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0999 - Der Mitternachtsfluch

0999 - Der Mitternachtsfluch

Titel: 0999 - Der Mitternachtsfluch
Autoren: Jason Dark
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eingegriffen.
    Seine Worte hatten nicht nur die Kinder erstarren lassen, auch Felder rührte sich nicht mehr. So war Goldman der einzige, der sich noch bewegte, und er löste sich aus dem Dunkel seiner Umgebung. Mit langen Schritten hetzte er auf die Gruppe zu. Das Gewehr hielt er mit beiden Händen fest, und die Waffe tanzte unter seinen Bewegungen hin und her, so daß er einen sicheren Schuß nicht anbringen konnte.
    Dann stolperte er, rutschte aus, verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Er schrie noch auf, die Mündung wurde durch die Bewegung in die Höhe gerissen, und noch während er fiel, hörte er die schrille Stimme des Reverends.
    »Du wirst krepieren, Goldman!« Felder blieb nicht mehr auf seinem Platz stehen. Er brauchte nicht weit zu laufen. Dabei holte er noch mit dem rechten Fuß aus, trat zu und erwischte Goldman am Kinn und an der Schulter, als der Fuß abrutschte.
    Der besorgte Vater landete auf dem Rücken. Tränen schössen in seine Augen. Ihm fiel ein, daß er alles falsch gemacht hatte. Es war für ihn zu spät, noch etwas zu korrigieren, denn er rutschte rücklings weiter. Dabei hielt er die Augen offen. So sah er auch den Schatten, der sich über ihm ausbreitete, aus dem sich etwas löste und seine Kehle umklammerte, bevor er das Gewicht auf seinem Körper spürte.
    Felder hatte sich auf ihn geworfen. Das Gewehr interessierte ihn nicht, es war dem Mann aus den Händen gerutscht. Er hielt die Kehle des anderen fest, er riß dabei den Kopf hoch und wuchtete ihn wieder zurück. Riß ihn hoch, wuchtete ihn zurück, und er wiederholte dies einige Male, bis Goldmans Stöhnen verklang.
    Dann erst ließ er den Hals los, setzte sich gerade hin und spreizte die Arme. Er atmete heftig. In seinen Augen schimmerte der blanke Haß.
    Vor seinen Lippen dampften die Wolken. Er blickte in die leeren Augen des anderen und hätte sie am liebsten ausgestoßen.
    Nur allmählich kam er zur Ruhe. Die Kinder umstanden ihn und Goldman. Auch David befand sich unter ihnen. Er traf ebensowenig Anstalten, seinem Vater zu helfen wie auch die anderen.
    Der Reverend lachte. Ob ihn Goldman hörte, wußte er nicht, er sprach ihn trotzdem an. »Du hast wohl gedacht, stärker zu sein als ich, verflucht! Aber du hast dich geirrt, mein Freund, denn du bist nicht stärker. In mir wohnt eine Kraft, auf die ich voll und ganz vertraue. Sie hat mich noch nie im Stich gelassen, und auch heute ist das so gewesen, verdammter Hundesohn!«
    Mit einer ruckartigen Bewegung stand er auf. Er hörte den anderen stöhnen, darum kümmerte er sich nicht, sondern bückte sich und streckte den linken Arm aus, um das Gewehr an sich zu nehmen.
    »Tun Sie es nicht, Reverend!« sagte ein ruhige Männerstimme…
    ***
    Ich hatte ihn angesprochen und war bis auf wenige Meter an ihn herangekommen. Wäre er nicht so sehr mit Goldman beschäftigt gewesen, hätte er mich sehen können, aber wegen dieser starken Ablenkung hatte ich mich anschleichen können. Ich wollte mich um Felder kümmern. Grace sollte die Kinderbeschützen und dafür sorgen, daß sie nicht ins Wasser gingen.
    Felder nahm das Gewehr nicht an sich. Er bewegte sich auch nicht und blieb in gebückter Haltung stehen. Wenn er wollte, konnte er mich sehen. Wollte er? - Ich hörte ihn lachen.
    Zuerst glucksend, dann normal, wenn auch sehr kalt und abweisend.
    Dann fing er an zu kichern, als hätte ihm mein Erscheinen einen ungeheuren Spaß bereitet.
    »Kommen Sie hoch, Felder! Aber hüten Sie sich davor, die Waffe anzufassen.«
    Wieder lachte er. »Ja, ja, schon gut, Sinclair, ist schon gut. Ich…«
    Seine weiteren Worte gingen wieder in einem häßlichen Lachen unter.
    So spaßig fand ich die Lage allerdings nicht für ihn.
    Er stemmte sich tatsächlich ab, kam dann hoch und drückte seinen Rücken durch.
    »Mir zudrehen, Felder!«
    »Gern.«
    »Und die Arme hoch!«
    Er tat es. Er lächelte dabei, was mir wiederum bewies, daß er noch nicht aufgegeben hatte. »Es hat keinen Sinn, Sinclair. Sie können den Fluch nicht stoppen. Er ist ein Schicksal, er wird sich mit mir, dem letzten Felder, erfüllen.«
    »Das glaube ich nicht!«
    »Und ich auch nicht, Vater!« rief Grace, die wirklich Mühe hatte, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. Sie hielt sich im Rücken des Reverends auf, der schon durch den Klang der Stimme geschockt war, denn er zuckte zusammen.
    »Du auch?« fragte er.
    »Ja, ich auch, Vater. Leider. Ich hätte nicht gedacht, daß es soweit kommen würde. Du hast alles vergessen. Ja, du
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