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1001 Versuchung

1001 Versuchung

Titel: 1001 Versuchung
Autoren: Annie West
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gehen.“
    Das sollte sie so oder so tun, so stark, wie sie auf diesen Mann reagierte. Damit konnte sie nicht umgehen. So etwas war ihr noch nie passiert. Es beunruhigte sie.
    Sie stand auf.
    „Dann ist es gut, dass Sie nicht unbefugt hier eingedrungen sind.“ Sein Lächeln wurde breiter, und Rosalie blieb für einen Moment wie erstarrt stehen. Wer hätte ahnen sollen, dass ein Mann mit solch strengen Zügen und mit einer solchen Aura von Macht so … so charmant und …
    „Nichtsdestotrotz sollte ich mich auf den Weg machen.“
    „Ohne mich Ihre Arbeit sehen zu lassen?“
    Es war albern, ihm diesen Wunsch zu verweigern. Zwar hatten die Skizzen nicht die Qualität von einst, aber so schlimm wie die eines Anfängers waren sie auch nicht. Rosalie trat einen Schritt vor, zögerte dann jedoch, den Pferden näher zu kommen. Die Tiere schienen ihr groß und imposant, vielleicht würden sie scheuen oder sogar beißen.
    „Vor Layla und Soraya brauchen Sie sich nicht zu fürchten, sie haben exzellente Manieren. Sie beißen nicht, nicht einmal die Hand, die sie füttert.“
    „Sie kümmern sich um die Tiere?“, fragte Rosalie und rückte ein Stückchen vor.
    „Ja. Aber das ist nur einer der Gründe, warum sie mich lieben, nicht wahr, meine Engel?“ Er hatte es nahe am Ohr des Pferdes gesagt, und ein leises Schnauben folgte als Erwiderung. Dann lenkte er das Tier vor, und Rosalie fand sich eingekreist zwischen den Stuten. Wärme und ein erdiger Geruch hüllten sie ein. Es war irgendwie beruhigend. Und noch ein anderer Duft stieg ihr in die Nase, als der Reiter sich vorbeugte, um ihren Block zu nehmen. Würzig, nach Salz und Mann.
    Unwillkürlich wich Rosalie einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen ein Pferd. Sie sah auf und traf auf den Blick aus dunklen Augen. Das Funkeln, das sie dort erkannte, versetzte sie in seltsame Erregung.
    „Darf ich?“, murmelte er, und seine Stimme fuhr ihr wie Samt über die Haut.
    „Ja, natürlich.“ Konzentrier dich auf die Skizzen. Doch das war einfacher gesagt denn getan, wenn sie sich so eingekesselt fühlte. Irgendetwas an diesem Mann brachte sie völlig aus der Ruhe.
    Statt ihm den Block einfach auszuhändigen, schlug sie die Seiten um.
    Die erste Skizze, die Pferde auf dem Weg ins Wasser, zeigte deren Eleganz und Geschmeidigkeit. Das nächste Blatt: die stolze Haltung der Tiere, die geschwungenen Hälse, die geblähten Nüstern, die dunklen großen Augen. Das dritte Blatt nur eine Andeutung, unklar, leicht verzerrt, und doch drückte es wirkungsvoll Bewegung aus. Dann ein Entwurf von Pferd und Reiter, wie eine Einheit.
    Rosalie hielt den Atem an, als sie das nächste Blatt umschlug und auf gelungene Hände starrte. Kräftige und doch schlanke Hände, mit langen Fingern. Der Umriss von männlichen Schultern, ein muskulöser Hals, ein markantes Kinn … Das war lebendiger und besser als alles, woran sie sich in den letzten Tagen versucht hatte.
    „Sie haben Talent“, sagte er. „Großes Talent.“
    „Danke.“ In ihrem Erstaunen über sich selbst vergaß Rosalie, seinem durchdringenden Blick auszuweichen, und versank darin. Selbst jetzt wirkten sie noch schwarz. Wie nahe würde sie sein müssen, um deren wahre Farbe erkennen zu können? „Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie zeichne? Die Pferde waren so schön, dass ich nicht widerstehen konnte.“
    Er lehnte sich vor, und Rosalie schluckte. Was mochte wohl dieser undurchdringliche Blick bedeuten?
    „Es ist eine Ehre für mich, dass Sie Layla und Soraya als Ihre Modelle erwählt haben.“ Sich selbst erwähnte Arik nicht. Sie war auch so schon nervös genug, als hätte sie nie zuvor einen Mann gesehen. Und doch bewiesen ihre Zeichnungen mit dem Blick für Details das Gegenteil.
    Heute Morgen hatte er die Enttäuschung gefühlt, weil sie so jung ausgesehen hatte. Zu jung für das, was er im Sinn hatte. Doch je näher er gekommen war, desto erleichterter wurde er. Ihre grazile Statur rührte nicht von extremer Jugend her, obwohl er sie auf Anfang zwanzig schätzte. Um den vollen Mund lag ein fester Zug, und in ihrem Blick war eine Ernsthaftigkeit, die ihm sagte, dass sie bereits Erfahrungen gesammelt hatte.
    „Zeichnen Sie Landschaften, oder arbeiten Sie mit lebendigen Modellen?“
    Die Art, wie ihr Blick über seinen Oberkörper glitt, zu seinen Händen an den Zügeln, gab ihm bereits die Antwort. Und zudem eine Idee.
    „Ich … Beides.“ Sie klappte den Block zu und drehte sich zu Soraya, um das
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