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1001 - Die Jäger von Chircool

Titel: 1001 - Die Jäger von Chircool
Autoren: Unbekannt
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das Ganze war nicht so ungewöhnlich, daß es Verdacht erregen konnte. Aber als Mallagan in die Hütte zurückkehrte, sah er, wie Scoutie die Hand unter die Fellbluse steckte und das Schnüffeltierchen hervorholte.
    „Komischer Kerl", sagte sie verblüfft. „Vorhin hat er sich so fest an mich geklammert, daß ich ihn mitnehmen mußte."
    Tolpatsch war also bei ihr gewesen, als die Chircools sich so merkwürdig benahmen.
     
    7.
     
    Als am nächsten Morgen vier Horden von Chircools sich nacheinander dem Dorf näher-ten, brach unter einigen Betschiden eine Panik aus. Der Anblick der geifernden Tiere, das Geschrei und Gequietsche, das Singen der Bögen und die hastigen Aktivitäten der Jäger, die nach jeder Schlacht sofort die toten Bestien beseitigten, das alles war zu viel für sie.
    Sie waren friedliche Leute, die der Auseinandersetzung mit dem Dschungel schon des-halb aus dem Wege gingen, weil sie draußen gezwungenerweise hätten töten müssen. Sie verabscheuten den Gebrauch von Waffen, und sie haßten alles Blutvergießen. Solan-ge die Kämpfe zwischen den Jägern und ihrer Beute weitab vom Dorf stattfand, konnten sie sich beruhigt ihren Illusionen hingeben und den Glauben nähren, daß man auch in dieser Welt auf friedliche Weise zu überleben vermochte.
    Nicht genug damit, daß sie nun auf drastische Weise eines Besseren belehrt wurden und begreifen mußten, daß es den Chircools völlig gleichgültig war, ob sie einen friedlichen Dorfbewohner oder einen bewaffneten Jäger auffraßen - das Nahrungsproblem brachte weitere Schwierigkeiten mit sich.
    Die Bordküche konnte nicht mehr benutzt werden. Nur dort aber gab es jene Geräte, mit deren Hilfe man große Mengen von Fleisch, Früchten und Wurzeln so gründlich zerklei-nern und vermischen konnte, daß niemand mehr dem Gemisch ansah, welcher Herkunft es war. Nur etwa ein Drittel der im Dorf lebenden Betschiden ernährte sich fast aus-schließlich von den undefinierbaren Breien, die auf solche Weise entstanden. Sie aßen bestenfalls bestimmte Früchte roh und im Urzustand. Die anderen waren durchaus dazu bereit, auch einmal gebratenes Fleisch zu verzehren, wenn auch einige es vorzogen, da-bei die Augen zu schließen.
    Das „Küchenpersonal" hatte sich in einigen Kochhütten niedergelassen, die ihnen von Jägern zur Verfügung gestellt wurden. Dort gab es die zum Zerkleinern der Nahrung nöti-gen Geräte nicht, und selbst wenn es sie gegeben hätte, wäre es unmöglich gewesen, eine solche umständliche und zeitraubende Form der Nahrungszubereitung unter den ge-gebenen Umständen zu praktizieren.
    Alles Fleisch, das man am Tag zuvor hatte retten können, mußte nach Doc Mings Anweisungen sofort verbraucht werden - Abfälle wanderten diesmal in die Schlucht, anstatt weiter verarbeitet zu werden. Man mußte alles tun, um die Chircools nicht noch zusätzlich ins Dorf zu locken. Bei Tagesanbruch zogen einige Jäger nach Osten davon.
    Was sie an Beute heimbrachten, war kaum genug, um den ärgsten Hunger zu stillen.
    Obwohl aber alle Betschiden nach der langen, entbehrungsreichen Regenzeit ausgehungert waren, weigerten sich die Anhänger der „Schiffsnahrung", auch nur ein Stück Fleisch zu sich zu nehmen. Möglicherweise hätte ein Machtwort des Kapitäns sie zu der Einsicht bewegen können, daß es nicht nur unvernünftig, sondern im höchsten Maß gefährlich für alle Bet-schiden war, wenn ein Drittel der Dorfbevölkerung ausgerechnet jetzt eine Fastenkur ein-legte. Aber St. Vain drückte sich vor der Verantwortung und blieb in seiner „Kommando-zentrale".
    Doc Ming, der seine Pappenheimer kannte, unternahm, als das Frühstück ausgegeben wurde, einen Rundgang, der ihn zu allen von den Köchen und Köchinnen besetzten Kochhütten führte, und er erwischte auch prompt eine ganze Reihe von Betschiden, die das Küchenpersonal dazu zu überreden versuchte, daß sie ihnen trotz aller Schwierigkei-ten kleine Portionen der gewohnten Nahrung zubereiteten. Nicht selten war das Küchen-personal auch durchaus bereit, solche Extrawünsche zu erfüllen.
    Doc Ming machte allen Betroffenen daraufhin klar, daß er auf keinen Fall erlauben werde, daß man Fleisch verar-beitete. Niemand wollte den Sinn des Verbotes eingehen - bis St. Vain auf der Bildfläche erschien.
    Es war ein Auftritt, wie der Kapitän ihn sich schlimmer in seinen schrecklichsten Alpträumen nicht hätte ausmalen können.
    Seine Gefährtin war kurz zuvor in einer Kochhütte erschienen und hatte dort die ihr
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