Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

0998 - Die Welt der verlorenen Kinder

Titel: 0998 - Die Welt der verlorenen Kinder
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lauschen.
    Sie liefen aus, und sie beruhigten sich dabei. Auf der Oberfläche entstand immer weniger Unruhe; sie glättete sich allmählich, um wieder zur alten Spiegelform zurückzukehren.
    Dann war es aus!
    Die normale Welt hatte ihn wieder, und McCormick nickte sich selbst zu.
    Das heißt, er hatte es noch nicht ganz hinter sich, denn etwas hatte sich schon ereignet.
    Er hob seinen linken Arm sehr langsam an, dann schob er den Ärmel der Jacke und des Pullovers zurück, der die Uhr normalerweise verdeckte, und er konnte jetzt einen Blick auf das Zifferblatt werfen.
    McCormick erschrak!
    Er wußte es ja, er hatte damit gerechnet, aber die Haare wollten ihm zu Berge stehen, und auf seinem Rücken spürte er wieder den eiskalten Hauch, der sich dort festgesetzt hatte.
    Eigentlich hätten einige Minuten vergangen sein müssen, aber es war nicht der Fall.
    Die Uhr stand.
    Genau auf Mitternacht.
    Und erst jetzt setzten sich die Zeiger wieder in Bewegung. Für McCormick, der sich rational diesen Vorgang nicht erklären konnte, gab es nur eine Möglichkeit.
    Während dieses unheimlichen Vorfalls war die Zeit einfach stehengeblieben.
    Dafür hatten die Toten gesorgt. Dafür sorgten sie immer wieder, und er würde, so oft er auch hierherkam, vergeblich nach einer Erklärung suchen.
    Noch einmal schaute McCormick auf den Teich.
    Glatt lag er da.
    Nichts bewegte sich.
    Selbst der Wind strich nicht über die Oberfläche, als hätte er sie bewußt ausgespart.
    Der Mann drehte sich um und ging mit schweren Schritten davon…
    ***
    Im Haus hatte er sich in seinen Lieblingssessel gesetzt, nur eine kleine Lampe eingeschaltet, die in seinem Rücken stand, so daß ihn der Blick nach vorn nicht blendete.
    Er schaute gegen die Fensterscheibe, hinter der die Dunkelheit der Nacht so schwarz lag, als wäre sie mit einer dichten Tinte gefüllt worden.
    Es war der Platz, den er stets einnahm, wenn er von seinen nächtlichen Ausflügen zurückkehrte und wie immer hatte er den Eindruck, so schrecklich zu frieren.
    Schon im Auto auf der Herfahrt hatte er dieses Gefühl erlebt. Es blieb jedesmal bestehen, und es dauerte eine Weile, bis es wieder abgeebbt war.
    Seine Hände umklammerten das Glas, das er mit einem dreifachen Whisky gefüllt hatte. Einige Schlucke waren bereits in seinem Magen gelandet. Dort hatten sie ihre Wärme ausbreiten können, ohne allerdings das kalte Gefühl in seinem Innern richtig vertreiben zu können. Es würde noch eine Weile anhalten, das wußte er.
    Nie war sich Brett McCormick der Einsamkeit in seinem Haus so bewußt worden wie in diesen Nächten. Es dauerte immer eine Weile, bis er sich daran gewöhnt hatte und er in sein normales Leben zurückkehren konnte, wie er stets zu sagen pflegte.
    Hinter der Scheibe tat sich nichts. Dennoch bildete sich der Mann ein, daß sie dort lauerten. Die hellen Schatten, die langsam an der Hauswand in die Höhe krochen, irgendwann vor seiner Scheibe tanzten, sich drehten und sich so lautlos bewegten. Er glaubte dann auch, ihre Stimmen zu hören, zumindest sangen sie ein altes Kinderlied, aber das war in diesem Fall nur Einbildung.
    McCormick hörte nichts.
    Er setzte das Glas an die Lippen und kippte den Whisky in die Kehle.
    Ziemlich hastig und schnell. Er stöhnte dabei auf, weil das Zeug in seinem Rachen brannte, aber es gehörte eben zu seinem Ritual, den Alkohol in derartigen Nächten zu trinken.
    Er schickte noch den Rest durch seine Kehle.
    Dann stand er auf, mühsam, mit wackligen Beinen. Das lange Sitzen hatte ihn steif werden lassen. Er schaute sich in seinem Zimmer um.
    Ein Licht leuchtete nur. Es war wie eine Hoffnung, die sich allerdings für ihn nicht mehr erfüllen würde. Sein Leben hatte nicht nur durch den Tod seiner geliebten Elisa einen anderen Sinn bekommen, es war für ihn sinnlos gewesen, und auch jetzt, wo er als einziger möglicherweise das Geheimnis kannte, konnte er sich damit nicht zurechtfinden. Er war auf sich allein gestellt. Das wiederum paßte ihm nicht. Lieber wäre es ihm gewesen, das Geheimnis mit anderen Personen zu teilen, doch McCormick wußte nicht, wen er im Ort ansprechen sollte. Niemand würde für ihn Verständnis haben. Sie würden ihn auslachen und als Narr beschimpfen. Er hatte schon mit dem Pfarrer gesprachen oder nur Andeutungen gemacht. Der Mann allerdings hatte ihm abgeraten, etwas zu unternehmen. Er war der Meinung gewesen, daß man die Dinge, die nun mal passiert waren, auch der Vergangenheit überlassen sollte. Nur nicht daran
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher