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0987 - Asmodis' Retter

0987 - Asmodis' Retter

Titel: 0987 - Asmodis' Retter
Autoren: Oliver Fröhlich und Manfred H. Rückert
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und schien aus flüssiger Schwärze zu bestehen. Erst im Schein der Seelenhorte vermochten die Gosh das merkwürdige Ding zu sehen.
    Sie fühlten die Ausstrahlung abgrundtiefer Bosheit. Nun wussten sie, warum die Menschen die Gegend instinktiv mieden.
    Offenbar war es diese Kraft, die die Kristalle zum Leuchten brachte.
    »Wir müssen das Phänomen untersuchen«, sagte Jefrash, einer der Kristallträger. Er hatte sofort gespürt, dass sie eine Entdeckung von außerordentlicher Bedeutung gemacht hatten. Eine, die sie der Vollendung ihrer Rachepläne womöglich mehr als nur einen Schritt näher brachte.
    Zu sechst scharten sie sich um die wabernde Kugel. Jeder von ihnen hielt einen der Seelenhorte in der Hand.
    Plötzlich geriet Bewegung in die schwarze Masse. Sie beulte sich aus. Pulsierte. Auf Jefrash wirkte es, als bestehe sie aus Flüssigkeit. Ein überdimensionierter, bösartiger Tropfen.
    Worum mochte es sich bei dem Ding nur handeln?
    »Vorsicht!«, schrie Surrosh.
    Doch es war zu spät!
    Wie von einem Gürtel eingeschnürt und schließlich durchtrennt, teilte sich die Kugel blitzartig in einen kleineren und einen größeren Tropfen. Der größere zerfiel sofort darauf in zwei weitere Schwarzbälle. Bevor die Gosh noch reagieren konnten, spritzte die Flüssigkeit auf drei der Kristalle und vereinte sich mit ihnen.
    Jefrash wollte seinen Seelenhort noch wegreißen, aber er war zu langsam. Mit einem Mal schien er in Flammen zu stehen. Unerklärliche Eindrücke und Gefühle überfluteten ihn, aber mit ihnen kamen auch Spuren des Wissens.
    Eine Traurigkeit von weltenzerstörender Tiefe erfasste ihn. Er fühlte sich mächtig und doch von Mächtigeren verstoßen. Er wollte schluchzen, heulen, greinen und jammern: »Warum tut ihr mir das an?« Doch er war zu sehr gefangen in diesem Gefühlsinferno.
    Die Flüssigkeit
    (die Träne?)
    bestand aus purer Verzweiflung. Entstanden
    (geweint?)
    nach einem Akt bodenloser Ungerechtigkeit.
    Dann verflog die Traurigkeit. Der Kristall schien unter dem Ansturm an Kraft schier bersten zu wollen. Nur mit Mühe hielt er stand.
    (Er wurde erschaffen, die Seelen der Sha’ktanar in sich aufzunehmen. Und nun tut er etwas Vergleichbares. Er vereinnahmt die Energie - Lebensenergie? -aus dem Tropfen. Doch diese ist zu stark. Viel zu stark. Selbst dieses eine Drittel ist zu viel für den Kristall. Warum nur hat sich die Kugel nicht in vier oder noch mehr Stücke geteilt? - Weil sie genau wusste, wie viel sie den Seelenhorten zumuten kann!)
    Das Leuchten der drei betroffenen Kristalle veränderte sich. Es gewann an Intensität, wurde aber zugleich dunkler, schmutziger.
    Nur langsam kam Jefrash zur Ruhe. Mit einem Blick sah er, dass Surrosh und Kenresh Ähnliches erlebt hatten.
    Ein zufriedenes Zischen drang über die Lippenwulste der drei Gosh. Sie fühlten, was gerade geschehen war.
    Das Erreichen einer neuen Stufe!
    Wieder vergingen viele Jahre.
    Nach und nach lernten die Großen Drei, wie sich Jefrash, Surrosh und Kenresh nun nannten, mit der starken schöpferischen Kraft der veränderten Kristalle umzugehen.
    Aus der kleinen Höhle hinter dem Felsspalt erschufen sie einen Tempel mit Galerie, Säulen und Altar, umgeben von einem Labyrinth aus Gängen. Sie beschworen ewige Lichter aus Kerzen und Fackeln. Sie beobachteten, wie auf der anderen Seite des Tals am Berghang eine Siedlung entstand, und unterwarfen sich kurz danach deren Bewohner.
    Und sie entwickelten neue Fähigkeiten. Sie waren nicht länger auf negative Gefühle angewiesen, um sich zu ernähren. Nun zehrten sie von der Lebenszeit ihrer Opfer.
    Sie vermochten, Menschen geistig zu beeinflussen und zu einem riesigen, mentalen Kollektiv zu vereinen, wenn ihr Keim in deren Adern kreiste. So scharten sie Anhänger um sich, die sich die Kinder der Zeitsäufer nannten. Sie ließen sich von ihnen im Tempel anbeten, trieben ihre bösen Spiele mit denen, die sie nicht unterwarfen, und genossen ihre neue Macht.
    Doch die veränderten Kristalle waren auch fordernd. Sie ergriffen mehr und mehr Besitz von ihren Trägern, bis sie schließlich mit ihnen verschmolzen.
    Endlich kam der große Augenblick, auf den sie so lange gewartet hatten. Die gestohlene Lebenszeit ihrer Opfer und vor allem die Kraft der drei Dunkelkristalle gab ihnen die Gewissheit, dass sie nun stark genug waren, sich an Asmodis zu rächen.
    Sie wollten ihre neuen Fähigkeiten mit der schöpferischen Macht, die sie nun besaßen, und den im Ursprungszustand verbliebenen drei
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