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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister
Autoren: Larry Brent
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Hinweise
darauf, dass der Eindringling gewaltsam hereingekommen war. Das ließ nur einen
Schluss zu: Entweder hatte Leila Shelton ihn mitgebracht, dann handelte es sich
um einen Bekannten oder Freund, oder der Unheimliche war wie ein Geist durch
die Wände gegangen ...
     
    ●
     
    Das Mysterium
musste so schnell wie möglich geklärt werden. Nach dem Aufenthalt im
Leichenschauhaus fuhr die Schwedin im Dienstwagen des Chief-Inspectors in die Chiltem
Hills, die rund dreißig Meilen südwestlich von London lagen. Dort wiederum,
zwölf Meilen von der nächstgrößeren Stadt High Wycombe entfernt, lag das dichte
Waldgebiet, in dessen Nähe Leila Sheltons Haus stand. Einsam, alt und verloren
wirkte es zwischen den Büschen und Bäumen und sah aus wie ein Hexenhaus aus
ferner Zeit. Die Läden vor den Fenstern waren graugrün gestrichen und ein wenig
verwittert. Die Garage war geschlossen, die Haustür mit einem polizeilichen
Siegel gesichert. Edward Higgins entfernte es und schloss die Tür auf. „Leila
Shelton hat nicht mal Verwandte“, sagte er beiläufig. „Wir konnten niemand
ausfindig machen.“ Das Haus war klein und innen besser im Schuss als außen an
der Fassade. Es hatte einen großen Garten, in dem sogar Obstbäume wuchsen. Vor
dem Haus waren Blumenrabatten angelegt. Jeder einzelne Raum war geschmackvoll
eingerichtet. Leila Shelton hatte viel von alten Möbeln, Bildern, Teppichen und
Kunstgegenständen verstanden. Edward Higgins und Morna Ulbrandson stießen
sämtliche Fensterläden auf, um Licht und Luft hereinzulassen. Vogelgezwitscher
war zu hören. Dies war ein friedlicher, stiller Ort. Nichts im Haus war
unheimlich. Der Gedanke, dass hier ein geheimnisvoller Mord geschehen war,
schien weit hergeholt. Und doch war er passiert! Morna sah sich alles genau an.
Die längste Zeit verbrachte sie im Badezimmer, wo die furchtbare Tat geschah.
Man sah die blaue Kreidezeichnung in der weißen Porzellanwanne. Die
Kreidezeichnung gab die Körperstellung wieder, in der man Leila Shelton tot
aufgefunden hatte. Morna durchschritt die Wohnung sehr aufmerksam und sah sich
auch gerade die persönlichen Gegenstände und eingerahmten Fotos Leila Sheltons
an. Die Schwedin stieß auf keinerlei verdächtige Spuren. Higgins beobachtete
die blonde Frau unablässig. Ihm entgingen die Angespanntheit und der Ernst im
Gesicht der Agentin nicht. „Was geht in Ihnen vor, Morna?“, fragte er unvermittelt.
    X-GIRL-C
stand am Fenster zum Garten und blickte in das dichte Grün. „Vielleicht liegt
das Rätsel in Leila Sheltons Person begründet“, sinnierte Morna Ulbrandson
halblaut, „vielleicht auch hier in diesem Flaus. Wir wissen es nicht. Aber wir
müssen es herausfinden. Ich habe einen Entschluss gefasst, Chief-Inspector. Ich
werde mich hier häuslich niederlassen. Wenn der Geheimnisvolle, der sich von
menschlichem Blut ernährt, merkt, dass das Haus wieder von einer einsamen Frau
bewohnt ist, wird er vielleicht wiederkommen. Und dann werden wir mehr
erfahren.“
    „Oder auch
nicht. Es nutzt niemand, wenn wir auch Sie vielleicht in ein paar Tagen hier
tot finden.“
    „Das gehört
zum Berufsrisiko, Chief-Inspector. Ich glaube, so sehr unterscheiden sich da
unsere Aufgaben gar nicht voneinander.“
    „Okay. Sie
wissen, was Sie wollen. Wann soll Ihr Aufenthalt beginnen?“ „Sofort. Ich werde
schon heute Nacht hierbleiben.“
     
    ●
     
    George Hunter
war ein stiller, blasser Mann, dessen dunkle, fast schwarze Augen ständig in
Bewegung waren. Er war es gewohnt, genau zu beobachten. Das brachte sein Beruf
so mit sich. Der Vierundtunfzigjährige hielt sich auch am späten Nachmittag
wieder in der Werkstatt auf. Hier entstanden seine Wachspuppen. George Hunter
hatte sich einen Traum erfüllt: Alle merkwürdigen Gestalten aus dem Reich des
Unheimlichen, Bösewichte wie Dracula und Monster Frankenstein, Bestien aus den
Sagen und Mythen der Menschheitsgeschichte, die schrecklichen Gorgonen mit
ihren Schlangenhäuptern zum Beispiel, hatte er sich lebensecht und lebensgroß
geschaffen. Unheimliche Mörder, Würger und Wahnsinnige, die in die Kriminalgeschichte
eingegangen waren, gehörten ebenfalls in seine Sammlung. George Hunter war ein
Einzelgänger, ein Mann, für den es ein Leben lang nichts anderes gegeben hatte,
als das zu tun, was ihm Freude bereitete. Das Schicksal hatte es dabei gut mit
ihm gemeint. Er war der einzige Sohn eines Gutsbesitzers, der sich auf die
Zucht von Rennpferden spezialisiert hatte. George hätte das
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