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1018 - Die Betschiden und der Jäger

Titel: 1018 - Die Betschiden und der Jäger
Autoren: Unbekannt
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über die Schulter und sah es auf sich zukommen. Er lief im Streulicht. Hatten die Gardisten ihn schon gesehen? Er warf sich seitwärts und sank zu Boden. Eine Sekunde lang kauerte er reglos, ein formloses, dunkles Objekt. Das Oval rutschte über ihn hinweg. Er schloß die Augen, um nicht geblendet zu werden. Dann sprang er auf und rannte weiter. Eine Gebäudewand ragte vor ihm auf. Er glitt an ihr entlang, bis er das flußseitige Ende erreichte. Gerettet! Wenigstens vorerst ...
    Der Scheinwerfer tanzte den Weg zurück, den er gekommen war. Er kreiste suchend, suchte das formlose Objekt, das er vor einer halben Minute erfaßt hatte. Es war verschwunden. Der Lichtkegel schwenkte seitwärts, fuhr an der Mauer entlang, in deren Schutz Surfo Mallagan noch vor kurzer Zeit gekauert hatte.
    Er durfte keine Zeit verlieren. Er mußte ihnen entkommen, solange sie noch verwirrt waren. Sie wußten jetzt, daß er hier war. Aber noch hatten sie keine Ahnung, in welcher Richtung er sich bewegte.
     
    *
     
    Sie hatten Alarm geschlagen. Der dunkle Himmel wimmelte von Polizeifahrzeugen.
    Scheinwerferstrahlen leuchteten jeden Quadratmeter Boden ab. Mehrere Fahrzeuge waren gelandet. Die Gardisten standen sprungbereit, nur auf den Hinweis wartend, wo der Flüchtige gesehen worden war.
    Im Schatten einer Hecke ruhte Surfo ein paar Sekunden aus. Fünftausend Tali hatte er ausgegeben, um sich in Sicherheit zu bringen, und jetzt war er wieder da, wo er angefangen hatte. Er hätte lachen mögen, wenn ihm nicht so elend zumute gewesen wäre. Die Kräfte gingen ihm aus. In den vergangenen zwanzig Stunden hatte er weiter nichts gegessen als die eine Mahlzeit, die er vom Rasthaus in Engfern mitgenommen hatte. Weit würde er nicht mehr kommen.
    Das Wohnhaus, das er von der Mauer aus gesehen hatte, lag noch zweihundert Meter entfernt. Es stand an einer breiten Straße mit zwei gegenläufigen Fahrbahnen, die durch eine Zeile von Bäumen und blühendem Gebüsch getrennt wurden. Dort gab es Deckung.
    Wenn es ihm gelang, unbemerkt bis zu dem Haus vorzudringen, hatte er eine echte Chance, dem Schleppnetz der Schutzgarde zu entkommen.
    Er richtete sich halb hinter der Hecke auf und studierte das Spiel der Scheinwerferlichter, Sie bewegten sich wahllos. Es war unmöglich, vorherzusagen, in welcher Richtung sich der eine oder andere der grellen, ovalen Flecke im nächsten Augenblick wenden würde. Surfo wartete, bis die Masse der Reflexe sich nach Westen zu bewegen schienen, dann preschte er los.
    Die ersten Regentropfen schlugen ihm klatschend ins Gesicht, als er die Hälfte der Distanz zurückgelegt hatte. In der Ferne zuckte ein Blitz auf. Murrend rollte Sekunden später der Donner über das Land. Der Regen fiel dichter. Gut so, dachte Surfo.
    Der Lichtkegel packte ihn von der Seite her. Plötzlich war die Welt verschwunden, Übrig war nur noch der unglaublich helle Fleck, drei Meter lang und zwei Meter breit, in dessen Bannkreis er sich bewegte, ohne von der Stelle zu kommen. Er sah die Lichter des Hauses nicht mehr, nur noch die unerträglich schmerzende Helligkeit. Er kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, stolperte, fiel, raffte sich wieder auf ...
    Er begriff instinktiv, daß der Scheinwerfer ihn verloren hatte. Der Lichtkegel war vorausgeprellt. Niemand hatte damit gerechnet, daß er stürzte. Er warf sich zur Seite, gerade rechtzeitig, um der zurückkehrenden Helligkeit zu entgehen. Laute, dröhnende Stimmen hallten durch die Nacht, übertönten das Geprassel des Regens. Er hörte die platschenden Geräusche schwerer Schritte. Sie kamen von allen Seiten auf ihn zu.
    Eine Unebenheit hätte ihn um ein Haar ein zweites Mal aus dem Gleichgewicht gebracht. Er wankte vornüber und prallte gegen den knorrigen Stamm eines Baums. Er hatte die Straße erreicht. Vor ihm erstreckte sich die Baumzeile. Weit voraus schummerte eine einsame Straßenlaterne durch den Wolkenbruch. Blitze zuckten. Krachender Donner füllte die Luft.
    Surfo huschte von Baum zu Baum. Er bewegte sich mit letzter Kraft, nur von dem Wunsch beseelt, sich nicht einfangen zu lassen. Er brach sich eine Bahn durch dichtes Gebüsch, zertrampelte ordentlich angelegte Blumenbeete und hörte, wie der Stimmenlärm allmählich hinter ihm zurückblieb.
    Er lehnte sich an einen Baumstamm, um zu verschnaufen. Das Herz schlug ihm bis in den Hals, die Beine zitterten, der Regen wusch ihm beißenden Schweiß in die Augen.
    Das Summen eines Fahrzeugtriebwerks schreckte ihn aus der Benommenheit
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