Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
101 - Das Narbengesicht

101 - Das Narbengesicht

Titel: 101 - Das Narbengesicht
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
weggegangen, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Doch er verwarf den Gedanken wieder. Er mußte damit rechnen, daß Coco den Japaner zurückhalten würde.
    Abi überquerte die Straße und versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen. Er legte sich auf den Boden und blickte unter die parkenden Wagen. Als er den schrägliegenden Kanaldeckel am anderen Ende der Straße erblickte, pfiff er erstaunt durch die Zähne.
    So ist das also, dachte er. Der Freak ist in der Versenkung verschwunden. Ein Glück, daß der Kanaldeckel zu schwer für ihn war.
    Vorsichtig beugte er sich über den düsteren Schacht. Ekelerregender Gestank schlug ihm entgegen. Tief unten gurgelte Wasser. Als er an der gemauerten Schachtwand kleine Steigeisen erkannte, schwang er sich kurz entschlossen über den Schachtrand. Er kletterte langsam hinunter, nachdem er hinter sich den Kanaldeckel über die Öffnung gewuchtet hatte.
    Ich werde dich erwischen, schwor er sich. Und wenn ich halb Tokio nach dir abgrasen muß.
    Abi Flindt wäre weniger zuversichtlich gewesen, wenn er die rote Satansfratze hinter sich bemerkt hätte. Der Schwarze Samurai hatte längst die Fährte des heißbegehrten Tomokirimaru aufgenommen. Wenn er Flindt oder den Buckligen hier unten tötete, würde ihn niemand dabei stören.

    Nara Pacudos Beschreibung erwies sich als recht präzise. Ich legte den letzten Rest der Strecke in der Kanalisation zurück. Ich hätte auch in der Gestalt Richard Steiners unterwegs sein können, doch ich mußte annehmen, daß die Freaks überall ihre Posten hatten. Wie recht ich mit der Annahme hatte, wurde mir klar, als mich fünf Mißgestaltete empfingen.
    Sie standen halb in der stinkenden Brühe, die sich durch die Kanalröhre wälzte. Der eine sah mehr wie ein Fisch als wie ein Mensch aus. Seine Arme waren beschuppt, und sein Gesicht glich dem spitzen, gierig vorgestreckten Kopf eines Haifischs.
    „Bleib stehen!" gurgelte der Fischgesichtige, während die anderen eine drohende Haltung einnahmen.
    „Ich bin Nara!" stammelte ich. „Ich konnte das Tomokirimaru erbeuten.
    Ich zog das Schwert aus der Bambusscheide, so daß sie es alle sehen konnten. Der Fischgesichtige stieg aus dem Wasser und stelzte auf mich zu.
    „Ja, ich erkenne dich wieder. Du bist der Bucklige. Jesse hat dich ins Museum geschickt. Die anderen sagten, man habe dich festgenommen. Wir hielten dich für tot."
    „Ich habe die Hunde überlistet", preßte ich hervor. „Bringt mich zu unserem Meister. Ich habe einen langen Weg hinter mir. Ich will ihm endlich das verteufelte Schwert bringen."
    Die Freaks schöpften keinen Verdacht. Meine Maske war perfekt. Sie nahmen mich in die Mitte und führten mich über Stege, durch Querschächte und über Staubecken hinweg. Die Luft war stickig.
    Die Abfälle einer Millionenstadt waren schlimmer als der Pesthauch einer Totengrube.
    Der Fischgesichtige stieß mich durch eine schmale Tür. Wir befanden uns im Keller eines großen Hauses. Wenn mich mein Orientierungssinn nicht trog, lag das Gebäude in der Nähe des Kanals.
    Die Wände waren feucht und voller Schwammgewächse. Schmale Nischen führten in einen Lagerraum. Dahinter zweigte ein Gang ab.
    „Geh rein", gurgelte der Fischkopf. „Die anderen werden dich als Helden feiern."
    „Und was ist mit Jesse?" fragte ich.
    „Der ist unterwegs. Er wollte aber noch vor Morgengrauen zurückkommen."
    Als ich den langgestreckten Kellerraum betrat, der vom Kerzenlicht erhellt wurde, brüllten, keiften und heulten die Mißgestalteten vor Überraschung. Sie kauerten am Boden und reckten die verwachsenen Arme empor. Ein altes häßliches Weib humpelte auf mich zu. Ihr Warzengesicht drückte unverhohlene Gier aus. Sie wollte das Tomokirimaru an sich reißen, doch ich preßte das Schwert fest an mich. „Wo ist euer Meister?"
    „Jesse kommt gleich", kicherte die Alte und hüpfte wie verrückt um mich herum. „Er wird dich belohnen, weil du das Schwert erbeutet hast."
    Am anderen Ende des Kellers erblickte ich den Altar, auf dein der hölzerne Schrein ruhte. Es war alles so, wie Nara Pacudo es uns beschrieben hatte. Ich erinnerte mich an den Schrein des Drachenfürsten. Die Ähnlichkeit mit diesem Kasten war wirklich verblüffend. Doch erst mußte ich den Keramikkopf sehen. Erst darin konnte ich sagen, ob es derselbe war, in den der Daimyo damals den magischen Barren gesteckt hatte.
    Als ich mich dem Schrein näherte, heulten die Freaks entsetzt auf.
    „Elender!" schrien sie entgeistert. „Wie kannst du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher