Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1015 - Henkeraugen

1015 - Henkeraugen

Titel: 1015 - Henkeraugen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
den Beilschlägen des Henkers verloren.
    Ich drehte mich wieder um. Glenda Perkins ging auf mich zu. Sie bewegte sich wie ein Zombie, aus dem alles Leben gewichen war.
    Dabei stieg sie wie eine Schlafwandlerin über den am Boden liegenden Kopf des Caspar Chesterton hinweg.
    Sarah Goldwyn kümmerte sich um Julia Chesterton. Die Horror-Oma hatte die Frau bis zu einem geparkten Wagen zurückgedrängt und sie dort gegen die Fahrerseite gelehnt. Sie sprach auf Julia ein.
    Was sie sagte, konnte ich nicht verstehen.
    Glenda hatte mich erreicht. Sie lehnte sich gegen mich, weil sie einfach Schutz brauchte. Ich spürte ihr Zittern. Es war nicht leicht für sie, diesen Horror zu verkraften. Mit beiden Händen krallte sie sich an meinen Schultern fest.
    »John, es war so schrecklich.«
    Was sollte ich darauf sagen? Sie hatte recht. Es war schrecklich gewesen. Niemand von uns hatte die verfluchte Tat verhindern können. Da war Rodney Chesterton einfach schneller gewesen. Das mußten wir hinnehmen, so schwer es auch fiel.
    Ich wußte nicht, wie ich sie trösten sollte und sagte nur: »Er ist weg, Glenda. Wir sind davongekommen.«
    »Durch dich, John…«
    »Durch mein Kreuz.«
    Glenda stemmte sich von mir ab. »Ich habe ja alles gesehen«, murmelte sie und schaute dorthin, wo sie den Henker zuletzt wahrgenommen hatte. »Aber hast du ihn wirklich vernichten oder in seine Zwischenwelt zurückstoßen können?«
    »Das letztere schon, denke ich.«
    »An eine Vernichtung glaubst du nicht?«
    »Es fällt mir zumindest schwer, und er ist stark. Sehr stark sogar.«
    »Was hat ihn denn so mächtig gemacht?« fragte sie.
    »Tut mir leid, ich weiß es nicht. Es muß wirklich jemanden geben, der für ihn wie ein Kraftquell ist. Aber das werde ich herausbekommen. Ich verspreche es dir.«
    »Er muß noch jemanden töten, John. Julia Chesterton hat überlebt. Man muß sie beschützen.«
    »Denkst du an mich?«
    »Wer sonst?«
    »Ja«, gab ich nach einer kurzen Zeit des Überlegens zu. »Das ist schon richtig. Jemand muß sie beschützen, und dieser Jemand muß dann auch bei ihr bleiben.«
    »Wo wäre sie relativ sicher?«
    Ich hob die Schultern. »In ihrem Haus.«
    »Was? Denk an ihren Zustand.«
    »Das tue ich auch. Aber fällt dir eine bessere Lösung ein? Wo kann sie denn sicher sein, Glenda?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Eben.« Zwar war es schon beinahe unmenschlich, aber ich konnte auf ihren Zustand wirklich keine Rücksicht nehmen. Julia Chesterton war für uns so etwas wie ein Köder für den Henker. Er hatte es auf seine Nachkommen abgesehen, und es stand wirklich nicht fest, daß er dabei die angeheirateten Mitglieder der Familie verschonen würde. Auf dieses Risiko wollte ich mich nicht einlassen.
    Da ich Julia bei Lady Sarah Goldwyn in guten Händen wußte, tat ich, was getan werden mußte. Ich war letztendlich Polizist und nicht nur jemand, der nach irgendwelchen fremden Geschöpfen jagte. Es gab gewisse Vorgänge, die einfach in die Wege geleitet werden mußten. Und so ging ich zu meinem Rover zurück. Von dort alarmierte ich die Kollegen von der Mordkommission und warnte sie schon einmal vor.
    Lady Sarah winkte mir zu. Ich ging hin. Julia mußte von der Horror-Oma gestützt werden, die jetzt ihre Schultern anhob. »Ich weiß nicht, was ich noch machen soll, John. Sie ist völlig apathisch, steht unter Schock, reagiert auf nichts.«
    Ich schaute mir die totenbleiche Frau an, die so wirkte, als hätte sie sich aus dem Leben verabschiedet. In den Augen lag überhaupt kein Glanz mehr.
    »Du weißt, wohin wir sie jetzt bringen müssen, John.«
    »Klar, aber das ist nicht möglich. Wir können sie in keine Klinik geben. Dort wäre sie schutzlos der Rache des Henkers ausgeliefert. Für mich gibt es nur eine Alternative.«
    »Ich höre.«
    »Wir müssen sie nach Hause bringen.«
    Sarah schaute mich scharf an. Ich wußte, daß Widerspruch in ihr hochstieg, aber sie formulierte ihn nicht, weil ihr klar war, daß ich auf eine gewisse Art und Weise recht hatte. »Okay, John, dann laß es uns versuchen.«
    »Uns?«
    »Ja, ich werde mitkommen. Du kannst sie nicht allein zu ihrem Haus fahren. Das ist unmöglich. Stell dir vor, sie dreht unterwegs durch, dann verlierst du die Kontrolle. Nein, John, ich muß einfach mit dabei sein. Ich habe sie auch jetzt ein wenig beruhigen können. Sie vertraut mir.«
    »Dann kann Glenda sich ein Taxi nehmen.«
    »Ich?« Sie hatte gesprochen, und ich drehte mich um. »Soll ich nach Hause fahren?«
    »Es ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher