Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
103 - Das Geheimnis der Maske

103 - Das Geheimnis der Maske

Titel: 103 - Das Geheimnis der Maske
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
zurückkehrenden Geister."
    Ein unheimliches Heulen war zu hören, das immer lauter wurde.
    „Du bleibst hier, Tomoe. Hast du mich verstanden? Wenn du nicht gehorchst, dann sperre ich die Kajüte ab.
    „Laß sie offen!" bat sie ängstlich.
    Ich ging an Deck und klammerte mich an einem Mast fest. Das Meer schien zu kochen. Gelegentlich zuckte ein Blitz ins Wasser und erhellte die schaurige Szene.
    Bis jetzt hatte ich nicht an das Fest der Toten geglaubt, aber nun war ich davon überzeugt. Riesengroße Hände griffen nach der Dschunke.
    Dann hörte ich die Stimmen, die immer wieder das gleiche brüllten. Die Stimmen wurden immer schriller.
    „Tago, tago o-kure!" kreischten sie. „Tago o-kure!"
    Die Dschunke hüpfte auf und ab. Ich glaubte, daß sie jeden Augenblick auseinanderbrechen würde. Der Regen fiel dicht. Innerhalb weniger Minuten war ich bis auf die Haut naß.
    Tomoe hatte nicht auf mich gehört. Sie kam an Deck und riß die Arme hoch.
    „Hoichi!" schrie sie. „Ich höre dich! Ich komme zu dir!"
    Sie wollte über Bord springen, doch ich konnte ihren Kimono packen und sie zurückreißen. In ihren dunklen Augen schienen Lichter zu tanzen.
    „Bist du völlig übergeschnappt?" schrie ich sie an.
    „Hörst du ihn nicht? Ich soll zu ihm kommen. Hoichi ruft mich."
    „Du verdammte Närrin!" brüllte ich sie an. „Zurück in die Kajüte!" Sie wehrte sich heftig, schlug um sich und versuchte mich zu beißen.
    Ich schlug sie nieder, und sie sackte bewußtlos zu Boden. Mit einem Seil fesselte ich ihre Hände. Dann hob ich sie hoch und trug sie in die Kajüte.
    Die Schreie der Toten waren noch immer zu hören.
    Ich blieb bei Tomoe, bis sie erwachte. Sie stöhnte.
    „Du hast mich gefesselt, du Scheusal!" keuchte sie. „Binde mich sofort los! Ich muß dem Ruf folgen."
    „Ich binde dich nicht los, Tomoe."
    „Ich hasse dich! Ich hasse dich!"
    Immer wieder schrie sie diesen Satz.
    Mühsam kroch ich hoch und stemmte mich gegen den Sturm.
    „Marzi!" schrie ich.
    Das Narbengesicht hatte sich an einen Mast geklammert. Ich versuchte, zu ihm zu gelangen, gab es aber bald auf, da ich sonst wahrscheinlich von den überschwappenden Wasserfluten ins Meer gerissen worden wäre.
    Die Toten wollten ein Opfer. Immer noch waren die knöchernen Totenhände zu sehen, die nach dem Schiff griffen.
    „Ich kann mich nicht mehr festhalten", rief Marzi.
    „Binde dich am Mast fest! Warte! Ich komme dir zu Hilfe.
    „Bleib, wo du bist, Michele! Ich opfere mich!"
    Er hatte mich Michele genannt.
    „Versuch dich zu ändern, Michele!" brüllte er, dann ließ er den Mast los und fiel zur Seite.
    Eine riesige Hand griff nach ihm und riß ihn über Bord.
    Der Sturm wurde noch heftiger. Die See stürzte sich auf das Schiff, kippte es auf die Seite, schüttelte es durch und drückte es in ein Wellental.
    Einen Augenblick lang sah ich Marzis leblosen Körper. Eine gewaltige Woge wälzte sich über Deck und schleuderte den leblosen Körper über die Dschunke. Er verschwand in der tobenden See. Doch Sekunden später war er wieder zu sehen. Das Meer gab ihn frei. Eine Woge hob ihn hoch und schleuderte ihn auf das Schiff.
    Von einer Sekunde zur anderen beruhigte sich das Meer. Die See war plötzlich spiegelglatt, und der Wind hatte sich gelegt.
    Ich lief auf den Toten zu und wälzte ihn auf den Rücken. Sein Hals wies blaue Male auf, so als wäre er erdrosselt worden.
    Langsam stand ich auf und blickte über die See. Dann sah ich wieder den Toten an.
    In meinem Leben als Michele da Mosto war er mein Freund gewesen; und jetzt war er es auch gewesen.
    Sein Tod hatte Tomoe und mich gerettet. Er hatte sich geopfert, und die Toten hatten das Opfer angenommen und uns verschont.
    Nachdenklich ging ich zu Tomoe.
    „Der Sturm ist vorüber. Marzi hat sich geopfert."
    Tomoe schluchzte leise und weinte.
    Ich löste ihre Fesseln und versuchte sie zu beruhigen.
    Die Wehen hatten eingesetzt.
    Im Morgengrauen schenkte sie einem Knaben, der ganz normal aussah, das Leben.
    „Willst du deinen Sohn nicht ansehen, Tomoe?" fragte ich sie und hob den kreischenden Jungen hoch.
    „Nein", flüsterte sie. „Ich wage nicht in sein Gesicht zu blicken. Er ist ein Mujina - so wie du."
    „Er hat ein ganz normales Gesicht", sagte ich glücklich.
    Schließlich sah ihn Tomoe sich doch an. Ich reichte ihr das Baby, und ihre Augen leuchteten auf. Unser Sohn sah wirklich hübsch aus. Seine Haut war rosig und sein Kopf mit schwarzem Haar bedeckt.
    „Gib mir den Hozo-no-o!" bat sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher