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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch
Autoren: Jason Dark
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sich langsam, aber zielstrebig weiter. Sie wollten den Tod.
    Ich hätte schreien können, aber es hätte nichts gebracht. Hinter der Reihe aus Kindern entdeckte ich Grace Felder. Der Schlag mußte sie voll getroffen haben, denn sie war kaum in der Lage, sich normal hinzustellen. Sie hielt die Hände vor das Gesicht. Möglicherweise war auch etwas mit ihrer Nase geschehen.
    Ich konnte nicht mehr warten. Sie gingen zielstrebig weiter. Und sie wollten genau an der Stelle ins Wasser gehen, wo ich mich aufhielt. Das hieß nichts anderes, als daß sie mich aus dem Weg räumen wollten. Mit Gewalt!
    Reden brachte nichts.
    Auch schießen nicht.
    Nein, das hätte ich nicht fertiggebracht. Aber ich wußte, daß sie unter dem Einfluß der Hölle standen. Daß sie Opfer für den Teufel werden sollten. Gegen ihn oder die Kräfte der Hölle wußte ich jedoch ein Mittel.
    Es war mein Kreuz!
    Ich hatte es griffbereit in der rechten Seitentasche liegen. Nicht einmal sehr hastig schob ich meine Hand hinein. Geschützt waren die kalten Finger nicht. Die Beretta hatte ich in den Gürtel geschoben, und dann lag mein Kreuz frei.
    Genau in dem Moment, als die Reihe der Kinder nur noch einen Schritt von mir entfernt waren.
    Sie waren im Gleichschritt gegangen. Das hatten sie auch vor dem entscheidenden Schritt nicht verändern wollen, aber sie kamen nicht dazu. Plötzlich bewegte sich keiner mehr von ihnen. Bei mir selbst fraß sich der Schauder fest, als ich die Wärme des Metalls spürte und dann das Strahlen sah, das sich als weiches Licht von meinem Kreuz entfernte, sich dabei noch fächerförmig ausbreitete und gegen die Gestalten der Jungen und Mädchen fiel.
    Es gibt den Begriff des Heiligen Schauers, den ich zumeist für übertrieben halte. In dieser Weihnachtsnacht aber hatte mich so etwas wie ein Heiliger Schauer überkommen, denn es floß ein unwahrscheinlich warmer Strom durch meinen Körper. Ich merkte, daß ich mich auf der Siegerstraße befand, denn mein Kreuz spielte seine Schutzfunktion den neuen Kindern gegenüber aus.
    Ja, es strahlte. Ein weiches Licht hüllte all die Kinder ein, als wollte es ihnen den Glanz kleiner Engel verleihen. Tatsächlich lebten auf eine gewisse Art und Weise in meinem Kreuz die Erzengel. Die vier Enden leuchteten auf und damit auch die Anfangsbuchstaben der Engelnamen.
    Vor mir standen die verklärten Kinder. Ihre Gesichter waren vor wenigen Sekunden noch hart und kalt gewesen. Das Licht hatte es geschafft, diesen Ausdruck zu lockern. Plötzlich lächelten sie. Der eigentlich fremde und unnatürliche Ausdruck verschwand, und in die Augen trat wieder das normale Leuchten.
    Sie sprachen. Sie lachten. Sie weinten auch. Einige beschwerten sich, daß ihnen so kalt war, und da wußte ich, daß ich den Bann endgültig gebrochen hatte.
    Ich stand noch immer da, hielt das Kreuz fest, und sein Licht hatte über die neun Kinder den Schutzschleier gehalten. Im Hintergrund hatte auch Grace Felder die Veränderung mitbekommen. Sie hielt nicht mehr ihr Gesicht umfangen. Jetzt stand sie wie festgefroren auf einer Stelle und schaute zu mir rüber.
    Ich winkte ihr mit der freien Hand.
    Sie kam.
    »Schneller, Grace, schneller. Kümmere du dich um die Kinder. Bring sie weg. Bring sie zum Wagen, zu McCormick. Beeil dich!«
    Grace nickte nur. Wahrscheinlich war sie zu sehr überrascht, um sprechen zu können. Auch sie geriet in den Lichtschein. Und jetzt sah ich, daß ihr Gesicht doch einiges abbekommen hatte. Aus der Nase war Blut gelaufen, es klebte auf der Gesichtshaut.
    »Kommt«, sagte sie. »Bitte, wir können nicht länger hierbleiben. Kommt mit mir.« Sie streckte den Kindern die Arme entgegen, denn sie wollte Vertrauen aufbauen.
    Ich half ihr dabei, und schaute auch zu, wie der Bann meines Kreuzes zusammenfiel. Das Licht tauchte einfach weg. Die normale Dunkelheit ergriff wieder Besitz von der Umgebung, wobei es jetzt darauf ankam, wie sich die Kinder verhielten.
    Fielen sie wieder zurück in ihren alten Zustand, oder hatte es das Kreuz geschafft, sie normal werden zu lassen?
    Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Die Kinder blieben normal, auch wenn sie durcheinander waren, wieder davon sprachen, wie sehr sie froren und sich letztendlich nicht erklären konnten, wie sie hergekommen waren.
    Aber sie hatten Vertrauen zu Grace Felder gefaßt. Sollten sie sich zunächst alle in den Rover quetschen. Dort war es wärmer, wenn die Heizung lief. Ich hatte noch hier zu tun und mußte mich um Felder
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