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1018 - Die Betschiden und der Jäger

Titel: 1018 - Die Betschiden und der Jäger
Autoren: Unbekannt
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fahle Helligkeit im Innern des Gleiters.
    Kersyl beugte sich nach vorne. Sein Finger fuhr die Konturen des Bildes nach. Scoutie erkannte den Umriß des Platzes und unweit davon einen Ort, der mit einer grellroten Eins gekennzeichnet war. Einsatzpunkt eins oder der Standort des Spähers eins, bedeutete das wohl.
    „Erkannt", sagte Kersyl. „Es muß einen geheimen Verbindungsgang geben. Das macht die Sache noch unangenehmer. Wir stoßen vor, Späher eins. Haltet die Augen offen. Es kann sein, daß wir Verstärkung brauchen."
    „Alles klar", antwortete Späher eins.
     
    *
     
    Kersyl führte sie durch das finstere Haus. Die stickige Luft roch nach Moder, Schimmel und Zerfall. Yars trug eine kleine Handlampe, aus der er hin und wieder einen Lichtblitz vor sich hinfallen ließ; dann traten die Umrisse alter, in sich zusammengesunkener Möbelstücke aus der Dunkelheit. Die Vordertür des Hauses führte auf eine Straße hinaus.
    Auf der anderen Seite erstreckte sich eine Hofmauer mit einem großen Tor.
    Der Krane brachte das kleine Funkgerät, das er am rechten Unterarm trug, in die Nähe des Mundes.
    „Späher eins, neue Informationen?"
    „Nein, alles ruhig", hörte Scoutie.
    Sie überquerten die Straße. Bandar und Fumont trugen ihre Strahler schußbereit. Wehe dem, der ihnen jetzt in die Quere kam! Scoutie zitterte. Wenn der üble Zufall jetzt einen harmlosen Spaziergänger hierher führte ...
    Kersyl öffnete das Toschloß. Sie gelangten auf einen schmalen, aber langgestreckten Vorhof. Ein Gleiter stand dort geparkt. Yars untersuchte ihn. „Leer", meldete er, als er zurückkehrte.
    Das Tor hatte sich hinter ihnen geschlossen. Scoutie atmete auf. Ihr hypothetischer Spaziergänger hatte jetzt nichts mehr zu fürchten. Kersyl analysierte den Riegel der Haustür. „Alarmvorrichtung", murmelte er. Fumont trat vor. Er hielt ein kleines, kastenförmiges Gerät in der Hand und nahm daran ein paar Schaltungen vor. Kleine, bunte Lämpchen leuchteten auf; schließlich gab der Kasten einen piepsenden Ton von sich. Die Tür glitt zur Seite. Die Alarmvorrichtung war neutralisiert. Der ganze Vorgang hatte nicht mehr als zwei Minuten gedauert.
    „Vorsicht", sagte Kersyl, als sie sich durch einen dunklen Flur bewegten. „Dem Kerl ist nicht zu trauen."
    Sein Funkgerät meldete sich. „Ihr seid jetzt in unmittelbarer Nähe", ertönte die matte Stimme des Spähers eins. „Etwas mehr nach rechts."
    Yars' Lampe blitzte auf und enthüllte den Umriß einer Tür. Sie war nicht gesichert und ließ sich mühelos öffnen. Dahinter lag ein behaglich eingerichteter Raum mit einem niedrigen Tisch und gepolsterten Sitzmatten, wie die Kranen sie liebten. Die Decke war über vier Meter hoch. An der schmalen Rückwand stand ein hoher, schlanker Kasten. In der Mitte befand sich eine aus spiegelndem Glas gefertigte Scheibe, auf der bunte Lichter in verwirrendem Rhythmus flackerten. Scoutie erkannte die Funktion des Kastens sofort.
    Sie hatte Bilder ähnlicher Gegenstände gesehen, vor Wochen, als sie im Nest der Achten Flotte mit der Kultur der Kranen vertraut gemacht worden waren. Der Kasten war eine altertümliche kranische Uhr. Die blinkenden Lichter zeigten dem, der sie zu lesen verstand, die Zeit, die Konstellation der Gestirne, Gezeiten und ähnliche Dinge an.
    „Der Kerl hat Geschmack, das muß man ihm lassen", sagte Kersyl grimmig.
    Scoutie hatte keine Ahnung, wer „der Kerl" war; es beruhigte sie jedoch, zu wissen, daß er nicht Surfo Mallagan sein konnte.
    „Wo ist der Geheimgang?" fragte Bandar. „Nicht etwa hinter der Uhr?"
    „Nein, so primitiv ist er nicht", lachte Kersyl düster. „Außerdem ist es die falsche Wand."
    Er hob den rechten Arm. „Folge meinen Schritten", sagte er.
    „Gemacht", antwortete Späher eins. „Die anderen sollen stillstehen." Kersyl ging langsam an der Längswand entlang, die der Tür gegenüber lag. „Steh!" sagte Späher eins plötzlich.
    Yars trat hinzu. Er hatte den kleinen Kasten wieder in der Hand. Das Gerät piepste und blinkte. „Kein einfacher Fall", murmelte er. Diesmal dauerte es fast fünf Minuten, bis plötzlich ein Teil der Wand zur Seite wich und einen schmalen, finsteren Durchgang freigab. Scoutie verstand wenig von der Technik, deren sich die Bruderschaftler bedienten. Aber sie begriff, daß ihnen Mittel zur Verfügung standen, die andere, „normale" Kranen nicht besaßen, und ihr widerwilliger Respekt wuchs.
    Hinter der Geheimtür führte eine Rampe in die Tiefe. Kersyl, den
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