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1005 - Im Bann des alten Königs

1005 - Im Bann des alten Königs

Titel: 1005 - Im Bann des alten Königs
Autoren: Jason Dark
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gezogen. Er war seinem Drängen gefolgt und hatte erleben müssen, wie sich das Skelett für einem Moment bewegt und dann aufgerichtet hatte. Es war nichts weiter mit ihm geschehen. Der Abbé war dann auch wieder gegangen, ohne allerdings Ruhe zu finden, denn dieser unheimliche Vorfall ließ ihm einfach keine Ruhe.
    Warum hatte sich das silberne Skelett erhoben? Welche Kraft steckte dahinter?
    Er konnte es nicht sagen. Es war alles viel zu fremd und undurchsichtig geworden. Eines jedoch stand fest. Es würde weitergehen, und es würde möglicherweise nicht nur bei diesem einen kurzen Erwachen bleiben.
    Der Abbé war so allein den Weg wieder zurückgegangen, wie er ihn auch in die andere Richtung genommen hatte. In seinem Haus hatte er mit keinem der Brüder über den Vorfall gesprochen. Er hatte ein Bad genommen und sich danach in sein Arbeitszimmer begeben, wo auch eine Liege stand, die ihm als Schlafplatz diente.
    Er war müde. Nur an den Schlaf konnte er nicht herankommen.
    Wenn er sich auf die rechte Seite drehte, sah er den Knochensessel!
    Vor dem Fenster hatte er seinen Platz gefunden. Der Schädel in der Mitte ragte über den unteren Rand der Fensterbank hinweg, als wollte sein Knochengesicht ein Zeichen für die Zukunft setzen, daß der Tod stets allgegenwärtig war.
    Der Abbé dachte auch daran, daß John Sinclair auf dem Sessel seinen Platz gefunden hatte. Ja, er war der letzte gewesen. Von diesem Platz aus hatte er seine Reise angetreten, nachdem er Chartres hinter sich gelassen hatte.
    Aber wohin?
    Der Sessel gab ihm keine Antwort. Das Knochengesicht schien ihn sogar höhnisch anzugrinsen, und Bloch stöhnte leise auf. Er fühlte sich in den Hintergrund oder ins Abseits gedrängt. Dabei war er ein Mensch, der ebenfalls zu den Kennern und den Eingeweihten gehörte und es einfach nicht hinnehmen wollte, daß man ihn überging.
    Ein Gedanke kam ihm. Er dachte gar nicht länger darüber nach, sondern setzte sich mit einer sehr heftigen Bewegung hin. Für einen Moment blieb er in dieser Lage. Er schaute zwar noch immer gegen den Knochensessel, was jetzt allerdings mehr einem Alibi glich, denn die Gedanken beschäftigten sich mit ganz anderen Dingen.
    Er dachte an den Würfel des Heils!
    Völlig wehrlos war er nicht. Dieser Würfel war ein Mittler, ein Wegweiser. Er war einer, der ihm eine Botschaft übermitteln konnte, und Botschaften brauchte er zu diesem Zeitpunkt mehr denn je.
    Bloch wollte nicht mehr im Bett bleiben. Er stand auf. Auch wieder etwas heftig, so daß er mit dem Gleichgewicht zu kämpfen hatte. Er war nicht mehr der Jüngste, das merkte er immer wieder, aber schlafen wollte er auch nicht.
    Der Abbé ging zu seinem Lieblingsplatz, dem Schreibtisch. Das Zimmer war groß genug, und der Schreibtisch war umgeben von zahlreichen Büchern, die in hohen Regalen standen.
    Dafür hatte er keinen Blick. Er öffnete eine Lade an der rechten Seite und griff blind hinein.
    Seine Finger bekamen den Würfel zu fassen. Die Hand bedeckte den viereckigen Gegenstand wie ein Dach, und so holte er ihn auch hervor und stellte ihn vor sich.
    Für einen Moment schaute er auf die obere Fläche. Er sah die tiefrote, schon violette Farbe, die das Innere des Würfels so geheimnisvoll machte.
    Sie war nicht nur geheimnisvoll. Sie barg auch ein Geheimnis, denn der Würfel war so etwas wie ein Fenster zu anderen Dingen und Vorgängen. Man konnte ihn als Medium benutzen. Zugleich aber war er ein Element gegen das Böse, denn es gab noch einen zweiten, völlig identischen. Das war der Würfel des Unheils, und der wiederum befand sich im Besitz des Spuks.
    So hoben sich die Pole gegenseitig auf. Das hatten der Abbé und der Spuk akzeptiert. Es gab zwischen ihnen keine Angriffspunkte, vorausgesetzt, der eine kam dem anderen nicht ins Gehege.
    Das würde in diesem Fall auch nicht so sein, Bloch hoffte es jedenfalls. Er hob seine Hände an und legte sie gegen die seitlichen Kanten des Würfels.
    Der Abbé wußte, daß man ihn nicht stören würde. So hatte er es sich ausgebeten, und an diese eiserne Regel hielten sich seine Templer-Brüder. Bloch bereitete Johns Verschwinden Sorgen. Er fühlte sich dabei mitschuldig, und er hatte vor, auf diese Art und Weise einen Kontakt herzustellen.
    Er wartete.
    Sein Blick war nach unten gerichtet. Der Würfel war noch »kalt«.
    Auch Bloch hatte noch nicht die innere Stärke, um ihn aktivieren zu können.
    Warten. Sich konzentrieren. Seine Kräfte ebenso mobilisieren wie die des Würfels.
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