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0994 - Unheil über Shortgate

0994 - Unheil über Shortgate

Titel: 0994 - Unheil über Shortgate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anders. In Shortgate schien man sich gegenseitig nicht mehr zu trauen und gab sich deshalb so anders.
    »Jetzt wissen Sie alles«, sagte die Frau. »Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.«
    »Das glaube ich Ihnen sogar, Ellen, aber mein Vorschlag bleibt bestehen.«
    »Wie?« Sie erschrak wirklich. »Wollen Sie noch immer auf den Friedhof gehen?«
    Sarah lächelte und nickte. »Ja, das will ich. Und ich möchte, daß Sie mich begleiten. Ich will nicht zu persönlich werden, und Sie dürfen mich auch um Himmels willen nicht falsch verstehen, aber ich kann mir vorstellen, daß sie ein Mensch sind, der mit irdischen Gütern nicht eben reich gesegnet ist.«
    Erst wollte Ellen laut lachen, überlegte es sich, lachte leise und nickte dabei. »Da haben Sie recht, Mrs. Goldwyn.«
    »Gut. Vielleicht können wir uns einigen. Sie brauchen mich nur bis zum Friedhof zu bringen, und das werde ich auch gut bezahlen. Hundert Pfund reichen?«
    Ellen war von diesem Vorschlag so überrascht worden, daß sie den Atem anhielt. Hundert Pfund! schoß es ihr durch den Kopf. Sie glaubte, sich verhört zu haben. Es gab Menschen, die über eine solche Summe lachten, aber Ellen gehörte nicht zu ihnen. Für sie waren hundert Pfund viel, sogar sehr viel Geld.
    Lady Sarah fiel Ellens Zögern auf. Sie sagte nichts, sie wollte nicht drängen, sondern griff in die Manteltasche und holte einen Geldschein hervor. Sie war oft leichtsinnig, weil sie Geld in die Tasche steckte, in diesem Fall gereichte es ihr zum Vorteil. Sie konnte ein Knistern des Scheins nicht vermeiden, und dieses Geräusch riß Ellen aus ihren Überlegungen.
    »Haben Sie das wirklich ernst gemeint?«
    »Was dachten Sie denn?«
    Ellens Blick war mißtrauisch auf Sarah gerichtet. »Und es bleibt dabei, daß ich Sie nur bis zum Friedhof bringen muß?«
    »Ja, das sagte ich Ihnen schon. Bis zur Mauer, falls es dort eine gibt.«
    »Ja, die gibt es, aber die Seite, die an den Park des Altenhotels grenzt, ist frei. Dort wurde die Mauer eingerissen, damit man nicht zu klettern braucht.«
    »Damit komme ich schon zurecht.«
    Ellen schaute auf den Schein, der aus Lady Sarahs Hand hervorragte. Zunächst griff sie zögernd danach, dann entschlossener, und plötzlich hielt sie den Schein in der Hand.
    »Er gehört Ihnen.«
    »Danke.«
    »Wie machen wir es, Ellen? Wir müssen ja ungesehen aus dem Haus.«
    Ellen hob die Schultern. »Einfach ist es nicht. Wir müssen zur Hintertür gelangen. Dann sind wir im Hof, und der Rest in ein Kinderspiel.«
    »Sie sagen also dem Wirt nicht Bescheid.«
    »Nein, er braucht mich heute nicht mehr. Hat er zumindest gesagt. Und einen Spaziergang kann mir keiner verbieten.«
    »Das meine ich auch.«
    Ellen drehte sich um. »Ich hole mir noch meinen Mantel«, sagte sie, bevor sie im Zimmer verschwand.
    »Gut.« Lady Sarah nahm die Wand als Rückenstütze. Was sie in der letzten halben Stunde erfahren hatte, das war ein hartes Stück. Es ließ darauf schließen, daß unter der Oberfläche hier in der Nähe von Shortgate Schreckliches vorging. Und sie glaubte auch daran, daß es dafür einen Grund gab.
    Ellen kehrte zurück. Ihre Gestalt wurde jetzt von einem grauen Wollmantel umschlossen, den sie nur nachlässig zugeknöpft hatte. Sie war aufgeregt. Ihr Gesichtsausdruck und ihr gesamtes Gehabe verrieten es.
    »Hoffentlich schaffen wir es«, sagte sie und wandte sich der Treppe zu. »Da müssen wir hinunter.«
    »Der Wirt hört bestimmt nichts. In der Kneipe ist es noch ziemlich laut.«
    »Ich hoffe es.«
    Ellen ging vor. Sie bemühte sich tatsächlich, leise zu sein, und sie hatte damit auch Erfolg.
    Lady Sarah ging hinter ihr her. Das Geländer war schmutzig. Es hätte ein Abseifen vertragen können. In der Kneipe ging es tatsächlich hoch her, was an den lauten Stimmen zu hören war.
    Ellen atmete auf. Sie sprach trotzdem nicht und verständigte sich nur mit Gesten. So zeigte sie mit dem Daumen nach links, hinein in den tiefen Schatten, der auch blieb, denn Ellen dachte nicht daran, Licht zu machen.
    Sarah folgte ihr auf dem Fuß, um in der Dunkelheit Ellen nicht aus den Augen zu verlieren.
    So stoppte sie auch, als Ellen anhielt. Die Frauen hatten die Hintertür erreicht. Hier roch es nach abgestandenem Essen und alten Kartoffelschalen.
    Die Tür knarzte leise, als Ellen sie nach außen drückte. Sofort wehte den Frauen der kalte Abendwind in die Gesichter und ließ sie zunächst schaudern.
    Ellen ließ Sarah vorbei. Dann schloß sie die Tür wieder. Zwar war

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