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1004 - Die Stufen der Erkenntnis

Titel: 1004 - Die Stufen der Erkenntnis
Autoren: Unbekannt
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Adern, die in die blasenartige Umhüllung eingelassen waren, leuchteten in hellem Blau. Die rippenförmigen Bauchwülste zuckten. Es gab keinen Zweifel: 2-Herri befand sich im Zustand höchster Aufregung.
    1-Rot sah zu seinem Untergebenen auf.
    „Du hast eine wichtige Beobachtung gemacht?" fragte er mit Worten, Augen und Gesten zugleich.
    „Eine entscheidende Beobachtung", antwortete 2-Herri. Seine Sprache klang, wie die 1-Rots, guttural und gleichzeitig sprudelnd, als würden die Worte unter Wasser hervorgestoßen. Auch 2-Herri gestikulierte mit Augen und Händen, um die Aussage der Worte zu unterstützen. „Der Feind hat einen kleinen Verband vom Nest der Achten Flotte ausgesandt. Insgesamt achtzehn Einheiten. Sie sind vor kurzem aus dem Normalraum verschwunden und zu überlichtschneller Fahrt übergegangen."
    Das Wichtigste kam noch, entschied 1-Rot. Die bisherige Mitteilung hätte 2-Herri ihm auf dem üblichen Kommunikationsweg gemacht. Nur wenn eine Information von sensationellem Gehalt vorlag, überbrachte der Berichterstattende seine Mitteilung in eigener Person.
    „Worauf kommt es an?" fragte 1-Rot.
    „Der Kurs des Verbandes zielt auf uns", antwortete 2-Herri. „Siebzehn Schiffe werden unseren Standort in einer Entfernung von wenigen Lichtstunden passieren. Das achtzehnte kommt genau auf uns zu."
    Ein leuchtender Glanz trat in 1-Rots Augen. Das war die Gelegenheit, auf die er wartete.
     
    2.
     
    „Woher hast du das, Turphi?" fragte Surfo Mallagan das blaue Eichhörnchen.
    Die Augen des Prodheimer-Fenken blitzten spöttisch.
    „Sag" ich dir nicht. Du mußt es selber raten." Turphis Stimme war schrill und aufgeregt. Er sprach Krandhorjan mit einem lispelnden Akzent. „Ich kann nicht so ohne weiteres meine Informationsquellen preisgeben."
    „Mach keine Witze, Turphi", mahnte ihn Surfo. „Mich interessiert nur, ob deine Information zuverlässig ist."
    „Und wie!" prahlte der Prodheimer-Fenke.
    Brether trat hinzu.
    „Glaub ihm kein Wort, Surfo", sagte er. „Von Turpsi weiß man, daß er minunter ganz gewaltig aufschneidet."
    Das Gesicht des Eichhörnchens verzerrte sich zu einer wütenden Grimasse. Auf dem verkümmerten Schwanz, der wie ein drittes Bein wirkte, stemmte das eigenartige Wesen sich ab und sprang auf Brether Faddon zu. Brether wich lachend zur Seite, aber aus dem Mund des Prodheimer-Fenken ergoß sich eine wüste Flut von Beschimpfungen über ihn.
    „Das lügst du in deinen angefaulten Hals, du stinkender Fremder!" war aus dem zischelnden Geschrei schließlich herauszuhören. „Turphi schneidet nicht auf. Turphi besitzt immer zuverlässige Informationen. Oder meinst du, der Dritte Kommandant brächte es fertig, Turphi anzulügen, während er unter dem Einfluß der Entspannungshypnose steht?"
    Surfo und Brether warfen einander bedeutungsvolle Blicke zu. Wenn es der Dritte Kommandant gesagt hatte, dann durfte man es wohl glauben. Turphi war, wie die Mehrzahl seiner Artgenossen, in der medizinischen Abteilung beschäftigt. Entspannungshypnose war bei den Kranen eine beliebte Methode, Streßfolgen abzubauen.
    Der Prodheimer-Fenke war inzwischen dicht vor Brether Faddon hingetreten.
    „Entschuldige dich!" verlangte er.
    „Wofür?" erkundigte sich Brether mit gespielter Ratlosigkeit.
    „Du hast ihn Turpsi genannt", leistete Surfo Hilfestellung.
    „Na und? Ah, ich verstehe! Turphi ist der Name, nicht wahr?"
    „Vergiß es nicht wieder!" stieß das blaue Eichhörnchen lispelnd hervor.
    Brether hatte es nie vergessen. Die Prodheimer-Fenken waren aufgedrehte, lustige Gesellen mit einem angeborenen Spieltrieb, der gesetzteren Naturen mitunter auf die Nerven ging. Wer sie zur Vernunft bringen wollte, der mußte sie beleidigen. Das brachte sie in Rage, und im Zorn plapperten sie aus, was sie sich eigentlich nur durch Raten hatten entlocken lassen wollen. Turpsi war im Prodheimischen ein Schimpfwort.
    Brether Faddon wußte das und hatte die Namensverwechslung schon mehrmals mit Erfolg angewandt.
    „Was ist das hier für ein Lärm?" meldete sich eine tiefe, brummende Stimme vom Eingang her.
    Unter der Tür war eine Gestalt erschienen, die in der Form entfernt an einen Kraken erinnerte. Ein ovaler Körper ruhte auf vier beinähnlichen Auswüchsen. Vier Tentakeln waren lässig um die schwarzbepelzte Körperhülle geschlungen. Halbkugelförmige Organklumpen, die zwischen den Tentakeln auf der Körperoberfläche saßen, bildeten die Sinnesorgane des fremdartigen Wesens. Über eines von ihnen, das
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