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0976 - Flügel des Todes

0976 - Flügel des Todes

Titel: 0976 - Flügel des Todes
Autoren: Michael Breuer
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Bukett in sich auf. Dann erst probierte er den Wein vorsichtig. Es handelte sich um einen Bordeaux erster Güteklasse.
    Mit einem wohligen Laut schloss Goadec die Augen und genoss die Aromaexplosion auf seiner Zunge. In der Tat, bei dem Château Montagne 1998 handelte es sich um einen ausgezeichneten Jahrgang!
    Wieder klingelte es, diesmal hörte es sich schon wesentlich hartnäckiger an.
    Auf seufzend stellte Goadec das Glas auf den Tisch zurück. Die Störung kam ihm durchaus ungelegen, wollte er doch in Ruhe einen Wein aus seinem Fundus für das anstehende Dorffest auswählen. Mit verdrießlicher Miene bahnte sich Goadec einen Weg zwischen den zahllosen Weinfässern hindurch und begab sich wieder ins Obergeschoss. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigte ihm einen schwarzen Sportwagen, der unmittelbar vor dem Haus geparkt hatte.
    Goadec öffnete die Tür.
    »Ja, bitte?«, fragte er, doch im gleichen Moment, da er sein Gegenüber sah, drohten ihm die Worte im Hals stecken zu bleiben.
    Der Anblick der jungen Frau verschlug ihm glatt den Atem. Trotz ihrer lässigen Kleidung aus Bluse und Jeanshosen haftete ihr etwas seltsam Engelsgleiches an. Für einen kurzen Augenblick drohte sich Goadec in den Untiefen ihrer großen, dunklen Augen zu verlieren, dann riss er sich zusammen.
    »Sie wünschen, Mademoiselle?«
    Die Angesprochene schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln, bevor sie antwortete.
    »Bonjour, Monsieur«, grüßte sie. »Entschuldigen Sie die Störung, aber Sie wurden mir unten im Ort als Weinkenner empfohlen.«
    Goadec nickte langsam. Die Bewegung fiel ihm sichtlich schwer, zu sehr nahm ihn die ätherische Schönheit der jungen Fremden gefangen.
    »Wenn es um Wein geht, dann sind Sie bei mir in der Tat richtig«, erwiderte er schließlich mit einem Lächeln, von dem er hoffte, dass es nicht allzu debil ausfiel. »Ich habe einige Weinberge vom Besitzer des örtlichen Châteaus gepachtet.«
    Die schöne Unbekannte nickte »Oui, der berühmte Professor Zamorra… ich hörte von ihm.«
    Goadec machte eine einladende Geste und trat einen Schritt zur Seite. »Möchten Sie vielleicht an einer privaten Verkostung teilnehmen? Ich habe gerade einen vortrefflichen Tropfen auf Lager!«
    Wieder blitzte das bezaubernde Lächeln auf.
    »Etwas Ähnliches wollte ich Ihnen auch gerade anbieten«, antwortete sie spitzbübisch. Urplötzlich zauberte sie eine bauchige Flasche hinter ihrem Rücken hervor und hielt sie dem verdutzten Weinbergpächter hin.
    Überrumpelt musterte er das vergilbt aussehende Etikett.
    Château Soufre 1966, stand dort zu lesen.
    Der Name als solches sagte ihm gar nichts. Er blickte die Unbekannte fragend an. Diese zwinkerte ihm zu. »Lassen Sie sich überraschen«, erklärte sie. »Er ist wirklich hervorragend!«
    Goadec ließ sich nicht lange bitten. Einer schmackhaften Neuentdeckung war er schließlich nie abgeneigt.
    »Also schön, kommen Sie rein, Mademoiselle«, bat er. »Wollen wir doch mal sehen, was Sie mir für ein schönes Tröpfchen mitgebracht haben!«
    Lächelnd bat er die Fremde in sein Büro und entschuldigte sich kurz, um zwei Weingläser zu organisieren. Als er zurückkehrte, hatte sie die Flasche bereits auf wundersame Weise entkorkt.
    Bereits vom Türrahmen aus konnte Goadec den schweren, süß-aromatischen Duft des Weins wahrnehmen. Er blinzelte kurz, bevor er mit einer eleganten Bewegung die Gläser auf dem Tisch abstellte.
    Ehe er, ganz Gentleman, eingießen konnte, hatte die junge Schöne bereits nach der Flasche gegriffen und die beiden Weinkelche bis zum Rand gefüllt. Blutrot ergoss sich die Flüssigkeit ins Glas. Der süße Duft wurde intensiver.
    Wenn das so schmeckt, wie es riecht, hat sie wirklich nicht zu viel versprochen, huschte ihm durch den Kopf, als er ihr gegenüber in einem Stuhl Platz nahm.
    Während er es sich noch bequem machte, griff die schöne Unbekannte schon nach ihrem Glas und prostete ihm freundlich zu, bevor sie einen herzhaften Schluck zu sich nahm.
    Goadec lächelte freundlich. Er als Weinkenner ließ sich da gerne mehr Zeit. Zunächst einmal roch er interessiert an seinem Glas, um das Bukett auszukosten.
    Mächtig, dachte er unwillkürlich. Seine Nasenflügel blähten sich auf. Sehr, sehr mächtig!
    Während der schwere Duft noch seine Sinne benebelte, schwenkte Goadec sein Glas, um verborgene Aromen des Weins an die Oberfläche zu bringen. Dabei begutachtete er die tief rote Färbung des Rebensafts. Dann erst trank er einen winzigen Schluck.
    Goadecs
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