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1018 - Die Betschiden und der Jäger

Titel: 1018 - Die Betschiden und der Jäger
Autoren: Unbekannt
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war gut. Aber ich hatte erfahren, daß du am Nachmittag einem Straßenbautrupp technische Hilfe geleistet hattest. Das tut kein Ai. Ich beschloß, ein Auge auf dich zu haben. Als ich von den Ereignissen des vergangenen Tages erfuhr, war ich meiner Sache sicher. Meine Informanten hörten von dem eigenartigen Besucher, den der Besitzer einer Reparaturwerkstatt an diesem Abend hatte.
    Bald darauf wurde Alarm geschlagen, weil am Fuß der Westberge einer, der offenbar unerkannt bleiben wollte, um ein Haar ein Fahrzeug der Schutzgarde gerammt hätte. Ich fing an, mir die Dinge zusammenzureimen. Das Informationsnetz der Garde steht mir zur Verfügung. Ich war einigermaßen sicher, daß ich dich würde aufgreifen können, wenn ich mich nur zur rechten Zeit am richtigen Ort aufhielt."
    Surfo nickte. „Die Worte habe ich zuvor gehört." Er seufzte. „Auf Keryan wird viel über dich gesprochen. Man hat Respekt vor dem Jäger der Herzöge. Ich war darauf bedacht, mich vor dir in acht zu nehmen. Aber ich erwartete keine großen Schwierigkeiten. Ich trage zwei Spoodies. Ich glaube, ich verließ mich zu sehr auf meine überlegene Denkfähigkeit."
    Barkhaden lächelte. Dann beugte er sich nach vorne, so weit, bis sein Kopf auf derselben Höhe war wie Surfos Augen. Die Hände teilten die dichte, braune Mähne.
    „Sieh her", sagte er.
    Surfo sah den vernarbten Einschnitt und die Verfärbung der Schädelhaut. Sie war weitaus größer als bei einem normalen Kranen.
    „Auch du ...", stieß er hervor.
    „Auch ich", antwortete Barkhaden. „Ich bin ein Doppelträger."
    „Der Jäger der Herzöge steht außerhalb des Gesetzes!"
    „Der Jäger dient dem Gesetz. Er braucht Beweglichkeit. Er darf gegen einzelne Bestimmungen des Gesetzes verstoßen, solange er seine Verpflichtung dem Gesetz als ganzem gegenüber nicht vergißt." Barkhaden war so ernst, wie Surfo ihn bis jetzt noch nicht gesehen hatte. „Du und deine Freunde, ihr seid auf dem Weg zur Bruderschaft?"
    „Die Bruderschaft ist die einzige Organisation, von der wir in unserer Lage Hilfe erwarten können", verteidigte sich Surfo.
    „Die Bruderschaft ist böse!" Der Jäger spie das Wort förmlich aus. „Sie verachtet das Orakel und hat den Herzögen den Krieg angesagt. Die Bruderschaft zielt auf die Zerstörung der gegenwärtigen Ordnung ab. Hat sie Erfolg, dann erzeugt sie Anarchie und Chaos."
    Barkhaden spielte mit einem kleinen Schreibgerät auf dem niedrigen Arbeitstisch. „Du brauchst die Bruderschaft nicht mehr", sagte er. „Für deinen Transport nach Kran wird gesorgt, sobald wir deine beiden Freunde gefunden haben." Er lächelte plötzlich. „Ich könnte mir vorstellen, daß das Orakel von Krandhor sehr an dir interessiert ist, an dir und deinen Freunden."
    Surfo sah ihn überrascht an. Er kam nicht dazu, eine Frage zu stellen; denn Barkhaden fuhr fort: „Was brauchst du noch? Hast du Vorbereitungen zu treffen, Dinge zu erledigen?"
    „Spottlos", entfuhr es Surfo. „Ein echter Ai-Mutant. Er wurde früh am Abend eingefangen und hier hergebracht. Er ist..."
    „Unschuldig", fiel ihm der Jäger ins Wort. „Ich weiß. Er wurde kurze Zeit später wieder entlassen und dorthin zurückgebracht, wo man ihn auflas, damit ihm die aufgebrachten Prodheimer-Fenken nichts anhaben konnten."
    Surfo atmete auf.
    Das Gebäude erzitterte unter dem Donner einer mächtigen Explosion.
     
    *
     
    Surfo wurde zur Seite geschleudert. Er prallte mit voller Wucht gegen eine Wand und kam taumelnd, halb bewußtlos wieder auf die Beine. Staub und Qualm erfüllten das Blickfeld. Im Hintergrund zuckten Flammen. Verwundete stöhnten Irgendwo im Dunst bewegten sich rasche Schritte.
    Barkhaden lag halb unter seinem Schreibtisch begraben. Seine Montur war weiß von Mörtel, das Gesicht schmerzverzerrt. Er arbeitete sich unter dem Hindernis hervor. Ein kurzläufiger Schocker erschien in seiner Hand. „Die Bruderschaft", knurrte er zornig. „Geh in Deckung, Betschide!"
    Ein Strahler entlud sich knallend. Eine grellweiße Feuerzunge stach durch den Qualm.
    Ein Krane schrie auf. Eine hochgewachsene Gestalt schälte sich aus dem Dunst. Ein zweites Mal knallte der Strahler. Barkhaden sank in sich zusammen, eine häßliche Brandwunde auf der Brust. Er war nicht mehr zum Schuß gekommen.
    „Du dort...", bellte der Krane.
    Eine zierliche Silhouette tauchte neben ihm auf. „Scoutie!" Krächzend brachte er den Namen über die Lippen. Er hatte den Mund voller Staub. Jemand packte ihn an der Schulter und zog
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