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100 Tage Sex

Titel: 100 Tage Sex
Autoren: Douglas Brown
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Annie gab es keinen Praktikanten. Bei ihrer Lust hing alles von einer zusammengewürfelten Bande von Teilzeitkräften ab, die herbeigerufen und miteinander koordiniert werden mussten.
    Kurz gesagt: Bei mir stellte sich Lust schneller ein - womit ich nicht sagen will, mein Sexualtrieb sei stärker ausgeprägt als Annies. Nein, meine und ihre Libido waren einfach unterschiedlich. Um mich in Stimmung zu bringen, brauchte ich oft nicht mehr als einen Blick in ihren Ausschnitt. Damit Annie richtig heiß auf Sex wurde, brauchte es mehr. Doch wenn ihr Appetit erst mal da war, schrie er danach, befriedigt zu werden.
    Hatte dieser Unterschied im Sexualtrieb dazu beigetragen, dass unser Geschlechtsleben so beschaulich und berechenbar geworden war? Ich glaube nicht. Klar sprang mein Motor schneller an als ihrer, aber tendenziell erwachte die Lust bei uns gleichzeitig. So waren wir uns etwa am Samstagmorgen einig, dass Sex den Abend verschönern würde. Wenn es dann so weit war, erschien mein Praktikant auf die Minute pünktlich, während man Annies Teilzeitkräften hinterhertelefonieren musste. Nach einer gewissen Wartezeit trudelte irgendwann auch der letzte ein, und dann schliefen wir miteinander. Aber an einem Montagabend, nach einem harten Arbeitstag in Büro und Haushalt? Kein Praktikant, keine Teilzeitkräfte. Lieber schlüpften wir beide in gemütliche Sachen, zwischen die Laken und ins Reich der Träume.
    Was ich damit sagen will: Ab Januar würde Annie entweder auch in den Genuss eines apfelbäckigen und dienstbeflissenen
Praktikanten kommen (nachdem ihr Körper sich an den täglichen Sex angepasst hatte) oder sie würde sich weiterhin auf die talentierten, aber eigenwilligen Teilzeitler verlassen müssen. Wie auch immer, wir planten, es jeden Tag zu tun.
     
    Auf der Rückfahrt von unserem Wochenende ließen wir uns Zeit und machten in einem Städtchen namens Buena Vista halt. Dort schwelgten wir bei Sandwich und Cappuccino in der Erinnerung an die vielfältigen Genüsse der letzten Tage. Dann redeten wir über die Aufgabe, die vor uns lag.
    »Lief doch alles wie am Schnürchen«, sagte Annie, ihre Hand auf meinem Oberschenkel. »Da können hundert Tage doch kein Problem darstellen.«
    Hundert Tage Sex - das war erst einmal eine wunderbare Aussicht. Eine ganze Jahreszeit lang jeden Tag Sex, das könnte unsere Beziehung ändern, vielleicht für ein ganzes Jahr, vielleicht für den Rest unseres Lebens. Aber problemlos? Zweifel regten sich in mir, aber ich behielt sie für mich. Meine Frau wollte an hundert aufeinanderfolgenden Tagen mit mir schlafen. Das war ein Lottogewinn, und zwar kein läppischer Fünfer ohne Zusatzzahl, sondern der Riesenjackpot, etliche Millionen schwer, samt Pressekonferenzen und Medienberichten. Kurz: Jetzt war nicht der Augenblick, sich über die Vermögenssteuern zu grämen, die ich auf meine neuen Millionen würde zahlen müssen.
     
    Als wir zu Hause ankamen, liefen uns die Kinder buchstäblich in die Arme, und es fühlte sich verdammt gut an, wieder
daheim zu sein. Doch bald nahm die Stimmung in unserem glücklichen kleinen Haushalt eine böse Wende.
    »Aaaaaaah!«, brüllte Ginger während des Abendessens.
    »Was ist?«, fragte ich erschrocken. Hatte sie sich auf die Lippe gebissen? Sich an etwas verbrannt?
    »Meine Serviette ist heruntergefallen!«
    Diese Katastrophe löste nicht enden wollendes Geheule und Gezeter aus. Und wenig später rutschte Joni von ihrem Stuhl und machte einen Kopfstand am Boden.
    »Schau mal, Mami!«, rief sie. »Ich kann gleichzeitig reden und kauen und auf dem Kopf stehen. Soll ich den Pfadfindereid aufsagen? Vielleicht kann ich sogar zwei Finger der rechten Hand ausstrecken, während ich es aufsage, weil, weißt du, eigentlich soll man zwei Finger ausstrecken, wenn man ihn spricht …«
    Auch beim Zubettgehen gab es Gezeter.
    »Ich mag meinen Schlafanzug nicht!«
    »Komm schon, Ginger, der ist doch in Ordnung. Dann können wir auch noch ein Buch lesen oder was immer du willst.«
    »Ich HASSE meinen Schlafanzug!«
    Meine Mutter amüsierte sich köstlich über Gingers Wutanfälle, einmal musste sie mit der Hand vor dem Mund vom Tisch aufstehen, damit niemand sah, wie sie lachte. Ich verstand das gut; Ginger konnte sich wie ein völlig durchgeknallter Kobold benehmen, gleichzeitig aber total süß wirken - zumindest in den Augen eines unbeteiligten Zuschauers.
    Joni sah dem Wutanfall ihrer Schwester genüsslich zu, wie immer. Ginger trat gegen die hölzerne
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