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0999 - Heimkehr

Titel: 0999 - Heimkehr
Autoren: Unbekannt
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mehr über das Leben zu erfahren.
    Was hatte er schon davon, wenn er aus Videoberichten erfuhr, wie die Welt zweitausend Meter über ihm aussah? Wäre es nicht viel besser gewesen, Kommandant Shakan hätte ihm erlaubt, die Anlage zu verlassen und sich draußen umzusehen?
    Die Brutanlage war abgeschaltet worden. Jen Salik hatte diese Maßnahme ergriffen.
    Al-so gehörte Rokal Papriestal der letzten Orbitergeneration an. Danach würde es keine wei-teren Orbiter mehr geben. Ihm und allen anderen Orbitern in der ANLAGE blieb eine Frist von vielleicht hundert Jahren, mit dem Leben, das ihm und den anderen geschenkt wor-den war, irgend etwas anzufangen.
    Rokal Papriestal dachte an nichts Bedeutendes. Er fragte sich jedoch, ob es möglich war, den anderen Völkern in der Galaxis ein Zeichen zu hinterlassen, das daran erinnerte, daß Orbiter existiert hatten.
    Er wollte nicht wie die anderen Orbiter in der Anlage herumsitzen und auf den Tod war-ten. Er mußte irgend etwas tun, das für ihn wichtig war, das ihm etwas bedeutete, gleich-gültig, was andere davon hielten. Und er wollte es getan haben, bevor er so alt war, daß er nichts mehr unternehmen konnte.
    Rokal Papriestal lehnte sich an die Wand neben dem Spiegel. Er befand sich in einem Hygieneraum, und er war allein. Heute hatte er versucht, mit anderen über das zu sprechen, was ihn beschäftigte, war dabei jedoch auf Unverständnis gestoßen. Die anderen Orbiter hatten offenbar noch nicht über ihre Zukunft nachgedacht. Er hielt jedoch auch für möglich, daß er zu wenig wußte und die Sprache zu wenig beherrschte, um sich wirksam genug ausdrücken zu können.
    Die Orbiter von Woornar, dem vierten Planeten der Sonne Roggyein, hatten gehandelt. Sie hatten die Anlage verlassen und versucht, sich in der freien Natur anzusiedeln, Papriestal wußte nicht, ob das Experiment gelungen war. Er hatte lediglich davon gehört, daß die Orbiter des benachbarten Planeten es in Angriff genommen hatten. Und er be-wunderte sie wegen ihrer Entschlußkraft.
    Ein Experiment dieser Art reizte ihn. Es wäre eine Aufgabe gewesen, die ihm sinnvoll erschien.
    Wie aber, so fragte er sich, sollte so ein Werk zustande kommen?
    Mit heulender Sirene raste ein Rettungsroboter am Hygieneraum vorbei. Der Ingenieur zuckte zusammen. Bildete er sich ein, daß derartige Roboter häufiger in seiner Nähe auf-tauchten, oder hatte er vorher nur nicht darauf geachtet? Erging es vielen Orbitern so wie ihm? Fühlten sie sich frustriert, weil sie überflüssig geworden waren? Standen sie unter Streß, ohne die Möglichkeit zu haben, diesen abzureagieren? Brachen sie deshalb zu-sammen und starben?
    Es schien so.
    Rokal Papriestal beschloß, etwas zu tun. Er wollte sein eigenes Schicksal in die Hände nehmen und zumindest versuchen, etwas aus seinem Leben zu machen. Und er wollte keine Sekunde mehr verlieren. Während er den Hygieneraum verließ, überlegte er, wie er vorgehen mußte.
    Der erste Schritt mußte zweifellos sein, mehr Wissen zu erlangen und damit zu mehr Macht und vor allem Einfluß zu kommen. Der Ingenieur konnte sich nicht vorstellen, daß er allein die Anlage verlassen würde, sondern er wollte auch draußen in einer Gemeinschaft mit anderen Orbitern leben.
    Er dachte an die Terraner, von denen er viel gehört hatte. Sie waren versehentlich als Garbeschianer angesehen worden. Quiryleinen hatte in einem ausführlichen Bericht an alle Orbiter dargestellt, daß sie es nicht waren. Papriestal empfand eine gewisse Bewun-derung für die Terraner, denn sie lebten so, wie er es sich für sich selbst wünschte. Sie fanden sich nicht damit ab, daß irgend jemand irgend etwas mit ihnen tat.
    Sie nahmen ihr Leben selbst in die Hand und agierten, um ihr Leben zu erfüllen. Der Orbiter wußte, daß er ein derartiges Leben nie führen würde, doch das wollte er auch gar nicht. Seine An-sprüche waren bescheidener.
    Im zentralen Antigravschacht schwebte er nach oben und betrat kurz darauf den Vorraum des Schulungszentrums. Eine Brack-Type kam ihm entgegen.
    „Was ist los?" fragte sie. „Das Schulungszentrum ist geschlossen. Oder hast du eine Sondergenehmigung?"
    Papriestal bemerkte erstaunt, daß er mit Schwierigkeiten überhaupt nicht gerechnet hat-te. Er hatte geglaubt, sich einfach an eine der Maschinen setzen und sie entsprechend seinen Wünschen programmieren zu können. Jetzt wurde ihm klar, wie schlecht er sich vorbereitet hatte. Ihm blieb nur noch die Möglichkeit, sich sofort zu entscheiden und den
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