Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Man wollte offensichtlich verhindern, daß du deine geistigen Kräfte allzu schnell zurückgewinnst."
    Jurtus-Me betrachtete den Kranen nachdenklich.
    „Die Mörder waren sehr gründliche Leute", sagte sie. „An und für sich hätten sie davon ausgehen können, daß du den Anschlag nicht überleben würdest."
    „Hast du eine Ahnung, wer es war?"
    „Jemand von der Bruderschaft, nehme ich an. Wir haben keine konkreten Spuren gefunden."
    „Aber warum?" fragte Cylam verständnislos.
    „Das fragen wir uns alle. Zweifellos war man der Ansicht, daß du gefährlich für die Pläne dieser Leute wurdest. Hast du irgend etwas entdeckt? Denke ganz genau darüber nach."
    Cylam versuchte es, aber obwohl er erst seit kurzer Zeit von seinem Spoodie getrennt war, fiel es ihm schwer, die entsprechenden Zusammenhänge zu erkennen. Zum erstenmal wurde ihm bewußt, wie abhängig er von dem Symbionten war. Erschrocken fragte er sich, ob er ohne Spoodie überhaupt vernünftig zu denken vermochte. War da eine Gefahr, die niemand erkannte oder erkennen wollte? Waren die Kranen ohne diese Symbionten ein Volk von Idioten? Aber das konnte nicht sein. Immerhin blickten sie auf eine lange Geschichte zurück. Sie hatten die Raumfahrt schon erkannt, ehe die ersten Spoodies verteilt worden waren.
    Er rief sich zur Ordnung und konzentrierte sich mühsam auf das eigentliche Problem - vielleicht war es das, was einen Kranen ohne Spoodie von einem Artgenossen mit Symbionten unterschied: Die Fähigkeit, sich konzentrieren und alle abweichenden Gedanken ausschalten zu können. Es war jedenfalls sehr auffällig, wie schnell ihm die Gedanken davonliefen.
    Die Bruderschaft - er war sicher, daß er hier in Couhrs nicht nahe genug an sie herangeraten war, um sie zu einer solchen Tat zu veranlassen. Ganz im Gegenteil - er hatte nicht einmal herausgefunden, wo ihre Schlupfwinkel sich befanden, und über ihre Mitglieder wußte er überhaupt nichts. Er dachte an den Sohn des Stadtverwalters und an die Betschiden. Vielleicht gab es da einen Zusammenhang, aber wenn, dann war er unfähig, ihn zu erkennen.
    „Wenn du jetzt einen Spoodie hättest", sagte Jurtus-Me nachdenklich, als er ihr das erklärte, „dann sähe es vielleicht anders aus."
    „Das ist durchaus möglich", murmelte er ratlos. „Hat man mir den Symbionten aus diesem Grund genommen?"
    „Es dürfte die einzige logische Erklärung sein."
    „Dann steht all das auf irgendeine Weise mit den Betschiden in Verbindung."
    Jurtus-Me hob abwehrend die rechte Hand.
    „Du hattest auch noch zu anderen Wesen Kontakt", gab sie zu bedenken.
    „Aber die hatten nichts mit der Bruderschaft zu tun!"
    „Weißt du das in jedem Fall ganz sicher?"
    Cylam schwieg bedrückt. Er mußte vor sich selbst zugeben, daß er eben keine absolute Sicherheit hatte. Das Vorgehen der Bruderschaft war so heimtückisch, daß man einen Anschlag auf die bestehende Ordnung oft erst erkannte, wenn es bereits zu spät war.
    „Man sollte das ganze Gesindel ausrotten!" stieß er hervor.
    Jurtus-Me lächelte traurig.
    „Was hätten wir davon?" fragte sie leise. „Du weißt so gut wie ich, wie leicht man in die Fänge dieser Organisation geraten kann. Kaum jemand schließt sich aus freiem Willen der Bruderschaft an, fast alle werden auf die eine oder andere Weise dazu verführt, oft sogar gezwungen. Wir dürfen sie nicht als Verschwörer und Verräter betrachten, sondern als Opfer. Gerade sie sind es, die uns am ehesten in die Hände fallen. Wir dürfen sie nicht bestrafen, sondern müssen versuchen, ihnen zu helfen. Abgesehen davon - wenn wir mit offener Gewalt gegen die Bruderschaft vorgehen, haben wir im Handumdrehen einen Bürgerkrieg am Hals. Vielleicht ist es das, was diese Leute wollen."
    Cylam wußte, daß die Kranin recht hatte, aber es fiel schwer, vernünftig zu bleiben, nach allem, was geschehen war.
    „Ich hoffe, ihr paßt trotzdem auf die Betschiden auf", murmelte er.
    „Sie werden beobachtet", versicherte Jurtus-Me. „Dieser Mallagan ist übrigens drauf und dran, zu einer besonderen Sensation zu werden."
    Mallagan! Cylam zerbrach sich den Kopf darüber, was es mit diesem Mann auf sich hatte. Er war sicher, daß es da etwas gab, an das er sich hätte erinnern müssen, aber er kam nicht darauf. Nicht nur seine Fähigkeit, logische Schlüsse zu ziehen, sondern auch sein Gedächtnis litt unter dem Fehlen eines Spoodies. Oder gab es noch einen anderen Grund dafür, daß er sich nicht recht erinnern konnte?
    Ungerufen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher