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1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen

1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen

Titel: 1001 Nacht mit dem Wüstenprinzen
Autoren: A Green
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ich mich entschuldigen. Was ich da gesagt habe, war nicht für Ihre Ohren bestimmt.“
    Sie raffte allen Mut zusammen, erhob sich und trat hinter ihren Sessel. „Wieso nicht? Schließlich sprachen Sie über die Vorteile unserer Verbindung. Warum nicht hier und jetzt offen mit mir darüber reden? Wir könnten dann gleich feststellen, ob ich Ihnen konservativ und unscheinbar genug bin.“
    Nun nahm das Gesicht des Sultans Farbe an, das einzige Zeichen, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Ansonsten schien ihre Aufregung ihn nicht weiter zu berühren, und Samia wünschte, sie könnte diesem Mann entschlossener gegenübertreten. Erneut ballte sie die Hände zu Fäusten, während Sadiq sich zurücklehnte und sie wieder abschätzend betrachtete.
    „Dann machen Sie sich also keine Illusionen. Eine Heirat zwischen uns würde aus rein praktischen Erwägungen und einer Reihe anderer Gründe erfolgen.“
    „Keine Sorge. Ich mache mir nicht die geringsten Illusionen“, versicherte Samia ihm verbittert.
    „Unsere Verbindung wäre zum Wohl unserer beider Länder.“ Unvermittelt beugte Sadiq sich vor, und in seinen Augen erschien ein kalter Ausdruck, der Samia erschreckte. „In unserem Kulturkreis werden Ehen arrangiert. Kaum jemand dürfte auf einer Liebesheirat bestehen“, setzte er nachsichtig hinzu.
    Matt schüttelte sie den Kopf. „Nein. Natürlich nicht.“ Eine Liebesheirat war das Letzte, das sie erwartet hätte oder sich wünschte. Sie hatte miterlebt, wie maßlos der Tod ihrer Mutter ihren Vater getroffen hatte. Jedes Mal, wenn er seine kleine Tochter ansah, hatte Samia seinen stummen Vorwurf gespürt, am Tod ihrer Mutter schuld zu sein.
    Sie hatte miterlebt, wie diese unendliche Trauer sich auf alles ausgewirkt und die zweite Frau ihres Vaters verbittert zurückgelassen hatte. Selbst ihren geliebten Bruder hatte diese maßlose Liebe gezeichnet, er war hart und zynisch geworden. Schon vor Jahren hatte Samia sich geschworen, eine so zerstörerische Macht gar nicht erst an sich heranzulassen.
    Der Sultan lehnte sich wieder zurück. Samias Antwort schien ihm zu gefallen. Bedeutsam spreizte er die Hände. „Tja, was haben Sie dann gegen unsere Heirat?“
    Alles! Sie wäre eine einzige Farce! Ein eiskalter Handel! Samia setzte sich wieder und faltete die Hände im Schoß. „Meine Zukunft stelle ich mir anders vor.“ Schon deshalb hatte sie sich bewusst im Hintergrund gehalten, um für eine arrangierte Ehe gar nicht erst in Betracht zu kommen.
    Sadiq runzelte die Stirn. „Aber als älteste Schwester des Emirs von Burquat mussten Sie doch damit rechnen, einem solchen Arrangement nicht entkommen zu können –, obwohl Sie sich Erwägungen dieser Art bisher geschickt entzogen haben.“
    Schuldbewusst schwieg Samia. Eins war ihr immer klar gewesen: Sie lebte in einer Männerwelt, in der über eine Frau verfügt wurde. Das hätte ihr Bruder ihr auch sagen können. Für sie hätte es genug Ehekandidaten gegeben, doch Kaden hatte sich stets zurückgehalten. Natürlich wusste Samia, dass er ihr eines Tages eine arrangierte Ehe vorschlagen könnte –, und eine Hochzeit mit Sultan Sadiq Al-Omar musste ihm ideal erscheinen. Durch die damit verbundenen wirtschaftlichen Verknüpfungen würde Burquat ins einundzwanzigste Jahrhundert aufrücken und die dringend benötigte wirtschaftliche Stabilität entwickeln können.
    Nur ungern gestand Samia es sich ein, aber sie entstammten tatsächlich einer Welt, in der Ehen um vieles nüchterner und emotionsloser eingegangen wurden als im Westen. Aus Liebe zu heiraten, war für einen orientalischen Herrscher selten und galt als belächelter, wenn nicht gar fragwürdiger Luxus. Heiraten wurden unter Berücksichtigung von Familienbanden, strategischen Allianzen und politischen Zielen arrangiert. Erst recht königliche Ehen.
    Samia kam zu einem Schluss. Eigentlich konnte eine praktische arrangierte Ehe ihr nur recht sein. So lief sie keinerlei Gefahr, sich in Sadiq zu verlieben –, und er sich auch nicht in sie. Damit würde sie garantiert eine andere Ehe führen als ihre Eltern …
    Sultan Sadiq stand auf, und wieder überkam Samia leise Panik. Wachsam lehnte sie sich zurück und war wütend auf sich selbst, weil sie sich bei diesem Mann klein und unbedeutend vorkam. In der Nationalbibliothek hatte sie dreißig Angestellte unter sich, außerdem war sie es gewöhnt, sich gegen ihren älteren Bruder durchzusetzen. Doch der Sultan hatte es bereits nach wenigen Minuten geschafft, sie
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