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1004 - Das Phantom in der Fremde

1004 - Das Phantom in der Fremde

Titel: 1004 - Das Phantom in der Fremde
Autoren: Jason Dark
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hätte ich ihren Rat gebrauchen können, um zu erfahren, wie oder ob es überhaupt noch weiterging.
    Der Fluch machte mir zu schaffen. All die Jahre hatte ich davon nichts gewußt. Nun aber konzentrierte er sich, lind er hing auch mit meiner Aufgabe zusammen.
    Ich wollte die Bundeslade finden, das hatte ich mir in den Kopf gesetzt. Ich war davon begeistert gewesen. Nun stellte sich automatisch die Frage, ob ich nicht zu vermessen gewesen war. Das Leben mußte seine Geheimnisse bewahren. Menschen sollten nicht alles wissen oder erfahren, aber ich war einfach in den Fall hineingestoßen worden und hatte gedacht, daß sich ein alter Traum erfüllen würde.
    Mit langsamen Schritten und noch immer auf das Schwert gestützt, näherte ich mich der Säule. Sie war die letzte Spur, und der Alte hatte mir berichtet, daß sie mit Blut gefüllt war.
    Eine Blutsäule also.
    Ich ging durch die schattenerfüllte Stille. Die Dunkelheit nistete überall. In den Winkeln, auf dem Boden und unter der Decke.
    Vor der Säule blieb ich stehen.
    Matt glänzend ragte sie in die Höhe, um dann in der Dunkelheit unter der Decke zu verschwinden. Den Sims sah ich nicht mehr und auch nicht Lalibelas blutendes Gesicht.
    Von ihm wußte ich wenig. Ich fragte mich auch, ob er tatsächlich so fromm und gottesfürchtig gewesen war, wie er dargestellt wurde.
    Daran konnte ich schlecht glauben, denn welch frommer Mensch füllte eine Säule mit dem Blut seiner Feinde?
    Ich hatte keine Ahnung. Jedenfalls hatte er mit den Templern zusammengearbeitet. Daß sie keine Chorknaben gewesen waren, das hatte die Geschichte bewiesen. Sie waren in Jerusalem eingefallen, hatten dort gewütet, getötet, auf nichts Rücksicht genommen, ebenso wie andere Kreuzfahrer, und in den Gassen der Stadt soll das Blut kniehoch gestanden haben, glaubte man den Berichten.
    Das Tuch lag in der Nähe. Ich nahm wieder die kleine Lampe zu Hilfe und leuchtete die Säule an.
    Ja, das Gestein sah anders aus. Mich erinnerte es an einen Spiegel mit dunkler Fläche, auf dem sich so gut wie kein Staubkorn abgesetzt hatte.
    Diesmal sah ich das Gesicht Lalibelas und erkannte auch den Blutstreifen.
    Ich trat einen halben Schritt zurück, um einen besseren Blickwinkel zu bekommen. In mir steckte ein Drang, es noch einmal zu versuchen, und wieder konzentrierte ich mich ausschließlich auf mein Ziel.
    Beide Hände umfaßten den Schwertgriff, als ich die Waffe anhob.
    Hätte mich jetzt jemand gefragt, warum ich das tat, ich hätte ihm kaum etwas antworten können. Es war einfach der innere Antrieb, der mich handeln ließ.
    Die Klinge schwang ich nicht über den Kopf. Ich wollte es mit einem weicheren Schlag versuchen.
    Dann stieß ich die Spitze gegen das Gestein.
    Ich rechnete mit einem Abrutschen, das wäre zumindest normal gewesen, aber das trat nicht ein. Die Klinge rutschte oder prallte nicht ab.
    Sie blieb stecken!
    Ich stand unbeweglich. Das Schwert hielt ich fest. Mein Blick schweifte über die Klinge hinweg, und ich hielt den Atem an, weil ich so überrascht war.
    War die Säule so weich?
    Ich schüttelten den Kopf und flüsterte: »Das gibt es doch nicht!«
    Dann nahm ich es aber trotzdem hin und gab dem Schwert sogar noch einen leichten Druck.
    Die Klinge glitt tiefer in die Säule hinein, als bestünde sie tatsächlich aus Gummi.
    Ich mußte schlucken, stieß die Klinge noch tiefer hinein und entdeckte, daß sich der Riß in der Säule in eine Wunde verwandelte, denn im Hintergrund quoll tatsächlich etwas Dunkles hervor, das dort auch nicht mehr blieb, sondern seinen Weg nach vorn fand.
    Dunkel und zäh.
    Blut!
    Ja, das mußte Blut sein. Es füllte die »Wunde« in der Säule und quoll schließlich aus ihr hervor.
    Wie bei einem Maul wurde es ausgespien.
    Tropfen für Tropfen drang hervor. Zwar einzeln, aber die Tropfen waren durch dünne Fäden miteinander verbunden, so daß der makabre Fluß nicht aufhörte.
    Ich zog das Schwert wieder zurück und schüttelte mich. Das hier zu sehen, war schlimm. Eine blutende Säule findet man nur höchst selten.
    Und sie blutete weiter. Die rote Flüssigkeit rann über den unteren Rand der Öffnung hinweg. Wie eine lange Zunge leckte der Streifen an der Säule nach unten.
    Ich nahm wieder die Lampe und leuchtete in die »Wunde« hinein.
    Ja, es war Blut. Alles Blut. Seine rote Farbe hatte es fast verloren. Der Braunton war stärker hervorgetreten.
    Ein Geräusch schreckte mich auf. Es stammte nicht von einem Menschen, war aber vor mir zu hören
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