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1005 - Im Bann des alten Königs

1005 - Im Bann des alten Königs

Titel: 1005 - Im Bann des alten Königs
Autoren: Jason Dark
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die Hüter der Lade gestanden haben.
    Aber es gab auch das Gitter, das die Kapelle umschloß. Es war nur prophylaktisch aufgebaut worden, denn fast jeder konnte es rasch überwinden.
    Vor dem in das Gitter eingelassene Tor blieb ich stehen. Die Stäbe waren sehr hoch. Ich blickte durch die Lücken zwischen ihnen auf das Mauerwerk. Es würde nur ein paar Sekunden dauern, bis ich die geschlossene Tür der Kapelle erreichte. Ich war ein Fremder, ein nicht Eingeweihter. Ich wollte mir das Recht herausnehmen, das gleiche zu tun, was eigentlich den Wächtern vorbehalten blieb.
    Nicht daß ich Angst bekam, aber in diesem Augenblick fragte ich mich schon, ob ich mich nicht übernommen hatte. Es war eine völlig menschliche Reaktion, auch herbeigeführt durch einen tiefen Respekt und eine große Ehrfurcht.
    Gehörte ich überhaupt hierher? Durfte ich die Kapelle denn betreten? Nicht einmal den Priestern oder Diakonen war es gestattet.
    Hinter mir standen die Templer wie eine Mauer. Zurück kam ich nicht. Ich konnte nur nach vorn gehen. Hätte ich mich in die entgegengesetzte Richtung gewandt, wäre ich erschossen worden.
    Als ich meine Hände betrachtete, zitterten sie. Das Schwert hielt ich nicht mehr fest. Ich wollte die Kapelle nicht so auffällig bewaffnet betreten.
    Wäre ich allein gewesen, vielleicht hätte ich kehrt gemacht, um zu verschwinden.
    Aber es ging nicht mehr.
    Ich mußte hin.
    Ging ich nicht, war ich tot.
    Lief ich trotzdem – ja, was geschah dann? Würde mich die Lade und deren Kraft überhaupt akzeptieren? Die Templer vertrauten darauf, daß ich das Schwert des Salomo bei mir trug und deshalb nicht abgewiesen werden würde.
    Aber meine Motive waren nicht mehr so rein wie zuvor. Ich sollte anderen Männern den Weg ebnen. Ich fragte mich, ob die Lade oder deren Kräfte dieses Sakrileg akzeptierten.
    Sicher war das nicht. Das wußten auch Hagir und seine Leute.
    Deshalb hatten sie mich als Testperson vorgesehen.
    »Soll der Boden um die Kapelle herum mit deinem Blut geweiht werden?«
    »Du brauchst dir keine Sogen zu machen, Hagir. Ich werde die Kapelle betreten.«
    »Dann öffne das Tor. Wir haben das Schloß bereits zerstört. Du kannst das Gitter aufschieben.«
    »Und was ist mit der Tür der Kapelle?«
    »Auch sie ist offen.«
    »Gut. Ich richte mich danach. Hast du mir sonst noch etwas zu sagen, wie ich mich verhalten soll, wenn ich die Kapelle betreten habe?«
    »Ja. Aber es ist normal. Du wirst dich umschauen. Du wirst auf die Lade zugehen und sie berühren können, wenn du das Tuch abgenommen hast. Und du wirst auch die beiden Cherubin sehen, die sich gegenübersitzen. So und nicht anders wirst du die Lade erleben, mein Freund. Reichen dir meine Worte?«
    »Bis jetzt schon. Nur kann ich nicht versprechen, ob ich euch nachholen werde.«
    »Das laß nur meine Sorge sein.«
    Damit war alles gesagt worden. Ich drückte mit der rechten Hand gegen das Torgitter. Es war gut geölt und schwang leise auf. Dann betrat ich das eigentliche Gelände der Kapelle. Ich ging sehr langsam und bewegte mich dabei auf eine bestimmte Art und Weise.
    Wie jemand, der sich einer Prozession angeschlossen hatte. Ich tat es nicht mal bewußt, es war wie von allein gekommen. Die Tür behielt ich im Blick. Sie allein war wichtig. Sie sah ich auch klar, während die Mauern rechts und links verschwommen und zu einer hellen, puddingähnlichen Masse wurden. Die Kapelle warf mir ihren Schatten entgegen, als wollte der mich von der Düsternis im Innern warnen. Aber hinter den Scheiben schimmerte das Licht der Kerzen.
    Bevor ich die Tür erreichte, traf mich noch einmal das Licht der roten Sonne. Es war wie ein feuriger Umhang, der mich umgab, ohne daß er allerdings seine Hitze abstrahlte. Ich hatte sogar eine Gänsehaut bekommen. Das allerdings lag einzig und allein daran, wie ich mich fühlte.
    Das Wunder lag plötzlich so nah.
    Nur ein paar Schritte entfernt, die ich innerhalb weniger Sekunden zurückgelegt hatte.
    Dann stand ich vor der Tür.
    Sie war aus dunklem Holz gefertigt worden. Wind und Wetter hatten die Außenseite schon ziemlich gezeichnet. Ich suchte die Maserung ab, ohne allerdings ein Zeichen oder einen Hinweis zu entdecken, der den Besucher davor warnte, die kleine Kirche zu betreten.
    Es war alles anders in dieser Welt. Ich sah nur die Kapelle. Die normalen Dinge zählten nicht mehr. Sie waren in den Hintergrund getreten.
    Mein Blick glitt an der Tür entlang in Richtung Boden. Die Klinke lag tiefer als bei den
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