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0975 - Hier wohnt der Tod

0975 - Hier wohnt der Tod

Titel: 0975 - Hier wohnt der Tod
Autoren: Jason Dark
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Versteck verlassen. Eine schleimige Masse zog er noch hinter sich her, als er über die Wange des wimmernden Mannes hinwegkroch und sich dem Mund näherte.
    Wir saßen da und staunten. Natürlich ging uns das Bild unter die Haut.
    Es war einfach nicht zu erklären, was hier ablief, und wir waren schon einiges gewohnt.
    Ich erhaschte einen Blick in das jetzt leere Auge, dessen Umriß unheimlich und furchteinflößend wirkte und mir zudem vorkam wie der Eingang zu einem Tunnel.
    Der Mann wimmerte. Aber der Käfer nahm darauf keine Rücksicht. Er bewegte sich über das Kinn hinweg, passierte den Hals und erreichte die Brust, über die er hinwegkrabbelte, um sich anschließend für die Rückenlehne der Couch zu interessieren, über die er seinen Weg nach oben fand.
    Wir hätten ihn zerknacken und zerstören können, aber uns hielt etwas davon ab. Für uns war das kein normaler Käfer, sondern einer, der eine bestimmte Bedeutung besaß.
    Noch tat er nichts. Er bewegte sich völlig normal. Es gab für ihn keine Probleme, als er mit seinen zuckenden, dünnen Beinen noch weiter an der Innenseite der Lehne hockletterte und sich bald auf der Kante wiederfinden würde.
    Mich interessierte der Mann. Er litt unter wahnsinnigen Schmerzen. Man hatte ihm sein Augenlicht genommen. Es konnte sogar von innen her aufgefressen worden sein, und ich wußte auch im Moment nicht, wie wir ihm helfen sollten.
    Ich hörte ein leises Knistern, ohne genau zu wissen, woher es gekommen war. Zwangsläufig konzentrierte ich mich wieder auf den Fremden und bemerkte auch das Zucken unter seiner Gesichtshaut, als hätten sich dort weitere Käfer versammelt, die nur darauf lauerten, endlich den Widerstand sprengen zu können, um ins Freie zu gelangen.
    Das passierte nicht. Die Haut hielt, und der Fremde lebte noch weiter mit seinen schrecklichen Qualen.
    Dann bäumte er sich hoch und riß den Mund auf.
    Ich schaute in seinen Rachen hinein. Krabbelte dort vielleicht etwas?
    Ich wußte es nicht. Es konnte, aber es mußte nicht sein. Jedenfalls schloß sich der Mund wieder wie eine Falle. Zugleich fiel der Mann zurück. Sein Körper erschlaffte.
    Das eine Auge sah starr aus. Diesen Blick kannte ich, da ich in meinem Leben schon zu viele Tote gesehen hatte. Mir war bewußt, daß der Mann, der mir seinen Dolch hatte in den Rücken rammen wollen, nicht mehr lebte.
    Auf der Couch lag ein Toter.
    ***
    »Suko«, sagte ich leise, als ich den ersten Schreck überwunden hatte.
    Mein Freund hatte sich von mir entfernt, um den Weg zu verfolgen. Jetzt drehte er den Kopf und schaute mich an. »Was ist denn?«
    »Er ist tot.«
    Der Inspektor stand für einen Moment unbeweglich. Er atmete tief ein.
    Einen Kommentar gab er zunächst nicht ab, aber seine Gesichtzüge verhärteten sich. Ich ahnte, welche Frage er stellen wollte und kam ihm mit der Antwort zuvor. »Nein, ich habe nichts daran getan. Sein Auge platzte weg, dann starb er, als der Käfer ihn verlassen hatte.«
    »Okay, daran können wir nichts ändern. Aber der ist hier, John. Ich behalte ihn im Auge.«
    Die Möbel hatte der Käfer verlassen, und er krabbelte jetzt, groß, dunkelgrau und fett über den Teppich hinweg. Ich erhob mich von der Couch, um seinen Weg zu verfolgen. Das Tier kam mir vor wie jemand, der sich in einer fremden Umgebung zurechtfinden mußte und eigentlich nie genau wußte, wohin er zu gehen hatte. In einem Zickzackkurs umrundete er die Stuhlbeine, ging an ihnen vorbei und schien ein Versteck zu suchen, was ihm aber nicht gelang, denn jedesmal war Suko zu Stelle und versperrte ihm den Weg.
    Wir hatten schon Zeit gehabt, uns dieses Tier genauer anzuschauen, und beide waren wir davon überzeugt, einen besonderen Käfer vor uns zu haben. »Soll ich dir sagen, was das für ein Tier ist?« fragte Suko.
    »Ich weiß es selbst. Ein Skarabäus.«
    »Genau.«
    »Das heißt, wir haben es mit einem Tier zu tun, das im alten Ägypten hoch verehrt wurde und als Symbol der Auferstehung und der Wiedergeburt galt. Ist das die Spur, an der wir uns festhalten können?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Wir ließen den Käfer nicht aus den Augen. Er krabbelte ziemlich schnell und hob sich deutlich an meinem grauen Teppichboden ab. Die langen, gebogenen Zangen rechts und links des Kopfes waren ausgestreckt, als wollten sie nach einer Beute greifen.
    »Was machen wir mit ihm, John?«
    »Erschlagen?«
    »Wäre eine Möglichkeit.«
    »Oder fangen und untersuchen.«
    »Das gefällt mir besser.«
    »Okay, Suko, behalte ihn
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