Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sich unter diesen Umständen die Mühe hätten sparen können. Aber die beiden hatten auch zu diesem Punkt ihre eigene Meinung, von der sie sich nicht abbringen ließen...
     
    *
     
    Cylam, der Krane, war nahe daran, die Geduld zu verlieren, und das wollte bei ihm sehr viel bedeuten. Seit seiner Kindheit war er darauf trainiert worden, seine Emotionen im Zaum zu halten. Jetzt aber hatte er diesen verstockten Jungen vor sich, aus dem einfach nichts herauszubekommen war.
    Rujum war am Tag zuvor bei ihm aufgetaucht, mit einem Empfehlungsschreiben von Nyrm, einem Marschbefehl nach Skand und einigen Zeugnissen ausgerüstet. Nyrm war eine direkte Nachkommin des legendären Herzogs Lugos. Sie genoß großes Ansehen, nicht nur auf Couhrs, sondern auch auf anderen Planeten. Wenn sie um etwas bat, dann war es besser, diese Bitte als einen Befehl zu betrachten. Und Nyrm bat in ihrem Schreiben darum, daß Cylam den Jungen unterrichtete. Nicht ohne Grund lag der Marschbefehl nach Skand ebenfalls vor, denn dorthin wollte der Krane sich nach der Lugosiade begeben. Und die Zeugnisse bewiesen, daß Rujum außergewöhnlich begabt war.
    So war Cylam zu einem neuen Schüler gekommen.
    Was das Empfehlungsschreiben und den Marschbefehl betraf, so wollte er sich vorerst kein Urteil erlauben. Bei den Zeugnissen dagegen war er sicher, daß es sich um Fälschungen handelte, um sehr gute Fälschungen allerdings. Diejenigen, die diese Dokumente angefertigt hatten, waren entweder nicht darauf gefaßt gewesen, daß Cylam Zeit haben wurde, sich mit seinem Schüler näher zu befassen, oder sie schätzten den Kranen völlig falsch ein. Auf jeden Fall hatte Rujum nicht die Leistung bringen können, die er den Zeugnissen nach hätten bringen müssen. Den Kranen hätte das nicht weiter aufgeregt, denn an derartige Überraschungen war er gewöhnt. Er galt als der Mann, der die traditionellen Kampftechniken der Kranen am besten beherrschte, der seit nunmehr sechs Jahren ungeschlagen aus jedem Kampf hervorgegangen war. Er hätte ein Volksheld sein können, wenn er sich nicht darauf versteift hätte, auch Artfremde zu unterrichten. Seine freundschaftlichen Beziehungen zu vielen Nicht-Kranen waren einigen einflußreichen Leuten ein Dorn im Auge - und es gab genug andere, die auf mitunter sehr krummen Wegen versuchten, in Cylams Nähe vorzudringen. Der Junge hätte einer von diesen Fanatikern sein können - wenn er nicht Träger eines Doppel-Spoodies gewesen wäre.
    Cylams Ausnahmestellung erlaubte es ihm, sich auf unauffällige Weise Unterlagen zu beschaffen, die andere nie zu sehen bekamen. Er hatte sich im Haus der Kämpfer einquartieren lassen, und er hatte gewußt, wer dort bis zur Beendigung der Lugosiade wohnte, ehe er noch das Tor durchschritten hatte.
    Gemessen an der Gesamtheit derer, die die Lugosiade erfolgreich beendeten und in das Spiel berufen wurden, bildeten die Bewohner des Hauses der Kämpfer eine Minderheit.
    Um in der Lugosiade zu bestehen, reichte es nicht, wenn man ein Schwert besonders geschickt handhaben konnte oder schnell mit den Fäusten war. Cylam hatten binnen weniger Minuten herausgefunden, daß es auch diesmal keinen großen Favoriten gab, der aus dieser Umgebung kam. Es existierte jedoch ein unbekannter Faktor, und das waren die drei Betschiden. Diese Wesen gaben Rätsel auf. Wie sie zur Teilnahme an der Lugosiade gekommen waren, wußte man nicht. Ihre Laufbahn war höchst erstaunlich und in erster Linie von Fehlschlägen geprägt. Es schien ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, die drei reibungslos in den Flottenbetrieb einzugliedern. Die Beurteilungen derer, die mit den drei Neulingen zu tun gehabt hatten, reichten von „genial" bis „unmöglich".
    Rujum trug einen illegalen Doppel-Spoodie, und das bedeutete, daß er mit großer Wahrscheinlichkeit zur Bruderschaft gehörte. Cylam hätte den Jungen längst den Jägern vorstellen müssen, aber er war entschlossen, ihn solange bei sich zu behalten, bis er entweder die volle Wahrheit erfahren hatte oder gezwungen wurde, den Fall weiterzugeben.
    „Du bist wegen der Betschiden hergekommen", sagte er, wobei er sich gewaltsam zur Ruhe zu zwingen mußte. „Warum gibst du das nicht zu?"
    Der Junge schwieg.
    „Es gibt außer den drei Fremden niemanden in diesem Gebäude, für den sich die Bruderschaft sonst interessieren könnte", fuhr Cylam fort. „Welchen Auftrag hattest du?"
    Rujum sah nicht einmal auf. Er hockte vornübergebeugt in einem Sessel und starrte den Fußboden an.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher