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1032 - Der Experimentalplanet

Titel: 1032 - Der Experimentalplanet
Autoren: Unbekannt
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Wissenschaftlern.
    Adelaie erkannte Kirt Dorell-Ehkesh auf dem Interkomschirm. „Er ist in der Lage, sich im Erdreich zu bewegen. Sobald der Wurzelsymbiont sich zurückzieht, wird er die Verfolgung aufnehmen. Sein Sprengsatz wird das Ding in sicherer Entfernung für immer vernichten."
    Adelaie hörte nur mit halbem Ohr zu. Das Bild, das von dem angeschlagenen Roboter aus dem Kuppelbau übertragen wurde, nahm ihre ganze Aufmerksamkeit in Anspruch.
    Zwischen den Wurzelsträngen schob sich langsam ein Körper nach oben. Sie glaubte ihren Augen nicht zu trauen, als sie die menschlichen Umrisse erkannte.
    „Vergrößerung", rief sie in ihr Mikrofon. Der Roboter kam der Aufforderung nach.
    Sie erkannte einen Kopf, einen Oberkörper und zwei Arme. Dort wo die Hüfte war, ging der Rumpf in einen dicken Wurzelstrang über. Die unteren Gliedmaßen fehlten vollkommen.
    Der halbe Leib war frei von jeglicher Kleidung. Das Gesicht war stark behaart. Alle Teile waren von Resten des Erdreichs überzogen.
    Ohne Zweifel handelte es sich um ein männliches Wesen, das auf einem Strang des Wurzelsymbionten saß. Und ohne Zweifel konnte das nur der Rest von Prester Ehkesh sein.
    Eine Hand wischte die Erde aus dem Gesicht. Zuerst öffneten sich die Augen und dann der Mund.
    Ein dumpfer Schrei wurde hörbar.
    Und danach: „Presterlokvorth wird euch besiegen."
     
    9.
     
    Sarga Ehkesh hörte den Schrei und die Stimme. Sie erkannte sie sofort.
    Ihr Blick ging in die Richtung, aus der der Ruf gekommen war. Die Wurzelstränge versperrten ihr die Sicht.
    „Haltet ein", rief sie ihren Begleitern und den Robotern zu.
    Dann rannte sie los. Sie sprang über die sich windenden Wurzeln, ohne auf die Gefahren zu achten. Die Männer brüllten ihr nach, daß sie zurückkommen sollte, aber Sarga hörte sie nicht.
    Ein Wurzelarm schwang durch die Luft und ringelte sich um ihre Hüfte. Die Wissenschaftlerin wurde in die Höhe gehoben. Neben ihr zischten die Strahlschüsse der Männer und Roboter, die sie von der Umklammerung befreien wollten. Aber das Feuer verfehlte sein Ziel.
    Sarga wurde aus der Kampfzone gerissen. Sie landete direkt vor dem Körperrumpf ihres Vaters.
    Der Anblick raubte ihr fast die Sinne.
    „Laß mich los, Dad", schrie sie.
    „Dad?" echote der. „Wir sind Presterlokvorth."
    „Erkennst du mich nicht? Du bist Prester Ehkesh, und ich bin deine Tochter Sarga."
    „Ehkesh?" Das haarige und dreckverschmierte Gesicht blickte sie verständnislos an.
    Die Umklammerung der Wurzel ließ nach. Auch die anderen Stränge verharrten plötzlich.
    „Stellt sofort das Feuer ein, Leute", schrie Sarga mit Leibeskräften. Das Kampfgetümmel erstarb.
    Sie trat ganz nah an den halben Körper heran und tastete ihn vorsichtig ab. Tränen standen in ihren Augen.
    Die Haut des ehemaligen Mannes war rauh wie Borke.
    „Mein Gott", flüsterte die Frau. „Wie konnte das geschehen?"
    „Sarga, mein Kind." Die Hand Prester Ehkeshs tastete behutsam nach der Frau.
    „Du erkennst mich?" fragte sie.
    Prester nickte. „Wir erkennen dich."
    „Wir? Du bist ein Mensch, Väter."
    „Mensch? Wir sind Presterlokvorth." Tränen traten in die verkrusteten Augen.
    „Ich werde dich von diesen Wurzeln befreien, Vater. Du mußt mir nur etwas Zeit geben.
    Ich werde es schaffen, glaube mir."
    Die letzten Worte schrie sie förmlich heraus. Die Männer, die inzwischen hinter ihr standen, bemerkte sie nicht.
    „Wurzeln?" Prester Ehkeshs Stimme war kaum noch hörbar. Er öffnete noch einmal seine Lippen, aber es kam kein Laut mehr aus seinem Mund. Seine Arme tasteten hilflos durch die Luft.
    Dann geriet plötzlich Bewegung in die vielen Wurzelstränge, die den halben Raum ausfüllten.
    Der Wurzelsymbiont zog sich zurück. Seine zahllosen Arme verschwanden in kürzester Zeit in den Löchern und Spalten im Boden.
    „Hier können wir nichts mehr tun", sagte Sarga niedergeschlagen. „Kümmert euch um die Aufräumarbeiten."
    Während sie durch den Verbindungsstollen zur Einsatzzentrale zurückeilte, erstarb draußen das Prasseln des niedergehenden Wolkenbruchs.
     
    *
     
    „Es war mein Vater", schluchzte Sarga in den Armen Adelaies. „Ich muß ihn aus dieser schrecklichen Lage befreien. Ich habe es ihm versprochen, und ich glaube, er hat mich verstanden."
    „Du machst dir falsche Hoffnungen." Auch Adelaie, die die seltsame Begegnung in allen Einzelheiten auf dem Bildschirm verfolgt hatte, war zutiefst betroffen. „Er ist seit vier Jahren ein Teil dieses Wurzelwesens. Sein
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