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1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit
Autoren: Unbekannt
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sehen, wie er ohne uns zurechtkommt."
    „Hör schon auf", murmelte Scoutie beklommen. „Es war ja nicht so schlimm. Außerdem kann er nichts dafür. Er ist bestimmt krank."
    „Diese Krankheit kenne ich!" knurrte Brether, aber als Scoutie hinter Mallagan herlief, folgte er ihr.
    In dem Gebäude war es erstaunlich ruhig. Der größte Andrang war offenbar schon vorbei, und nur einige Nachzügler brauchten noch den Rat derer, die für die praktische Durchführung der Lugosiade verantwortlich waren.
    Ein junger, nervöser Krane nahm sich der Betschiden an. Er stellte sehr viele Fragen, und Scoutie und Brether beobachteten voller Sorge Surfo Mallagan, der immer ungeduldiger und aggressiver wurde. Zum Glück schien der Krane auch im übertragenen Sinn ein dickes Fell zu besitzen. Trotzdem waren Mallagans Begleiter heilfroh, als der Krane sie an einen kleinen, kugelköpfigen Fremden weiterleitete, der sie zu jenem Ort bringen sollte, an dem Mallagan sich zur Schau zu stellen hatte.
    Der Kleine bat sie, in einem merkwürdigen, schmalen Gefährt Platz zu nehmen, das auf einer Schiene ruhte. Kaum saßen sie, da raste dieser Wagen mit irrsinniger Geschwindigkeit in den Park hinein. Am entgegengesetzten Ende kam er zum Stillstand, und der Kleine führte sie zu einem Hügel, an dessen Hängen sich bereits allerlei Volk versammelt hatte.
    „Sie wissen, daß ihr Doevelnyk befreit habt", erklärte das Wesen mit dem Kugelkopf munter. „Jetzt sind sie neugierig. Sie wollen wissen, wie ihr ausseht."
    Scoutie und Brether erkannten schnell, daß die Neugier der Menge nicht allein den Betschiden galt, sondern auch rund einem Dutzend anderer Lugosiade-Teilnehmer, die hier ihre Künste zeigten. Dazu ständen ihnen Pavillons, Bühnen, Podeste und andere Anlagen zur Verfügung.
    „Wie heißt du eigentlich?" fragte Scoutie den Kleinen, der sie geschickt durch die Menge lotste.
    „Banec. Ich bin für diesen Hügel zuständig. Wenn ihr etwas braucht, könnt ihr euch jederzeit an mich wenden. So, da sind wir!"
    Mallagan blieb abrupt stehen. Er blickte auf den kleinen, nach den Seiten hin offenen Pavillon, dann zur Spitze des Hügels, wo ein ungleich prächtigeres kleines Gebäude stand. Ihm war deutlich anzusehen, was er dachte: Er hatte erwartet, daß Banec sie dorthin führen würde. Aber zur Erleichterung seiner Freunde fügte er sich ohne Widerspruch.
    An den unteren Rändern des elegant geschwungenen Daches waren Schilder mit Surfo Mallagans Namen angebracht. Ein Hinweis darauf, daß Mallagan zu jenen Betschiden gehörte, die Doevelnyk befreit hatten, fehlte, was nicht verwunderlich war. Scoutie fragte sich allerdings vergeblich, wie man eine solche Angelegenheit, die mittlerweile Stadtgespräch war, vor dem Herzog geheimzuhalten gedachte.
    Mallagan schritt ohne Zögern zu einem Podium, das sich in der Mitte des Pavillons befand, ließ sich darauf nieder und sah sich aufmerksam um.
    „Bringt Schilder an", befahl er seinen Freunden. „Die Leute sollen wissen, daß ich jede Frage beantworten werde, die man mir stellt."
    Scoutie und Brether warfen sich vielsagende Blicke zu.
    „Ich erledige das", versprach Banec. „Ich werde euch auch ein paar Helfer schicken."
    Scoutie zuckte die Schultern.
    „Man wird uns schon nicht über den Haufen rennen", murmelte sie.
    Sie sollte sich geirrt haben. Schon nach kurzer Zeit wurde der Pavillon von Scharen von Neugierigen belagert. Und Mallagan fand sich erstaunlich gut in seine Rolle. Er sah aus, als träumte er, und doch war er in gewisser Weise hellwach. Das, was er während seines Aufenthalts bei der Bruderschaft bereits in Andeutungen erlebt hatte, kam nun voll zum Durchbruch.
    Er sah die Welt auf eine Weise, die er sich niemals hätte vorstellen können. Es war, als wäre er nach einem lebenslangen Aufenthalt in undurchdringbarem Dickicht auf einen Berg gelangt, von dem aus er zum erstenmal die Umgebung überblicken konnte. Ihm offenbarten sich Zusammenhänge, die er vorher nicht einmal geahnt hatte. Er sah das Dickicht, diese nach allen Seiten beengte, verwinkelte Welt, als Ganzes, und er sah, daß viele der winzigen, kurvenreichen Wege in Wahrheit breite Straßen bildeten, wenn man sie untereinander verband. Er sah die Sackgassen und die Wege, die durch den Sumpf führten. Er konnte sich auf einzelne Abschnitte konzentrieren und die dort auftretenden Probleme lösen, indem er Einzelheiten, die scheinbar isoliert nur für sich existierten, mit dem Geflecht dieser Welt in Verbindung
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