Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
persönliche Auszeichnung zu empfinden, daß ausgerechnet auf seinem Hügel das „kleine Orakel" residierte, wie man Mallagan hinter der vorgehaltenen Hand beinahe liebevoll zu nennen begann.
    „Kommt, kommt, kommt!" rief Banec, und Scoutie und Brether begannen zu rennen, denn wenn der Kleine anfing, alles zu wiederholen, dann bestand Anlaß zu ernster Sorge.
    „Was ist passiert?" fragte Scoutie hastig, als sie Banec erreichten.
    „Er tobt, er tobt, er..."
    „Das reicht!" sagte Brether grob.
    Sie rannten in den Raum, in dem Mallagan seine Rolle zu spielen pflegte. Der Sessel war leer. Dafür drangen dumpfe, zornige Laute aus einem provisorisch abgegrenzten Zimmer. Dort saßen normalerweise bis zu dreißig Reporter, die die Aufgabe hatten, die Bilder zu kommentieren, die zu allen Planeten des Herzogtums gesendet wurden. Ein zweiter Raum dieser Art befand sich im nächsten Pavillon, das dritte Gebäude war vollständig von Kommentatoren besetzt. In der Umgebung anderer Favoriten hatte man von vornherein die entsprechenden Einrichtungen geplant, aber niemand hatte ahnen können, daß Mallagan eine so wichtige Rolle bei der fünfzigsten Lugosiade spielen sollte.
    Als die Betschiden in das Zimmer eindrangen, bot sich ihnen ein wüstes Bild. Mallagan lag auf dem Boden, und einige Kranen und Tarts bemühten sich, ihn festzuhalten, ohne ihn dabei zu verletzen. Etliche Geräte waren zertrümmert, Schreibfolien bedeckten den Boden. Ein vogelähnliches Wesen mit einem bunten Schöpf lag bewußtlos zwischen umgestürzten Stühlen. Die restlichen Berichterstatter standen neugierig herum.
    „Laßt ihn los!" forderte Brether Faddon scharf.
    Die Tarts und Kranen gehorchten. Mallagan kam taumelnd auf die Füße und schickte sich an, sich umgehend wieder auf seine Gegner zu stürzen. Aber Brether Faddon war schneller. Er packte den Betschiden von hinten an den Oberarmen und hielt ihn fest. Als Mallagan auch dann noch nicht aufgab, sondern wild zu schreien begann und mit den Füßen um sich trat, drehte Faddon ihn mit einem schnellen Ruck zu sich herum und schlug ihn nieder.
    „Das reicht", sagte er schweratmend. „Das Schauspiel ist vorbei. Ich nehme an, daß das ein Ende war, wie ihr es euch nicht besser hättet wünschen können."
    Die Wesen, die in diesem Raum versammelt waren, sahen ihn verständnislos an.
    „Ich glaube, ich weiß, wie du das gemeint hast", sagte einer der Kranen schließlich.
    „Aber du irrst dich. Surfo Mallagan bleibt einer der Favoriten für das Spiel. Was diesen Vorfall betrifft - wir werden ihn erwähnen, aber nicht ausschlachten. Euer Freund hat sein Bestes gegeben, und er wird es auch weiterhin tun."
    Brether Faddon wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Er trug Surfo Mallagan hinaus. Vor der Tür wartete Banec mit einem Schweber.
    „Wie ist es dazu gekommen?" fragte Scoutie.
    „Das weiß niemand", erwiderte Banec bedrückt. „Es kam einfach so. Plötzlich stürmte er los."
    Der Kleine fuhr sie zu ihrem Quartier und half ihnen, Mallagan hineinzuschaffen. Der Betschide kam wieder zu sich, als sie ihn auf sein Bett legten.
    „Was ist los?" fragte er verstört. „Warum habt ihr mich zurückgebracht? Banec - fahr mich zum Pavillon, sofort!"
    Aber Banec bewies, daß man ihm nicht ohne Grund die Verantwortung für den Hügel übertragen hatte.
    „Ich werde dich nicht zurückfahren", sagte er ernst. „Und was den Pavillon betrifft - den lasse ich schließen."
    „Die Leute ..."
    „Um die brauchst du dich nicht zu kümmern. Niemand wird etwas von deinem Zusammenbruch erfahren. Es wird heißen, daß du dich zurückgezogen hast, um dich auf das Spiel vorzubereiten. Wenn du klug bist, dann tust du das auch. Du bist nicht der einzige. Ein großer Teil der Favoriten hat sich bereits von der Lugosiade zurückgezogen."
    Und das Wunder geschah: Surfo Mallagan glaubte diesem kleinen, kugelköpfigen Wesen.
    Er blieb in seinem Zimmer. Seine Freunde brachten ihm das Essen und versuchten, ihn ein wenig aufzuheitern und abzulenken, aber es gelang ihnen nicht. Schließlich gaben sie es auf.
    Ab und zu sahen sie zu ihm herein. Dann saß er, wie sie es beinahe schon gewöhnt waren, mit untergeschlagenen Beinen da, blaß und hohlwangig, zitternd vor Schwäche, mit blutunterlaufenen Augen. Er wirkte mitleiderregend und unheimlich zugleich. Wenn sie ihn fragten, was ihm fehlte und wie sie ihm helfen konnten, antwortete er nicht.
    Irgendwann kam ein Bote und teilte ihnen mit, daß Mallagan zur Teilnahme an dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher