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1012 - Der programmierte Mann

Titel: 1012 - Der programmierte Mann
Autoren: Unbekannt
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Haar, das ihr locker bis auf die Schultern reichte, und ein schmales Gesicht mit unergründlichen, braunen Augen. Ihr Mund war voll und verlockend.
    Sintha-Lee war schlank, hatte aber dennoch weibliche Formen, die Tosens Blicke an sich fesselten.
    Er begegnete dieser verführerischen Frau nicht zum ersten Mal. Vorher hatte er sie schon mehrmals im Raumhafengebäude getroffen, wenn sie nach Jarvon gegangen war, um dort Einkäufe zu tätigen. Zweimal hatte er sich kurz mit ihr unterhalten können.
    Seitdem schien es keine andere Frauen für ihn mehr zu geben. Keine andere hatte sein Blut so in Wallung gebracht wie sie, obwohl er wußte, daß sie unerreichbar für ihn war.
    Doch das hinderte ihn nicht daran, von ihr zu träumen.
    Sintha-Lee schien den Streit zu vergessen, den sie mit Arga gehabt hatte. Sie lehnte sich in den Polstern zurück, in denen sie lag, und sie lächelte Bruke Tosen derart an, daß er verlegen errötete.
    Er hatte einige Mühe, sich auf den Springerpatriarchen zu konzentrieren, der Sintha-Lee offenkundig nicht richtig zu behandeln wußte. Es erzürnte ihn, daß Xingar die schöne Frau so brutal geschlagen hatte, und zum ersten Mal dachte er daran, daß sie vielleicht doch nicht so unerreichbar für ihn war, wie er bisher geglaubt hatte.
    Er konnte sich nicht vorstellen, daß es ihr recht war, wenn der Patriarch sie verprügelte.
    Auch mit Geschenken war eine solche Demütigung nicht wiedergutzumachen.
    Warum sollte er sich nicht intensiver um sie bemühen? Woher wußte er denn, daß sie nicht bereit war, Xingar wegzulaufen, um zu ihm zu kommen?
    Er nahm sich vor, die nächste sich bietende Gelegenheit zu ergreifen, um Sintha-Lee für sich zu gewinnen. Dann wandte er sich ihrem Mann zu, der wie ein Herrscher in seinem Sessel saß und ihn forschend anstarrte.
    Warum, so fragte er sich, sollte dieser Geizkragen ausgerechnet ihm ein großzügiges Angebot machen?
    „Vernunft ist ein philosophischer Begriff, über den es tausend verschiedene Ansichten gibt", antwortete Tosen ausweichend. „Wollen wir darüber diskutieren?"
    Xingar lachte laut auf. Er versetzte Arga einen leichten Tritt, da sie zu nah an ihn herangerutscht war.
    „Ganz recht", sagte Tosen freundlich. „Schicke deine beiden Weiber hinaus, wenn wir miteinander reden. Und Olof, deinen Sohn, ebenfalls."
    „Verschwindet", befahl der Patriarch. Er war schon einer der Haupthändler des Handelskontors von Jarvith-Jarv gewesen, Jahrzehnte bevor Bruke Tosen seinen Dienst hier angetreten hatte. Ungeduldig wartete er ab, bis die beiden Frauen und sein Sohn den Raum verlassen hatten. Er trug einen Rock und eine mit Stickereien verzierte Hose, die eher der Kleidung eines Reitersoldaten aus grauer Vorzeit, denn jener eines Raumfahrers glich.
    „Also?" fragte Tosen, der für einige Sekunden so durcheinander war, daß er kaum sprechen konnte. Sintha-Lee war an der Tür stehengeblieben und hatte ihn lange angesehen, bevor sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Was hast du mir vorzuschlagen?"
    Xingar antwortete nicht sogleich, sondern musterte ihn minutenlang aus tiefliegenden Augen.
    „Du bist ein Würstchen", erklärte er dann. „Ich kenne nirgendwo in der Galaxis jemanden, der so dämlich ist wie du. Für einen wahrhaft erbärmlichen Lohn schindest du dich ab, als ob es um dein Leben ginge, und das alles nur wegen jener Handvoll Sachen, die auf der Liste stehen - und die vielleicht schon morgen aufgrund einer Anweisung von dort verschwinden. Bist du dir eigentlich darüber im klaren, wie sinnlos das ist, was du tust?"
    „Mein Leben ist einfach", erwiderte Tosen. „Ich habe meine Bestimmungen, und an die halte ich mich. Das ist alles. Jeder auf Jarvith-Jarv denkt und handelt so."
    Xingar lachte schallend. Er warf sich in seinem Sessel zurück und schlug sich mit den Händen auf die Schenkel.
    „Du bist großartig, Tosen", sagte er dann mühsam nach Atem ringend. „Und du bist ein Trottel. Du bist der einzige, der nicht die Hand aufhält. Deine Kollegen kassieren, deine Vorgesetzten tun es und deren Vorgesetzte auch. Sogar Bürgermeister Kulgar Hars weiß ein regelmäßig auf seinem Konto eingehendes Sümmchen zu schätzen. Bloß du, Tosen, du bist zu dumm, diskret zu sein."
    „Mag sein, daß dieser Eindruck entstanden ist", erwiderte der Importkontrolleur so ruhig, wie es ihm eben möglich war. „Doch dieser Eindruck täuscht."
    Er glaubte dem Springer kein Wort. Er war fest davon überzeugt, daß alle, die der Patriarch genannt
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