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1025 - Ich töte jeden Sinclair!

1025 - Ich töte jeden Sinclair!

Titel: 1025 - Ich töte jeden Sinclair!
Autoren: Jason Dark
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unsichtbaren Händen zurückhalten zu wollen, so mußte ich mich regelrecht vorkämpfen, um an das Grab zu gelangen.
    Das Doppelgrab meiner Eltern war in die alte Umgebung des Friedhofs integriert worden, denn hier lagen die Menschen, die schon lange in Lauder wohnten.
    Mein Herz klopfte schneller. Die Brust zog sich zusammen, und mit leicht zitternden Knien legte ich die letzten Meter zurück.
    Dann stand ich vor dem Grab.
    Und ich sah die Zerstörung!
    ***
    Obwohl sie nicht so schlimm aussah, wie ich sie mir vorgestellt hatte, tat es schon weh, das zu sehen. Wahrscheinlich hatten nette Menschen aus dem Ort die gröbsten Spuren beseitigt, denn die beiden Kreuze waren wieder aufgerichtet worden, auch wenn sie noch schief aus dem weichen Boden hervorragten.
    Derjenige, der das Grab zerstört hatte, mußte sich wie ein Irrer benommen haben. Man hätte meinen können, daß er Blumen haßte, denn er hatte sie in seiner irren Wut einfach zertrampelt. Sie waren in den weichen Erdboden gerammt worden und wirkten dort wie farbige Flecken auf dem dunkleren Untergrund.
    Die Erde zeigte Löcher. Hacken hatten sie regelrecht hineingedreht. Zwei Vasen und eine Schale waren durch die Tritte zerstört worden. Den größten Teil der Scherben hatte jemand weggeräumt, aber einige Stücke schauten noch aus dem Boden hervor.
    Ich konnte es nicht begreifen und schüttelte den Kopf. Wer haßte den Namen Sinclair so sehr, daß er nicht nur ein Doppelgrab schändete sondern auch zwei Menschen mit diesem Namen umbrachte, die sich überhaupt nicht gekannt hatten?
    Ich wußte es nicht. Im Moment wollte ich es auch nicht wissen, denn ich beschäftigte mich mit anderen Sorgen. Automatisch bewegten sich meine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Die Erinnerungen waren einfach nicht aufzuhalten. Plötzlich lebten meine Eltern für mich. Es war wie in meinem Traum, nur wurden sie in meiner jetzigen Vorstellung nicht bedroht. Das Unterbewußtsein zeigte mir viele Sachen, die ich mit ihnen erlebt hatte.
    Ich sah die besorgte Mutter, den immer etwas überlegenen Vater, ich dachte an die schönen Stunden, die ich in ihrem Haus verbracht hatte, und nicht an ihr schreckliches Ende hier, an dem ich mir zum Teil noch immer die Schuld gab.
    Wie nebenbei stellte ich fest, daß meine Wangen naß geworden waren. Es regnete nicht aus dem Himmel, sondern aus meinen Augen. Ich zog die Nase hoch, wischte über die Augen hinweg, schluckte einige Male, aber der dicke Brocken im Hals blieb.
    Ich fühlte mich so verflucht hilflos und wollte irgend etwas tun.
    Die Schändung der Gräber war eine Schweinerei. Ich wollte sie einfach nicht so hinnehmen, aber ich war so verdammt hilflos. Man hatte mir Grenzen gesetzt, die ich nicht überschreiten konnte.
    Die Namen auf den krumm stehenden Kreuzen verschwammen vor meinen Augen. Mary Sinclair und Horace F. Sinclair.
    Verdammt, sie hätten noch leben können. Und sie hätten auch noch gelebt, wenn ich nicht einen bestimmten Berufsweg eingeschlagen hätte. Daran hatte ich in der letzten Zeit oft gedacht. Da waren die Vorwürfe zur Qual geworden, aber die Dinge ließen sich nun mal nicht ändern. Ich konnte die Zeit nicht mehr zurückdrehen und mußte mich den Tatsachen stellen.
    Mit einem Taschentuch wischte ich meine Augen trocken. Vom Magen her stieg ein säuerlicher Geschmack in die Höhe. Die Haut auf meinem Rücken spannte sich, und ich wollte einfach irgend etwas tun, auch wenn es nicht viel brachte.
    Deshalb ging ich an der rechten Seite um das Doppelgrab herum.
    Diese schiefen Kreuze regten mich einfach auf. Sie sollten nicht so bleiben, und so rückte ich sie zurecht, damit sie gerade standen. Ein Gefühl der Zufriedenheit überkam mich trotzdem nicht, aber ich hatte zumindest etwas getan.
    Der Friedhof blieb ruhig. Abgesehen von den normalen Geräuschen, die man immer wieder erlebt. Friedhöfe sind auch ein Areal für Tiere. Es gab nicht nur Vögel, sondern auch Mäuse, Eichhörnchen oder hin und wieder einen Fuchs, der sich verirrt hatte.
    Kein Besucher, abgesehen von mir. Je länger ich darüber nachdachte, um so mehr wunderte ich mich darüber. Das war eigentlich ungewöhnlich, denn ich wußte von meinen doch recht zahlreichen Besuchen hier in Lauder, daß vor allen Dingen ältere Menschen den Friedhof in den Mittagsstunden besuchten.
    Heute nicht.
    Das konnte oder mußte sogar einen Grund haben. Möglicherweise lag es an der Grabschändung, die die Besucher vom Betreten des Areals abhielt. Was hier geschehen
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