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1004 - Die Stufen der Erkenntnis

Titel: 1004 - Die Stufen der Erkenntnis
Autoren: Unbekannt
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Atemorgan, war eine Maske gestülpt.
    „Nichts Besonderes, Lysker", antwortete Surfo Mallagan. „Unser Freund Turphi hat sich ein wenig aufgeregt. Ein Mißverständnis, weiter nichts."
    Das Krakenwesen stelzte behäbig in den Aufenthaltsraum. Die Lysker bildeten ein starkes Fremdkontingent der kranischen Flotte. Mit ihrer schwarzen Körperbehaarung wirkten sie düster. Sie waren nicht gesprächig und bewegten sich, wenn sie keinen Grund zur Eile sahen, mit einer Langsamkeit, die manchem anderen Wesen gegen den Strich ging. Der erste Eindruck war, daß Lysker ungern mit Mitgliedern anderer Spezies zu tun hatten. Im Grunde genommen waren sie jedoch recht gesellige Burschen, die nur aufgrund ihrer fremdartigen Verhaltensweise zurückgezogen wirkten. Lysker waren mutige und umsichtige Kämpfer - wenn man ihnen klarmachen konnte, daß ein Ziel des Kampfes wert war. Sie sprachen Krandhorjan mit tiefer, brummender Stimme und einem eigenartigen Akzent, der durch die Atemmaske noch verstärkt wurde. Ihre Eigennamen waren für andere Zungen unaussprechbar; deshalb nannte man sie gewöhnlich bei ihrer Artbezeichnung.
    Der Lysker entfaltete seine Tentakeln und schwang sich auf eine der zahlreichen Sitzgelegenheiten, mit denen der Aufenthaltsraum ausgestattet war.
    „Worüber hat sich Turphi aufgeregt?" brummte es unter der Atemmaske hervor. „Hat er Angst vor den Aychartan-Piraten?"
    „Du weißt es also auch schon?" sagte Surfo verblüfft.
    „Die Prodheimer-Fenken plappern es im ganzen Schiff herum", antwortete der Lysker.
    „Angeblich haben sie einen der Kommandanten unter Hypnose ausgefragt."
    „Ich war das!" erklärte Turphi stolz. „Und ich fürchte mich nicht vor den Aychartanern."
    „In diesem Fall scheint mir ein wenig Angst ganz angebracht", sagte der Lysker. „Die Aufklärer haben angeblich einen aychartanischen Stützpunkt ausgemacht, über vierhundert Lichtjahre vom Nest der Achten Flotte entfernt. Daß die Kranen sich über die Stärke der Aychartaner nicht äußern, kann nichts Gutes bedeuten. Achtzehn Raumschiffe sind eine verdammt erbärmliche Streitmacht, um einen gut ausgerüsteten Stützpunkt anzugreifen."
    Surfo Mallagans Blick wanderte zu dem blauen Eichhörnchen.
    „Das wußtest du alles?" fragte er.
    „Natürlich", antwortete Turphi selbstbewußt.
    „Warum hast du nichts davon gesagt?"
    „Ihr habt mich nicht danach gefragt."
    Surfo sah zum Chronometer auf und studierte die kranischen Zeitzeichen, deren Verständnis ihm noch immer eine gewisse Schwierigkeit bereitete.
    „Wie lange noch?" wollte er wissen.
    „Sobald wir in die Zeitbahn eingetreten sind, noch eine knappe Stunde", sagte Turphi.
     
    *
     
    Surfo Mallagan hatte sich in seine Kabine zurückgezogen. Er brauchte Zeit zum Nachdenken. Das Gerede, Geschnatter und Gebrumme im Aufenthaltsraum, der unterschiedslos von den Mitgliedern sämtlicher an Bord vertretenen Arten benutzt wurde, war ihm zuviel.
    Surfo hockte auf seiner Koje und starrte auf die unbelebte Fläche des kleinen Bildschirms. Die SANTONMAR war auf der Zeitbahn. In diesem Raum zwischen den Universen versagten die Aufnahmegeräte. Draußen war nichts. Das Raumschiff war ein Kosmos in sich selbst, ein abgeschlossenes Minikontinuum. Surfo Mallagan hatte gelernt, daß nur auf diese Weise die Geschwindigkeit des Lichtes, die im Normalraum eine unüberwindbare Barriere darstellte, überschritten werden konnte. Er hatte noch mehr Dinge gelernt. Überhaupt war seine Karriere, seit er Chircool verlassen hatte, ein einziger Lernprozeß gewesen. Es waren ihm Kenntnisse vermittelt worden, die sich auf Dinge und Vorgänge bezogen, von denen er früher nicht einmal geahnt hatte, daß sie überhaupt existierten. Er nahm alles in sich auf, und wenn das Wissen sich in seinem Bewußtsein festgesetzt hatte, dann kam es ihm vor, als sei es immer dort gewesen. Er wußte, daß der seltsame Organismus damit zu tun hatte, den er unter der Schädelhaut trug.
    Seine Gedanken wanderten zurück zu Chircool. Am Anfang hatte er es als Gunst des Schicksals empfunden, daß ausgerechnet er einer von den dreien sein durfte, die an Bord des kranischen Schiffes den Siedlerplaneten verließen. Die Kranen waren als Eroberer gekommen, daran bestand kein Zweifel. Sie machten deutlich, daß Chircool ab sofort zum Reich der Herzöge von Krandhor gehöre und die Kolonisten sich entsprechend zu verhalten hätten. Die erste Amtshandlung der neuen Herren war gewesen, sämtliche Bewohner von Chircool zusammenzutreiben
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