, verdichtete sich immer mehr. Er schluckte die Umgebung. Die Bäume waren nur noch als Schatten zu erkennen, als wären sie von grauen Tüchern umwickelt worden. Ich erwartete fast, daß der Pfad unpassierbar wurde und hatte den Gedanken kaum im Kopf, da war es soweit. Wir kamen nicht mehr weiter. Es lag nicht am glatten Boden, vor uns war der Wald zugewachsen. Das dichte Unterholz wirkte wie eine Sperre.
    Ich stoppte und zog die Handbremse. »Feierabend.«
    Marek stellte eine berechtigte Frage. »Wir kommen wir runter? Rückwärts fahren?«
    »Glaubst du denn, daß ich darüber jetzt nachdenke? Irgendwie wird es schon klappen.«
    Bill hatte an seiner Seite bereits die Tür geöffnet. Er verließ das Fahrzeug als erster. Ich war der letzte und blieb auf einem weichen Teppich stehen.
    Vom Turm sahen wir nichts. Der Dunst nahm uns die Sicht. Außerdem lag er höher, und die Wipfel der Bäume wirkten wie ein zusätzliches Dach. Der Wind hatte sich gelegt. So war nichts da, das den Dunst auseinanderreißen konnte.
    Wir sahen auch keine Eulen in unserer Nähe. Wir hörten sie nicht und lauschten nur auf das Rascheln der Blätter, die bewegt wurden, wenn wir an ihnen vorbeistreiften.
    Palu und ich hatten die Führung übernommen. Die anderen drei hielten sich dicht hinter uns. Der Mann aus Bilic hatte seine Maschinenpistole mitgenommen. So bewaffnet und ohne Uniform wirkte er tatsächlich wie ein Partisan.
    Der Anstieg war mühsam. Immer wieder mußten wir die quer wachsenden Hindernisse aus dem Weg schaffen. Manche Zweige schienen aus Gummi zu sein, denn sie schlugen immer wieder zurück.
    Irgendwo in der Nähe floß ein kleiner Bach ins Tal. Sehen konnten wir ihn nicht, wir
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