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0999 - Heimkehr

Titel: 0999 - Heimkehr
Autoren: Unbekannt
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das In-teresse an ihm und seiner Teilnahme an der Expedition. Ja, es schien sogar, als glaube er ihm nicht recht, daß er überhaupt dabeigewesen war, denn in den Fernsehsendungen wurden immer wieder Besatzungsmitglieder der BASIS interviewt, die sich in Terrania City aufhielten.
    Nie war die Rede davon, daß viele Besatzungsmitglieder Terrania City längst verlassen hatten.
    Er aber war nicht mehr in Terrania City.
    In den Fernsehsendungen, in der Schule, im Sportzentrum, das Jay besuchte, und auf den Spielplätzen war die Expedition der BASIS das Tagesgespräch.
    Am Vormittag des letzten Tages des Jahres 3587 spielte Jay mit seinen Freunden im Garten vor dem Haus Callows. Dieser hörte zufällig, wie die Jungen sich über die Expedi-tion der BASIS unterhielten. Er erwartete, daß Jay damit angeben würde, daß sein Vater dabei gewesen war. Doch Jay erwähnte diese Tatsache nicht, obwohl sie ihn in den Au-gen der anderen zweifellos aufgewertet hätte.
    Am Nachmittag stellte Jay Fragen über einige Ereignisse während der Expedition, und Bert Callow stellte erschreckt fest, daß er sie nur unzureichend beantworten konnte. Er kannte nur die großen und bedeutenden Vorfälle der Expedition, über die vielen kleinen, aber dennoch wichtigen Vorfälle am Rand war er kaum informiert.
    Als Produktionsprogrammierer war er ständig beschäftigt gewesen, und er hatte nur sel-ten vor dem Video gesessen und sich die Berichte der Bordstation angesehen. Er hatte seine Freizeit lieber dazu genutzt, Sport zu treiben. Er war ein leidenschaftlicher Tennis-spieler, der so häufig wie kaum sonst jemand an Bord gespielt hatte. Jetzt aber berichte-ten die verschiedenen Fernsehsender der Erde ständig über abenteuerliche Teilausschnit-te der großen Expedition, und einige Male kam Jay anschließend zu ihm und wollte weite-re Details wissen.
    Mit jeder unzureichend beantworteten Frage wurde die Kluft zwischen Callow und seinem Sohn tiefer. Der Produktionsprogrammierer gab sich große Mühe, sie zu überbrücken, aber es gelang ihm nicht.
    „Ich glaube, du hast gelogen", sagte Jay am Abend des 31. Dezember. „Du warst gar nicht an Bord der BASIS. Warst du auf einem Strafplaneten?"
    Bert Callow ließ die Flasche Sekt sinken, die er gerade öffnen wollte.
    „Wie kommst du darauf?" fragte er.
    „Du weißt ja gar nicht, was wirklich passiert ist."
    Callow holte tief Luft. Er wußte nicht, wie er seinem Sohn erklären sollte, daß er die Ex-pedition mitgemacht hatte, aber bei weitem nicht über alles informiert war.
    „Beweise es mir doch", forderte Jay. „Du hast nichts mitgebracht. Du bist hier, obwohl die anderen alle noch in Terrania-City sind. Und du weißt gar nicht, wie es wirklich war."
    „Na hör mal, du Naseweis", ertönte eine helle Stimme. „Dein Vater hat dir wohl lange nicht die Ohren langgezogen, wie?"
    Jay Callow stand ganz still auf der Stelle. Er blickte seinen Vater groß an und wagte nicht, sich umzudrehen. Hinter ihm stand Gucky.
    „Das hätte ich vielleicht tun sollen, Gucky", bemerkte Bert Callow, dem die Kehle plötzlich eng wurde. „Ich hätte ihm was auf den Hosenboden geben sollen. Möglicherweise bezweifelt er sogar, daß du dabei warst."
    Der Ilt drehte Jay telekinetisch um. Er zwinkerte ihm zu. Dann hob er ihn telekinetisch an und ließ ihn zu einem Sessel hinüberschweben.
    „Ich habe es nicht gern, wenn man einen Freund von mir so behandelt", sagte er zu dem Jungen. „Und schon gar nicht, wenn der eigene Sohn so mit ihm umgeht."
    Er ließ Jay in die Polster des Sessels fallen. Dann entblößte er seinen Nagezahn und fuhr fort: „Ich wünsche euch dreien einen guten Rutsch ins neue Jahr."
    Er zwinkerte Jay noch einmal zu und verabschiedete sich mit einer lässigen Geste von Bert, wie es unter Freunden üblich ist. Dann teleportierte er.
    Bert Callow hörte, daß Geschirr in der Küche klapperte.
    Er öffnete die Tür und blickte hinein.
    Verlegen lächelnd stand seine Frau am Kühlschrank.
    „Er hat mir die Leviten gelesen", sagte sie. „Er meinte, einen Mann wie dich läßt man nicht sitzen."
     
    ENDE
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