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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es auch im Freien dunkel, aber im Vergleich zum letzten Teil des Ganges doch ein wenig heller.
    »Wohin jetzt?«
    Ellen deutete nach vorn. »Ich führe Sie. Können Sie über einen Zaun klettern?«
    »Wenn er nicht zu hoch ist.«
    »Keine Angst, sind nur ein paar kurze Latten, nicht mehr.«
    »Okay, das schaffe ich.« Und hoffentlich noch mehr, fügte Lady Sarah in Gedanken hinzu…
    ***
    Der Volvo war nicht weit gefahren und auf dem Privatgelände geblieben, das sich sehr weiträumig erstreckte. Damals, beim Kauf, war daran gedacht worden, noch ein zweites Haus zu bauen, aber dieser Plan hatte sich zerschlagen. Das Gelände aber war geblieben und natürlich auch seine Vegetation.
    Von der Fahrt hatte Albert Sackett nichts mitbekommen. Er fühlte sich schon jetzt zwischen den beiden Todesengeln wie ein Leiche, vorausgesetzt, daß eine Leiche überhaupt etwas fühlen konnte.
    Er saß da, starrte nach vorn und zugleich ins Leere. Er wußte nicht, was er noch denken sollte, und wenn dann Gedanken in ihm hochstiegen, drehten sie sich um den Tod.
    Natürlich war er in einem Alter, das viele Menschen- gar nicht erreicht hatten, aber Albert fühlte sich noch fit. Er wollte auf keinen Fall sterben. Trotz des Aufenthalts in diesem Altenhotel hatte das Leben für ihn durchaus angenehme Seiten, die er auch in den letzten Jahren seines Lebens genießen wollte.
    Doch immer wieder mußte er sich mit Gedanken beschäftigen, die ihn so schrecklich bedrückten. Er litt und kämpfte mit seinen Gefühlen, die sich immer stärker hervordrängten.
    Sie hatten ihn voll erwischt. Sie ließen sich nicht stoppen. So vielfältig sie auch sein mochten, am Ziel drängten sie sich zusammen und füllte sein gesamtes Denken aus.
    Es war die Angst!
    Sie hatte ihn starr werden lassen. Sie sorgte für diese Unbeweglichkeit zwischen den beiden Frauen, und sie sorgte auch dafür, daß er die schaukelnden Bewegungen der dunklen Limousine kaum mitbekam. Er fühlte sich selbst wie jemand, der einfach über gewissen Dingen schwebte und die Realität schon teilweise verlassen hatte.
    Gesprochen wurde nicht. Paul fuhr, die Ash saß starr neben ihm, und auch die beiden Todesengel sprachen kein einziges Wort. Sie hielten sich zurück und umfaßten nur die Kerzen, wobei ihre Hände beinahe ebenso bleich aussahen wie das Wachs.
    Es war warm im Wagen. Auf der Stirn des Mannes lag der Schweiß in kleinen Tropfen. Innerlich fror er, aber auch Hitze schoß dann und wann in ihm hoch.
    Er kam nicht mehr zurecht. Er war nur mehr eine Hülle, deren Nähte durch die Furcht zusammengehalten wurden.
    Dann stoppte der Wagen.
    Albert merkte es daran, daß er nach vorn geworfen wurde, denn er war nicht angeschnallt. Sein Körper stand plötzlich unter »Strom«, als sich die Ash auf dem Beifahrersitz bewegte und ihren Kopf so drehte, daß sie dem alten Mann in die Augen blicken konnte. Da im Fahrzeug kein Licht brannte, kam ihm die Frau wie ein Schatten vor, dem Leben eingehaucht worden war.
    »Wir sind da, Albert!«
    Er gab keine Antwort und wußte auch nicht, ob man sie von ihm erwartet hatte.
    »Du kannst aussteigen.«
    Wieder schwieg er.
    Die Ash streckte ihre Hand aus. Mit den Fingerkuppen strich sie über Alberts Knie, und der Mann schauerte zusammen.
    »Aha, du lebst also.«
    Er nickte nur.
    »Weißt du, wohin wir gefahren sind, Albert?«
    »Nein!« flüsterte der Mann.
    »Auf den Friedhof, Al. Wir sind auf den Friedhof gefahren, denn dort ist der Platz für die Toten und auch für diejenigen, die den Toten geweiht sind.«
    Er hatte die Worte gut verstanden, doch begreifen konnte er sie nicht. Wieso war er den Toten geweiht? Niemand hatte ihm bisher etwas davon gesagt, und als er seinen Blick hob, um die Frau anzuschauen, sah er das Lächeln auf ihrem Gesicht.
    »Du wirst einen besonderen Tod haben, Albert, das kann ich dir versprechen. Wir mögen es nicht, wenn wir hintergangen werden, und du hast versucht, uns zu hintergehen. Ja, du hast es getan, obwohl wir uns um dich gekümmert haben. Das Heim war für dich ein sicherer Ort, aber du hast es nicht anders gewollt. Du mußtest dich so schrecklich dumm benehmen und eine andere Person verständigen. So etwas können wir nicht gut finden, denn es bedeutet einen Verrat.«
    »Ich habe keinen verraten.«
    »Es war noch ein Besuch für dich da, Albert.«
    Zum erstenmal zeigte Albert Sackett so etwas wie eine Reaktion. Er zuckte zusammen, dachte an den Brief, an Sarah Goldwyn, und er dachte daran, daß sie ihn nicht im Stich

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