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1015 - Henkeraugen

1015 - Henkeraugen

Titel: 1015 - Henkeraugen
Autoren: Jason Dark
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wirklich nicht sagen, was er genau vorhat?« erkundigte sich Jane leise.
    »Nein.«
    »Warum hat er es dir nicht mitgeteilt?«
    »Das brauchte er nicht. Ich weiß, daß ich mich vor ihm nicht zu fürchten brauche. Ich bin der einzige, der keine Angst vor ihm hat. Ich mag ihn, er ist für mich etwas Besonderes. Er hat mir gezeigt, daß nicht alles tot ist, was man als tot annimmt. Er muß schon damals etwas Besonderes gewesen sein.«
    »Das glaube ich auch. Trotzdem werde ich jetzt zu ihm gehen«, erklärte Jane mit leiser Stimme. Sie wollte näher an die Gestalt heran.
    Sie wollte seine Aura spüren. Dabei dachte sie an ihre noch tief im Innern schlummernden Hexenkräfte, die weiterhin latent vorhanden waren und geweckt werden konnten. Möglicherweise schaffte sie es dank dieser Gabe, einen Kontakt zu bekommen. Vor unheimlichen Gestalten hatte sich Jane noch nie gefürchtet.
    Deshalb ging sie.
    Der Junge hielt sie nicht auf. Er blieb hinter ihr zurück. Jane drehte sich auch nicht um. Sie wollte sich einfach nicht davon überzeugen, ob Eugen mit dieser Gestalt Kontakt aufgenommen hatte.
    Jane wußte, welches Risiko sie auf sich nahm. Der Henker war bewaffnet, und er würde wahrscheinlich nicht zögern, sein verdammtes Beil einzusetzen.
    Sie hatte das Zimmer verlassen. Der Gang war schmaler. Er kam ihr außerdem noch düsterer vor. Die Gemälde an den Wänden hatten sich nicht verändert, wie Jane mit einigen Blicken auf die Bilder feststellen konnte. Sie hingen dort starr wie immer, und die Porträts der Ahnherren schauten Jane düster an.
    Der Henker tat nichts.
    Er wartete.
    Seine dunklen Augen schauten Jane entgegen, und sie erkannte darin auch den traurigen Blick. Etwas von dem Licht hatte sich in den Pupillen verfangen, so daß sie nicht ganz so düster aussahen wie die auf der Klinge.
    Jane Collins hütete sich davor, sich falsch zu bewegen. Der Henker sollte keinen Grund für einen Angriff bekommen. Sie blieb cool, sie griff zu keiner Waffe, und sie sah zu, wie sich die Entfernung zwischen ihr und dem anderen immer mehr verkürzte.
    Jetzt spürte sie ihn auch.
    Zugleich kehrte die Erinnerung zurück, denn diesen leicht eisigen Hauch kannte Jane von der ersten Begegnung im Auto her. Er wehte ihr nicht einmal entgegen, er war einfach da, und sie glaubte fest daran, daß der Henker der Grund war.
    Von ihm strahlte die Kälte einer anderen Welt ab. Der eisige Hauch aus dem Jenseits.
    Jane überlegte, wie sie reagieren wollte, wenn sie ihn erreicht hatte. Würde er ihre Berührung überhaupt zulassen oder würde er sich zurückziehen oder sie angreifen?
    Sie wußte es nicht. Sie wußte überhaupt nicht, wie sie Kontakt aufnehmen sollte, es sei denn, es würde ihr gelingen, die latenten Hexenkräfte zu wecken.
    Aber der Henker wollte nicht. Bevor Jane zu irgendeiner Lösung hatte kommen können, drehte er sich um und verschwand. Damit überraschte er Jane, die im Gegensatz zu ihm stehenblieb. Sie stand bereits so nahe an der Treppe, daß sie über die Stufen hinweg nach unten schauen konnte.
    Genau diesen Weg nahm Rodney Chesterton.
    Aber er ging nicht. Er schwebte über die Stufen hinweg, und war tatsächlich dabei, sich aufzulösen.
    Auf der Stelle erstarrt und ungläubig schaute Jane gegen den Rücken der Gestalt. Sie wurde von Sekunde zu Sekunde durchsichtiger und schien vor ihren Augen regelrecht wegzuflattern.
    Dann war sie verschwunden.
    Vor Jane lag eine leere Treppe. Jane hatte einen Fuß auf der obersten Stufe stehen, sie hielt sich am Geländer fest. Ihr Blick fiel nach unten in die kleine Halle, wo die dunklen Möbel standen, sich aber nichts bewegte.
    Jane Collins schüttelte den Kopf. Wieder einmal hatte sie etwas erlebt, mit dem sie nicht zurechtkam. Da waren die Naturgesetze auf den Kopf gestellt worden, was sie akzeptieren mußte und auch konnte, denn oft genug hatte sie damit zu tun.
    Als sie die leisen Tritte hinter sich hörte, drehte sich Jane um. Der Junge kam ihr entgegen. Er ging nicht, er spazierte. Dabei lagen seine Hände auf dem Rücken. Der Mund kam Jane noch kleiner vor, als hätte er ihn spöttisch zusammengezogen.
    Dicht vor ihr blieb Eugen stehen. Er schaute zu ihr hoch. Wieder legte er den Kopf etwas schief.
    »Und nun?« flüsterte Jane.
    Eugen hob die Schultern. »Er ist gegangen. Er läßt sich von seinem Weg nicht abbringen.«
    »Das glaube ich dir sogar. Aber kannst du mir auch sagen, wohin er gegangen ist?«
    »Nein, aber ich habe Ihnen doch erklärt, daß er einen besonderen
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