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1005 - Im Bann des alten Königs

1005 - Im Bann des alten Königs

Titel: 1005 - Im Bann des alten Königs
Autoren: Jason Dark
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Türen in unseren europäischen Breiten. Das stellte ich wie nebenbei fest, als sich meine rechte Hand der Klinke näherte.
    Vielleicht war sie doch abgeschlossen. Dann hätte ich noch überlegen können und…
    Nein, sie war nicht verschlossen.
    Ich konnte sie öffnen.
    Ich tat es noch nicht, denn plötzlich schlug mein Herz wieder schneller. Da kam mir zu Bewußtsein, vor welch einer wichtigen Entscheidung ich stand. Es wollte mir auch nicht in den Kopf, daß es so einfach war, an die Lade heranzukommen.
    Das Holz hatte sich etwas verzogen. Die Tür schabte über den Boden.
    Die Kapelle öffnete sich mir, aber ich ging noch nicht hinein, sondern drehte mich so, daß ich die anderen sehen konnte, auch meinen Freund Mikail.
    Er stand zwischen ihnen. In ihren dunklen Umhängen sahen sie aus wie schwarze Alptraumgestalten, die im schwachen Widerschein nahe dem Höllenfeuer standen.
    »Geh schon!« rief mir Hagir zu. Auch seine Stimme hatte nicht mehr normal geklungen.
    »Ja«, sagte ich, drehte mich wieder und glaubte noch, Mikails warnenden Ruf zu hören.
    Das war nicht mehr wichtig.
    Ich drückte die Tür so weit auf, daß ich die rätselhafteste Kapelle der Welt betreten konnte…
    ***
    »Er geht«, sagte Hagir und lachte leise. »Er geht tatsächlich.« Sein Stimme vibrierte und gab etwas von dem wider, was auch tief in ihm steckte. Auch er konnte nicht locker sein. Seit Jahren schon hatte er auf diesen einen Augenblick hingearbeitet. Daß ihm die Tür zum Allerheiligsten geöffnet wurde. Nie hatte er lockergelassen, sich Verbündete gesucht, die derselben Ahnenlinie entsprangen wie er, denn Lalibela war der Schlüssel zur Lade und zur Macht.
    Er und die Templer!
    Sie hatten die Lade hier nach Aksum geschafft. Nicht alle Kreuzritter waren wieder gen Norden gezogen. Es blieben einige zurück, und sie vermischten sich mit der einheimischen Bevölkerung durch Heirat, denn die alten Werte, auf die sie einmal eingeschworen waren, zählten in den Jahren nicht mehr.
    Aber heute gab es sie wieder. Heute waren sie stark. In der Gegenwart hatte das Volk ein Ohr für die Vergangenheit bekommen. Da horchte es auf, denn es wollte raus aus der verdammten Armut, und Lalibelas Regentschaft war trotz der langen Jahre nicht vergessen.
    Hier spielte die Zeit eine nicht so große Rolle. Man konnte abwarten, bis sie reif war, das wußten die sieben Templer auch, die irgendwann an der Spitze der Regierung sitzen würden.
    Hagir konnte seinen Blick nicht von der Tür lösen. Noch war die Gestalt des John Sinclair gut zu sehen, aber sie verschwamm allmählich, je mehr die Tür wieder zufiel.
    Ihm und den anderen Männern war auch kein Blick in die Kapelle vergönnt gewesen. Sie hatten nicht mal den Umriß der Lade entdeckt, obwohl das Licht der Kerzen vorhanden war. Aber schwach, zu schwach. Es schien von der Finsternis aufgesaugt worden zu sein.
    Dann war die Tür wieder geschlossen!
    Hagir hatte beinahe den Atem angehalten. Jetzt stieß er ihn aus, und stöhnte dabei.
    Dann drehte er sich um. Er schaute genau in Mikails Gesicht. Der Hüter wurde nicht mehr bedroht. Auch so würde er gegen die Übermacht nicht ankommen.
    Das Gesicht des Mannes blieb unbewegt. Der leichte, warme Wind ließ seinen blutbefleckten Bart zittern und spielte mit dem Stoff der Umhänge.
    »So einfach war es«, sagte Hagir. »So simpel.«
    »Das wußte ich. Aber es ist noch nicht vorbei. Ihr werdet euch noch wundern.«
    »Was soll passieren?«
    »Der Tod lauert schon.«
    Hagir wollte lachen. Es gelang ihm nicht so recht. »Ja, der Tod lauert, aber nicht auf uns, sondern auf John Sinclair, wenn überhaupt. Wir haben die Kapelle nicht betreten. Er ist hineingegangen und wird sich mit den Mächten auseinanderzusetzen haben. Wir bleiben außen vor und greifen erst später ein.«
    Mikail gab eine Antwort. Und er sprach wie ein Prophet, der vor dem Weltuntergang warnte. »Wenn die Kraft der Lade sich befreien kann, wird es zu einer Katastrophe kommen. Jahrtausende sind vergangen, aber das Palladium hat nichts von seiner Macht verloren. Das weiß ich, das wißt auch ihr, und deshalb seid ihr zu feige gewesen, die Kapelle zu betreten.«
    »Auf uns warten große Aufgaben«, erklärte Hagir. »Der Weg zur Lade ist nur der erste, wenn auch große Schritt. Danach werden wir die Macht ergreifen und nach den Gesetzen König Lalibelas regieren.«
    »Es wird euch nicht gelingen«, flüsterte Mikail. »Die andere Seite ist zu stark.«
    »Nein!«
    Mikail schwieg.
    Das paßte Hagir
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