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1001 - Die Jäger von Chircool

Titel: 1001 - Die Jäger von Chircool
Autoren: Unbekannt
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daran, lang wie ein Unter-arm. Jörg schleuderte seine Beute an Land. Das Tier landete neben Brether Faddon, und der folgte seinen Jagdinstinkten und tötete das Tier mit einem Messerstich, ehe er auch nur Zeit fand, es genauer zu betrachten.
    Der Junge watete lachend aus dem Wasser, während die drei Jäger schweigend auf die Beute blickten. Sie sahen eine schuppenhäutige, fußlose Kreatur mit langgestrecktem, seitlich abgeflachtem Körper, an dessen Rücken und Bauch seltsame, farbige Fransen saßen.
    „So etwas habt ihr gegessen?" fragte Surfo Mallagan skeptisch.
    „Es schmeckt sehr gut", nickte Jörg und brach dürre Zweige aus dem Gewirr der Krauter. Ehe die Jäger sich noch von ihrer Überraschung erholen und gegen so viel Leichtsinn protestieren konnten, flackerte bereits ein kleines Feuer auf. Surfo Mallagan warf einen Blick auf die Umgebung.
    „Wir werden es probieren", entschied er seufzend. „Gibt es viele solche Tiere in dem See?"
    „Sehr viele", antwortete Jörg, rollte zwei Steine neben das Feuer, spießte seine Beute auf einen grünen Zweig und hängte sie über die Flammen. „Ich glaube, sie kommen aus dem Bach."
    „Es riecht merkwürdig", stellte Scoutie fest.
    „Dafür schmeckt es um so besser", meinte Jörg gelassen.
    Mallagan beschloß, sich nicht weiter über diese seltsame Beute zu wundern, sondern statt dessen jene Frage zu stellen, die ihm schon lange auf der Zunge lag.
    „Wo ist Djin?"
    „Der Alte vom Berg hat ihn geholt", murmelte Jörg und blickte angelegentlich in die Flammen.
    In Mallagans Gehirn keimte ein schrecklicher Verdacht. Konnte es sein, daß der Junge - bewußt oder unbewußt - der furchtbaren Wahrheit auswich, indem er sich auf eine Lügengeschichte konzentrierte?
    Niemand wußte, ob es den Alten vom Berg wirklich gab. Unzählige Sagen berichteten von ihm, und es schien, als hätte dieses Wesen einige Male ganz konkret das Schicksal der Betschiden beeinflußt, aber Mallagan war nicht so leichtgläubig, als daß er all das un-besehen hätte glauben können. Nicht einmal die Tatsache, daß St. Vain plötzlich eine der alten Waffen durch die Gegend schleppte und diese Waffe noch dazu funktionstüchtig zu sein schien, konnte ihn von der Existenz des Alten vom Berg überzeugen. Er hegte schon seit langem den Verdacht, daß die „Kommandozentrale" noch einige Geheimnisse barg. Seit zwanzig Generationen wählten die Betschiden in regelmäßigen Abständen ihren „Ka-pitän", und immer waren es Leute aus der Familie St. Vain gewesen, die dieses Amt be-kleideten. Nach Mallagans Meinung konnte das nicht daran liegen, daß die Betschiden den St. Vains so uneingeschränktes Vertrauen entgegenbrachten. Er glaubte vielmehr, daß den Kapitänen Möglichkeiten zur Verfügung standen, die Betschiden zu beeinflussen - und daß sie diese Mittel geheim hielten. Vielleicht hatten sie hier und da keine andere Möglichkeit gesehen, als in besonderen Fällen diese Mittel auch für andere Zwecke zum Einsatz zu bringen, und um sich nicht bei der erstbesten Gelegenheit dieser Art zu verra-ten, hatten sie die Sage vom Alten vom Berg aufgebracht.
    Mallagan sah sehr deutlich, daß seine Argumentation einen schwachen Punkt hatte. St. Vain war ausgesprochen eitel. Er würde es nicht fertig bringen, um eines Prinzips willen sein Licht unter den Scheffel zu stellen. Und dann war da noch die Stimme, die aus der Waffe gekommen war. Hatte sie wirklich dem Alten vorn Berg gehört? Oder gehörte sie einem längst verstorbenen Solaner, der irgendeinen Trick in die Waffe eingebaut hatte?
    Unwillkürlich sah Mallagan nach Norden. Verschwommen zeichnete sich im Dunst der Ferne die Kette schneebedeckter Berge ab, hinter denen das Tal der Chircools lag. Irgendwo in diesen Bergen sollte der Alte vom Berg hausen. Die Berge waren für einen Betschiden so gut wie unerreichbar. Zu Fuß, quer durch den Dschungel der Hochebene, brauchte man Tage, um den Fuß des Gebirges zu erreichen. Man mußte dabei die Gren-zen des Jagdreviers verlassen, den Kreis der Jaguare durchstoßen und stand anschlie-ßend der gänzlich ungezähmten Natur gegenüber. War nicht auch die riesige Entfernung, in der man den sagenhaften Wohnsitz des Alten vom Berg angesiedelt hatte, ein Indiz dafür, daß es sich um nichts anderes als ein Hirngespinst handelte? Wie sollte ein Wesen, das so weit vom Dorf entfernt war, über die Vorkommnisse in der Siedlung unterrichtet sein, und wie sollte es von Fall zu Fall prompt zur Stelle sein und
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