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0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

0993 - Das Rätsel der Schattenfrau

Titel: 0993 - Das Rätsel der Schattenfrau
Autoren: Jason Dark
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weiter wegschwamm, obwohl ich noch im Sessel saß, aber den Druck der Sitzfläche immer weniger spürte. Das Gefühl, zwischen Himmel und. Erde zu schweben, verdichtete sich immer mehr.
    »Du siehst mich als Geist, John Sinclair, aber ich will dir von meinem Leben als Mensch, Frau und Hellseherin berichten. Ich will dir auch die Chance geben, gewisse Hintergründe erforschen zu können, und ich möchte dir sagen, daß nichts, aber auch gar nichts vergeht. Alles bleibt, auch wenn es verschwunden ist. Es tritt nur in eine andere Sphäre ein, wo es dann gespeichert werden kann. Man kann die Dimensionen nicht messen, der menschliche Geist begreift sie nicht, aber die Bilder eines menschlichen Lebens und die Stationen vergehen nicht. Sie vermischen sich miteinander, und es bedarf einer großen Anstrengung und Kunst, sie wieder hervorzuholen. Hast du mich verstanden, John Sinclair?«
    Das hatte ich. Aber es war trotzdem so seltsam. Ich saß in meiner eigenen Wohnung, spürte den Sessel unter mir, und trotzdem kam ich mir vor, als wäre ich dabei, mich zu lösen und fortzufliegen. Die Physik der Welt war dabei, sich aufzulösen. Da verschwammen und verflossen die Konturen miteinander. Es war ein geistiger Strom entstanden, der auch mich wegschwemmte und einfach hineintrug in die Bilder der Erinnerung, die durch die Erzählungen der Schattenfrau entstanden.
    »Nichts ist verloren«, hörte ich sie noch sagen. »Man kann wieder alles zurückholen, was ich dir beweisen werde. Ich hole dir die Bilder zurück. Ich werde dir mein Leben zeigen, denn du sollst sehen, wie es mir ergangen ist.«
    Eigentlich hatte ich ihr noch eine Antwort geben sollen, aber das war nicht mehr möglich. Meine Stimme versagte oder war nicht mehr da.
    Dafür sah ich etwas anderes. Vor mir öffnete sich die Welt wie eine Bühne. Sie zeigte mir Bilder, eine Landschaft, ein Haus, auch Menschen, und mein letzter Gedanke war, daß mich die Schattenfrau an ihrem ersten, normalen Leben teilnehmen ließ, das sie tatsächlich abgerufen hatte wie eine gespeicherte Information aus einem Computer.
    Und so präsentierte sie mir die Lösung…
    ***
    Donata war in den letzten Tagen ziemlich nervös gewesen. Sie wußte, daß etwas Entscheidendes bevorstand, und sie ahnte auch, daß sie dem nicht standhalten konnte.
    Es hatte nichts mit ihrer Begabung zu tun. Nichts mit der Hellseherei. Es waren die Dinge des Tagesgeschäfts. Essenzen aus einer normalen und brutalen Welt. Auf dem Rußland von heute, in dem es so viele Extreme gab.
    Das Kloster mit den Nonnen gehörte dazu. Eine Fluchtburg aus dem Alltag. Nicht mehr als ein Versteck mit allen Unsicherheiten wie zu den Zeiten der UdSSR, nein, dieses Kloster war wieder zu dem geworden, was es früher einmal gewesen war.
    Mit einem Unterschied.
    In einem kleinen Anbau lebte Donata, die Hellseherin. Dort empfing sie ihre Kunden, dort redete sie über die Zukunft, was sie sich von gewissen Leuten, die genügend Geld besaßen, auch gut bezahlen ließ. Und dieses Geld wiederum kam dem Kloster zugute, das im eigentlichen Sinne kein Kloster war, sondern mehr die Tradition der Beginen fortsetzte, wo Frauen lebten und ihren Handwerken nachgingen und sich häufig hinter dicken Mauern versteckten. Nur hatten sie nie heiraten wollen, ihre einzige Gemeinsamkeit mit den Nonnen.
    Donata war angesehen. Man respektierte sie. Über einen Andrang von Kunden konnte sie sich nicht beklagen, aber sie tat auch außerhalb ihres direkten Wirkens Gutes, weil sie davon überzeugt war, es tun zu müssen, allein aus Dankbarkeit ihrer Begabung gegenüber.
    Seit einer Woche lebte sie nicht mehr allein. Da war Natascha bei ihr.
    Eine zweiundzwanzigjährige, junge, bildschöne Frau mit dunklen Glutaugen, die von einem gerissenen Geschäftsmann aus London im letzten Augenblick geflohen war, weil ihr plötzlich die Augen geöffnet wurden.
    Er hatte ihr den Himmel versprochen, aber sie würde in der Hölle landen, davor hatten Freunde sie gewarnt, und deshalb war sie geflohen. Nur nicht nach England, nur nicht nach London, und sie hatte sich bei Donata versteckt.
    Die Hellseherin wußte, welches Schicksal der jungen Frau drohte und auch, was hinter ihr lag. Ein Mann wie dieser Frogg würde nicht so leicht aufgeben. Er würde versuchen, sie zurückzuholen, auch wenn sie sich noch so gut versteckt hielt, denn Typen wie er hatten auch in der Fremde die besten Beziehungen.
    Am späten Nachmittag des siebten Tages, es war ein Samstag, und auch Donata hatte
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