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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch
Autoren: Jason Dark
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kümmern.
    »Was wirst du mit meinem Vater machen, John?« rief mir Grace beim Weggehen zu.
    »Ich weiß es noch nicht. Ich werde ihn erst in sein Haus bringen. Wahrscheinlich fahre ich noch in der Nacht nach London. Aber wir sehen uns, Grace. Viel Glück!«
    »Ja, danke.«
    Sie ging. Sie hatte ihre Aufgabe. Sie mußte sich um die Kinder kümmern und nicht mehr um ihren Vater, denn zwischen ihr und ihm war das Band gerissen.
    Felder lag noch da, wo ich ihn niedergeschlagen hatte. Ich würde mich um ihn kümmern, aber ich wollte auch nach Goldman schauen, der sich so verzweifelt eingesetzt hatte. Ob ihm die Veränderung entgangen war oder nicht, würde ich sehr bald wissen.
    Er war nicht bewußtlos. Ich hörte ihn leise stöhnen, als ich neben ihm stehenblieb. Er murmelte auch den Namen seines Sohnes, um den er noch immer zitterte.
    »David ist okay, Mr. Goldman«, sprach ich ihn an. »Sie brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen. Ihm und den änderen Kindern geht es wieder gut. Der Fluch konnte abgewendet werden. Ihr Leben wird wieder in normalen Bahnen verlaufen, das kann ich Ihnen versprechen.«
    Ob er mich gehört und dabei alles verstanden hatte, wußte ich nicht.
    Aber er versuchte, auf die Beine zu kommen. Ich half ihm dabei. Mußte jedoch einsehen, daß er über eine sitzende Haltung nicht hinauskam.
    Für alles andere war er zu schwach.
    Ich wollte ihm sagen, daß er auf mich warten sollte, als ich die schrillen Schreie hörte.
    Ich kannte sie.
    Es waren die Schreie der verlorenen Seelen. Irgendwo aus dem Unsichtbaren ertönten sie und ich vergaß meinen Schützling, um auf dem Absatz herumzufahren.
    Was ich sah, war kaum zu glauben!
    Reverend Felder lag nicht mehr auf seinem Platz. Er war von anderen Kräften in die Höhe gezerrt und dann zur Seite gerissen worden, und zwar dorthin, wo sich der Teich befand.
    Etwa zwei Meter über der leicht vereisten Oberfläche schwebte er in der Luft, als würde er an Fäden hängen…
    ***
    Es waren keine Fäden, das wußte ich. Die Vollendung des Fluchs war ihm nicht gelungen, und das konnte die andere Seite nicht akzeptieren.
    Sie brauchte ihr Opfer, und sie hatte es in Felder gefunden, der sich in den Klauen der Unsichtbaren befand.
    Und jetzt zeigten sie sich auch wieder.
    Wie schon einmal, als ich mit Brett McCormick hier am Teich gestanden hatte. Da hatten sie sich im trüben Wasser wie leicht silbrig schimmernde Säulen abgezeichnet.
    Auch jetzt.
    Aber nicht im Wasser, sondern darüber, denn der Reverend bildete den Mittelpunkt. Sein Körper wurde von ihnen in einer Schräglage gehalten.
    Sie preßten sich als geisterhafte Schemen an ihn, sie klemmten ihn ein, sie hielten die Beine und auch die Arme, wobei die Glieder nach unten gedrückt waren.
    Felder kämpfte dagegen an. Er wollte sich unter allen Umständen aus dieser Lage befreien. Sicherlich wußte er auch, daß sein Ende dicht bevorstand, und das wollte er nicht akzeptieren. Andere töten, ja, aber er selbst wollte leben, und er wehrte sich energisch. Unter allen Umständen wollte er den Griffen entkommen.
    Er schob seinen Körper zuckend in die Höhe, er kämpfte, aber er schaffte es nicht.
    Die Geister, die er gerufen hatte, waren stärker. Sie nahmen ihn mit in den Tod.
    Ich schaute zu.
    Ich konnte nichts tun. Ich hätte in den Teich hineinspringen müssen, aber es wäre schon zu spät gewesen, denn plötzlich rasten die feinstofflichen Gestalten schrill schreiend mit ihm nach unten und der Oberfläche des Teichs entgegen.
    Der Körper prallte auf das Eis.
    Es brach wie dünnes Glas.
    Dann spritzte Wasser in die Höhe, schwappte aber zugleich über dem Körper des Reverends zusammen, der noch immer nicht losgelassen wurde und in der Tiefe des Teichs verschwand.
    Er hatte es dabei geschafft, sich umzuschauen, als wollte er sehen, ob ihm jemand zu Hilfe kam, und ich glaubte, den flehenden Blick auf mein Gesicht gerichtet zu sehen.
    Wenig später sank Felder noch tiefer. Der Teich schluckte ihn. Für mich sah es aus, als hätte sich der Körper des Mannes aufgelöst. Zurück blieben die tanzenden Wellen auf der Oberfläche und auch die dumpf klirrenden Geräusche, die entstanden, wenn die gebrochenen Eisstücke gegeneinanderschlugen.
    Wenn Reverend Felder wieder an die Oberfläche zurückkehrte, dann nur als Leiche. Er hatte hoch gespielt und sich vor den Karren der Hölje spannen lassen. Aber er hatte verloren.
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe, John, Sie haben getan, was Sie konnten. Und das war mehr
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