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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister
Autoren: Larry Brent
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noch etwas hinzufügen, wurde aber unterbrochen. Durch den
nach oben führenden Korridor hallte lautes, dumpfes Schlagen. Draußen vor der
Tür betätigte jemand den schweren Messingklopfer. „Der Besuch, den George
Hunter erwartet hat, ist eingetroffen“, wisperte der Geflügelte Tod. „Nehmt
eure Plätze ein.“ Dieser Befehl galt auch dem wächsernen George Hunter. Sein
Geist und seine Seele waren verändert, ausgerichtet auf das Dämonische, das
hinter diesen Mauern seinen festen Platz erobert hatte. Die noch unbekleidete
Wachsfigur lief über die Treppe nach oben und drückte die Tür hinter sich ins
Schloss. George Hunter eilte ins Schlafzimmer und schlüpfte schnell in Hemd und
Hose. Wieder wurde der Türklopfer betätigt. „Ja!“, rief der Hausbesitzer.
„Einen Moment... Komme schon!“ Wenige Augenblicke später erreichte er die Haustür
und öffnete. Draußen stand eine junge Frau, schlank,
dunkles Haar, leicht gebräunte Gesichtshaut, als käme sie gerade aus der
Sommerfrische. „Mein Name ist Betsy King“, sagte sie und lachte. „Eigentlich
hatte ich schon immer vor, mal bei Ihnen reinzuschauen, Mister Hunter. Der sind
Sie doch, oder?“ „Ja, der bin ich. Aber wer Betsy King ist, weiß ich allerdings
nicht. Sind Sie zufällig eine Mitarbeiterin von Leonhard M. Kelly?“
    „Dem
Filmproduzenten?“
    „Ja.“
    „Nein. Bin
ich leider nicht. Wär’ ich aber gem. Erwarten Sie jemand aus seiner Umgebung?“
    „Ihn
persönlich, Miss King.“
    „Na,
wunderbar ... dann hat sich die Fahrt hier heraus in zweifacher Hinsicht
gelohnt.“
    „Tut mir
leid, ich verstehe nicht, was Sie wollen.“
    „Ganz
einfach, Mister Hunter. Ich bin von Beruf Reporterin und für Weekly Impressions
tätig. Wir bringen nicht nur die ausführlichsten TV- Programme und
Hintergrundberichte, sondern auch Reportagen über Zeitgenossen mit
ausgefallenen Hobbys. Da ist irgendwann bei einer Redaktionsbesprechung auch mal
ihr Name gefallen. Ein Mitarbeiter hat durch eine Leserzuschrift von Ihrem
ungewöhnlichen Wachsfigurenkabinett berichtet. Wie gesagt: Ich hatte schon
lange vor, Sie zu besuchen. Aber immer ist etwas dazwischen gekommen. Auch
heute wieder, aber dann ist mir zwei Meilen von hier
der Wagen stehen geblieben. Dabei war er erst gestern zur Inspektion. Scheint
jemand nen Fehler eingebaut zu haben, damit’s ne zweite Rechnung gibt. Die
Geschäfte gehen schlecht ... da versucht’s manch einer auch auf diese Tour. Ich
wollte eigentlich an den Chiltem Hills vorbei. Aber diesmal hat das Schicksal
mich gezwungen, hierher zu kommen.“
    „Das Leben
mischt manchmal seltsam die Karten, da haben Sie recht, Miss King.“
    „Darf ich von
Ihrem Haus mal telefonieren? Ich muss einen Abschleppdienst in Anspruch nehmen.
Dann ist es mir egal, ob der erst in zwei, drei oder vier Stunden kommt. Wenn
ich schon mal hier bin, kann ich mir auch in Ruhe Ihre ausgefallene Sammlung
ansehen und Sie können mir einiges darüber erzählen.“
    „Gern, Miss King.
Nur mit dem Telefon kann ich Ihnen leider nicht dienen. Ich besitze keines.“
    Betsy King
seufzte enttäuscht, aber noch ehe sie zu einer Erwiderung kam, fuhr George
Hunter schon fort. „Aber das braucht Sie nicht zu grämen. Wie gesagt: Mister
Kelly hat sein Kommen angekündigt. Ich erwarte ihn jeden Augenblick. Kelly wird
Sie bestimmt zur nächsten Reparaturwerkstätte mitnehmen oder eine
benachrichtigen. Kommen Sie, treten Sie ein! Ich freue mich, Ihnen das
Panoptikum zu zeigen. Vielleicht bringen wir einiges hinter uns, ehe Kelly
aufkreuzt. Dann muss ich mich für eine gewisse Zeit leider um ihn kümmern. Er
will einen Teil meiner Figuren in einem Film, den er in den Pinewood-Studios
bei London dreht, als Dekoration verwenden.“
    „Ich warte
gem. Und ich kann mich darüber hinaus auch allein Umsehen. Zu den Fragen komme
ich sowieso erst später.“
    „Im Notfall
können Sie sie auch an mich richten“, sagte da eine ruhige, angenehme Stimme
aus dem Halbdunkel hinter dem Besitzer des Panoptikums. Betsy King blickte auf,
als Hunter zur Seite trat. „Oh, Sie haben Besuch meinte die Reporterin.
    „Ja, Reverend
McCarthy“, sagte der Mann in der geistlichen Robe, streckte seine Hand aus,
ergriff die der Reporterin und hauchte gentleman-like einen Kuss darauf. „Ich
kenne mich hier auch gut aus und bin sicher, dass ich Ihnen fast jede Frage
ebenfalls beantworten kann.“ Um Reverend McCarthys Lippen spielte ein
süffisantes Lächeln, als die Reporterin an ihm vorbei ins Haus
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