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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister
Autoren: Larry Brent
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gemeinsamen Pläne und Absichten, und auch X-RAY-3
schärfte seiner Kollegin höchste Aufmerksamkeit ein. „Lass dich von der Musik
nicht einlullen und halte die Augen offen, Schwedenmaus. Ich möchte dich am
Morgen nicht mit ner Bisswunde im Hals finden.“
    „Ich bin
hellwach und werde garantiert in der Nacht kein Auge schließen. Neben mir steht
ne riesige Kanne mit heißem, starkem Kaffee. Ich krieg die Stunden schon herum
...“
    „Ich auch. In
der großen, kahlen Wartehalle des Flughafens ... Wenn es in der Nacht noch zum
Abflug von Paris kommt, steh ich morgen früh vor der Tür. Gerade recht zum
Frühstück, wenn alles klappt...“
     
    ●
     
    Nach dem
Gespräch ging auch die Platte zu Ende. Morna Ulbrandson erhob sich, um eine
neue aufzulegen, als sie das leise Klappen einer Tür vernahm. Die Schwedin
hielt sofort in der Bewegung inne. Es war jemand im Haus! Auf Zehenspitzen
eilte X-GIRL-C zur Tür und spähte auf den Korridor und den Treppenaufgang. Das
Geräusch war von oben gekommen.
    Die Schwedin
lief hinauf. Die hölzernen Stufen ächzten unter ihren Schritten. Wenn jemand unbemerkt
ins Haus eingedrungen war und sich in der oberen Etage aufhielt, würde ihm in
der allgemeinen Stille das Ächzen der alten Holztreppen nicht entgehen. Morna
Ulbrandson war auf alles gefasst. Zur Sicherheit hatte sie die kleine handliche
Waffe aus ihrer Handtasche genommen und entsicherte sie. Der Smith & Wesson
Laser, speziell für eine Agentin, wurde von der bekannten Waffenfirma nur für
die PSA gefertigt. Morna war einzige gespannte Aufmerksamkeit. In der ersten
Etage lagen kleine Räume mit schrägen Wänden. Leila Shelton hatte hier antike
Möbel und viele Bilder gesammelt. Zum Speicher führte eine Klapptreppe, die
jedoch nicht ausgefahren war. In der Holzdecke war deutlich die Vorrichtung zu
erkennen. Unwillkürlich blickte die Schwedin nach oben. War das Geräusch von
dort gekommen?
    „Hier ist es
nicht“, hörte sie da die leise Stimme. „Nein ... hier nicht...“ Die Stimme kam
von unten. Morna Ulbrandson wirbelte herum. Da stand jemand an der untersten
Treppe und blickte verwirrt nach allen Seiten. Es war - Leila Shelton ...
     
    ●
     
    Betsy King
fühlte sich nicht recht wohl in der ihr ungewohnten, schummrigen Umgebung.
Dieser George Hunter war schon ein seltsamer Kauz. Er führte das Leben eines
Außenseiters, besaß kein Telefon, kein Radio und kein Fernsehgerät. In dem
großen Gebäude, das aus sechzehn kleinen und größeren Zimmern bestand, den
Turmanbau nicht mitgerechnet, war nicht mal überall eine Lampe angebracht.
Hunter schien das Halbdunkel zu lieben. Betsy King erklärte es sich so, dass er
deshalb nur spärlich Lampen angebracht hatte. Dadurch kam sein eigenwilliges
Hobby auch besser zur Wirkung. Die Gestalten aus Wachs, die er geschaffen
hatte, suchten ihresgleichen. Betsy King, die das berühmte Wachsfigurenkabinett
der Madame Tussaud in London kannte, musste Hunter bescheinigen, dass er in der
Tat eine großartige Leistung vollbracht hatte. Dieser Mann war ein Genie! Er
hatte die Großen der Welt in Wachs nachgebildet. Das war noch nichts
Besonderes. Zur Besonderheit wurde erst, dass es ihm gelungen war, die Persönlichkeit
herauszuarbeiten und sich auf diesem Gebiet zu spezialisieren, das in dieser
Form auch die Kabinette in Amsterdam, Barcelona und natürlich London noch nicht
richtig ausgelotet hatten. Die Darstellung des Unheimlichen und Grauenhaften
war keinem so gelungen wie George Hunter. Betsy King war verwirrt, fasziniert
und betroffen. „Merkwürdig“, konnte sie ihre Überlegungen nicht für sich
behalten. „Es sind Menschen darunter, von denen jeder in irgendeiner Form schon
gehört, gelesen und gesprochen hat. Zum Beispiel Jack the Ripper. Er konnte nie
gefasst werden, und niemand hat sein Gesicht gesehen. Bis heute weiß man nicht,
wie der Mörder aussah und wer sich hinter dem schrecklichen Namen verbarg. Sie
aber, Hunter, haben ihm ein Gesicht gegeben.“ Der Angesprochene reagierte mit
leisem Lachen. Betsy King fühlte sich dabei noch unbehaglicher. Das Lachen
störte sie. Es klang teilnahmslos, herzlos, als wäre Hunter selbst eine
Wachsfigur und zu keiner menschlichen Seelenregung fähig. Zu dritt hielten sie
sich in der Horror-Kammer auf. Betsy King, George Hunter und Reverend McCarthy.
    „Vielleicht
habe ich es, Miss King“, sagte er kühl auf ihre Bemerkung.
    Die
Reporterin blickte den mittelgroßen Mann, der einige Zentimeter kleiner war als
sie, schnell
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