Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1012 - Der programmierte Mann

Titel: 1012 - Der programmierte Mann
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Höhe, und stürzte klirrend und klappernd auf den Bug der Maschine.
    Der Importkontrolleur erbleichte.
    Er war sich darüber klar, daß der Stahl das Dach des Gleiters glatt durchschlagen und ihn getötet hätte, wenn es nur ein wenig mehr zur Seite gefallen wäre. Er preßte die Lippen zusammen und jagte den Gleiter steil in die Höhe. Sekunden später landete er in der Hauptschleuse des Walzenraumers, die so groß war, daß mehr als zwanzig ähnliche Maschinen darin Platz gefunden hätten. Der Springer, der eben über Video mit ihm gesprochen hatte, kam ihm grinsend entgegen.
    „Mann, Tosen", sagte er, als der Kontrolleur ausstieg. „Mir ist ein Ding passiert. Als ich das Schott aufgefahren habe, ist ein Stahlstück runtergefallen."
    „Das habe ich gesehen", erwiderte Tosen grimmig.
    Der Springer lachte dröhnend.
    „Wenn ich mir vorstelle, daß es dir auf den Kopf gefallen wäre...!"
    „Ich weiß nicht, was daran witzig sein soll", schnappte Tosen zurück.
    Der Springer blickte ihn erstaunt an.
    „Tatsächlich", sagte er. „Du hast keinen Humor. Na, dann komm. Ich will dir zeigen, was wir zu verzollen haben."
    Er wandte sich ab und ging auf eine Tür zu, so als sei es ganz selbstverständlich, daß Tosen ihm folgte.
    „Warte", sagte der Importkontrolleur energisch. „So einfach ist das nicht, Olof Xingar."
    Der Springer blieb stehen und drehte sich zu ihm um.
    „Nicht?" spöttelte er. „Was gibt es denn noch?"
    „Was passiert ist, sehe ich als Totschlagversuch an, der gegen mich gerichtet war", erklärte Tosen ärgerlich. „Das kann nicht ohne Folgen bleiben."
    Der rothaarige Händler schob beide Hände in die Hosentaschen. Er musterte Bruke Tosen, als sehe er ihn zum ersten Mal.
    Tosen war ein mittelgroßer, etwa vierzigjähriger Mann, der sehr kräftig wirkte, ein wenig fettleibig, aber auch muskulös war. Die Schultern pflegte er nach vorn zu schieben, so daß er ein wenig gebeugt aussah. Er hatte dünnes, weizenblondes Haar, das er über der rechten Schläfe scheitelte. Die wasserblauen Augen wirkten erstaunt und befremdet, und zusammen mit der kleinen, spitzen Nase verliehen sie seinem Gesicht den Ausdruck eines Uhus. Dieses Aussehen war auch der Ursprung seines Spitznamens. Die anderen Beamten und die Händler nannten ihn fast nur die Eule.
    Sie begegneten ihm zumeist mit einer gewissen Hochachtung, da sie wußten, daß er auf seinem Fachgebiet als Importkontrolleur ein absoluter Könner war, dem so leicht niemand etwas vormachte. Von ihm hieß es, daß ihm nichts durch die Finger schlüpfte, was nicht den Handelsbestimmungen entsprach.
    Das Verhalten des Springers war daher ungewöhnlich. Es überraschte Tosen, und es veranlaßte ihn zu allerlei Spekulationen.
    Sie haben etwas an Bord, was sie an mir vorbeibringen wollen, dachte er. Sie versuchen, mich zu provozieren, weil sie sich einbilden, mich dadurch ablenken zu können. Aber sie sollen sich getäuscht haben.
    „Totschlag?" fragte der Springer. Er lächelte ungläubig. „Mann, Tosen, das ist nicht dein Ernst. Das Stahlstück ist mir versehentlich runtergefallen. Verlaß dich darauf, daß ich dich getroffen hätte, wenn ich es gewollt hätte."
    Bruke Tosen fühlte, wie es ihn kalt überlief.
    Das war deutlich, schoß es ihm durch den Kopf. Eine klare Kriegserklärung.
    Er erinnerte sich daran, daß er mit der Xingar-Sippe schon seit geraumer Zeit Schwierigkeiten hatte. Immer wieder kam es vor, daß diese Sippe Dinge auf Jarvith-Jarv umzuschlagen oder einzuführen versuchte, die auf der Verbotsliste standen.
    Xingar, der Patriarch der Sippe, war darüber hinaus ein hochpolitischer Mann, der mit ungemeiner Härte gegen die Kosmische Hanse kämpfte. Er dachte gar nicht daran, sich mit dem Verlust von Märkten abzufinden, die über mehr als zweitausend Jahre fest in den Händen der Springer gewesen waren. Für ihn - wie für viele andere Springer - war es ein Schock gewesen, daß die Kosmische Hanse auf diesen Märkten erfolgreicher war als er selbst.
    Amby hat es dir angekündigt, dachte er, und ihm fiel ein, mit welcher Geringschätzung er die Warnung des Mädchens zur Seite geschoben hatte.
    Er war auch jetzt nicht bereit, sich Sorgen zu machen.
    Wer war er denn schon? Ein kleiner, unbedeutender Zöllner auf einem unwichtigen Planeten weitab von der Erde. Sein Einfluß auf das kosmische Geschehen war gleich Null. Und wenn er Xingar kontrollierte und an ungesetzlichen Manipulationen hinderte, so verringerte er höchstens den Gewinn des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher