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0986 - In den Fängen der Nacht

0986 - In den Fängen der Nacht

Titel: 0986 - In den Fängen der Nacht
Autoren: Jason Dark
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schloß mit dem ebenfalls dunklen Boden fugendicht ab.
    Suko hatte die Tür als erster erreicht. Er wartete, bis ich neben ihm stand. Dann erst drückte er die Klinke nach unten. Er nickte zufrieden, als er sah, daß die Tür nicht verschlossen war und die hinter ihr liegende Umgebung betreten werden konnte.
    Sie war neu und anders.
    Dieses Haus teilte sich in zwei völlig verschiedene Hälften. Die Umgebung, in der wir uns jetzt aufhielten, sah bewohnt aus. Die Wände waren zwar dunkel geblieben, aber im Licht unserer Lampen entdeckten wir schon die Ausschnitte der Zeitschriften hinter Glas. Wir sahen auch die Bilder, die jemand genau in einer Reihe an die Wände gehängt hatte. Über ihnen waren kleine Lampen befestigt, deren linealbreite Metallschirme unten offen waren. Keine Lampe gab Licht ab.
    Ich war zurückgeblieben und fand dicht hinter der Tür zwei liegende Schalter.
    Beide drückte ich nach unten.
    Licht flackerte aus den Lampen an der linken Wand. Auch unter der Decke wurde es hell. Dort verteilten sich drei Schalen auf der gesamten Ganglänge. Sie sahen aus wie übergroße weiße Walnußhälften. Unsere Lampen konnten wir verschwinden lassen, was wir auch taten, und Suko deutete durch sein Nicken an, daß er zufrieden war.
    »Hier sieht es beinahe schon wieder nach Arbeit aus.«
    Ich hatte für seine Bemerkung nur ein schiefes Grinsen übrig. Für mich waren die Türen an der rechten Seite wichtiger. Wahrscheinlich fand ich hinter ihnen die Büros für die Mitarbeiter.
    Ich probierte die erste aus.
    Abgeschlossen.
    Eintreten wollte ich sie nicht, und ich ging deshalb weiter bis zur zweiten.
    Auch hier erlebte ich eine Enttäuschung, und mit der dritten und vierten Tür erging es mir nicht anders.
    »Pech!« sagte Suko.
    »Verdammt, hier muß doch was sein! - Wir sind nicht allein, das spüre ich.«
    »Dann mach weiter.«
    Das brauchte mir Suko nicht zweimal zu sagen. Er schaute zu, wie ich vor einer Tür stehenblieb und auf das Schild daneben zeigte. Ich hatte es gelesen. Suko las es ebenfalls, aber so, daß ich es hören konnte.
    »Chefredaktion.« Er konnte das Lachen nicht unterdrücken. »Wer sagt es denn?«
    »Ist sie da oder nicht?«
    »Sie ist da«, sagte Suko.
    »Okay, dann los!«
    Diesmal war er es, der die Klinke bewegte und kurz ein zufriedenes Nicken zeigte, weil die Tür nicht abgeschlossen war. Wir konnten den Raum dahinter betreten.
    Natürlich waren wir gespannt und auch bereit, sofort unsere Waffen zu ziehen, aber die ließen wir stecken, als unsere Blicke den Raum durchflogen, der vor uns lag.
    Zum erstenmal standen wir auf der Schwelle eines großen Raumes, in dem es nach Arbeit aussah.
    Eine fünfeckige Konsole bildete die Zentrale. Sie waren mit Monitoren bestückt, auf denen sich allerdings keine Bilder und kein Text zeigten.
    Normales Licht brannte nicht. Nur die Konsolenbeleuchtung gab diesen grünlichen Schein ab, der sich um die Monitore herum verteilte und ihnen einen gespenstischen Flair gab.
    Hier roch es nicht mehr nach Fisch. Ein neutraler Geruch hing in dem Raum. Ich dachte an das Schild draußen. Es hatte auf eine Chefredaktion hingewiesen, aber kein Chef und keine Mitarbeiter ließen sich blicken. Diese seltsame Redaktion sah aus, als wäre sie aufgelöst worden.
    Trotzdem glaubten wir beide nicht daran. Der Raum war ziemlich groß. Es gab noch genügend schattige Stellen, in die wir hineinleuchten wollten. Wir sahen auch futuristisch anmutende Sitzgruppen aus Drahtgeflecht. Auf den kleinen Tischen lagen Zeitungen, aber die waren nicht interessant.
    Ich war vor einem Monitor stehengeblieben. Online, so hieß ja das große Zauberwort. Surfen im weltweiten Internet. Ich war da nicht gerade ein Fachmann. Hier hätte uns Sukos Partnerin Shao schon eher weiterhelfen können.
    Nur war sie nicht da, und wir konnten sie auch nicht herzaubern. Ich überlegte, was ich unternehmen sollte. Einen der Computer einschalten, um vielleicht eine Spur zu bekommen, die uns zu dieser Giselle hinführte. Es wäre wirklich fatal gewesen, hätten wir nur über das Internet Kontakt mit ihr aufnehmen können.
    Suko, der sich etwas in das Dunkel im Hintergrund zurückgezogen hatte, flüsterte: »Wir sind nicht allein hier, John. Ich weiß es.«
    Meine Hand zuckte zurück. Ich drehte mich, und in diesem Augenblick hörten wir das Lachen der Frau. Mir zumindest ging es durch und durch, denn jetzt wußte ich, daß sich die geheimnisvolle Giselle in der Nähe aufhielt.
    Ich fühlte mich auch befreit.
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