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0975 - Hier wohnt der Tod

0975 - Hier wohnt der Tod

Titel: 0975 - Hier wohnt der Tod
Autoren: Jason Dark
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und legte ihn auf den Tisch. »Den hat er mir in den Körper rammen wollen.«
    Suko pfiff durch die Zähne, als er die leicht gekrümmte Klinge sah. »Das hättest du kaum überlebt.«
    »Eben.«
    Mein Freund verengte die Augen. Ein Zeichen, daß er nachdachte. »Wer kann dich nur mit einem so großen Haß verfolgen? Und wem bist du auf die Füße getreten?«
    »Das genau ist das Problem. Zumindest keinem, der zu dieser Gruppe gehört.«
    »Gruppe?«
    »Klar. Von allein ist der nicht zu mir gekommen. Er muß einen Auftrag bekommen haben.«
    Suko schaute sich den Griff genauer an. Er war nicht glatt, sondern leicht gekerbt, also griff-und haltefest. Möglicherweise hatte die Verteilung der Kerben etwas zu bedeuten, aber sich jetzt darüber Gedanken zu machen, war unnötig. Wir mußten darauf warten, daß der Unbekannte aus seinem Zustand erwachte.
    Noch sah es nicht danach aus. Er lag da, ohne sich zu rühren. Die Hände waren noch immer gefesselt. Ich wollte das nicht und nahm ihm die stählerne Acht ab.
    Suko rief unterdessen bei Shao an und erklärte ihr, wo er sich befand und warum er sich bei mir aufhielt. Rüberkommen wollte sie nicht, was auch ganz gut war.
    »Hast du ihn schon durchsucht, John?«
    »Noch nicht.«
    »Schlechte Polizeiarbeit.«
    »Wir können das ja nachholen. Nur habe ich nicht viel Hoffnung, einen Hinweis zu finden.«
    »Stimmt auch wieder.«
    Meine »Hoffnung« bestätigte sich leider. Der Knabe trug nichts bei sich, anhand dessen wir ihn hätten identifizieren können. Es gab auch keinen Hinweis auf irgendeine Gruppe oder Bande. Er war völlig neutral oder clean, wie man so schön sagt.
    »Vom Himmel gefallen ist er nicht«, murmelte Suko. »Der muß eine Identität haben.«
    »Die darauf hinausläuft, daß er mir einen Dolch in den Rücken rammen wollte. Wie schön.«
    »Ich kann nicht mal lachen.«
    »Ich auch nicht.«
    Der Angriff steckte mir noch immer in den Knochen. Vor allen Dingen hatte er den leichten Druck im Magen zurückgelassen, und den bekämpfte ich mit einem doppelten Whisky. Suko wollte keinen Schluck haben, aber mir tat die Wärme gut.
    Draußen drückte eine sehr dunkle Nacht gegen die Scheibe. Die Wärme des Frühsommers war binnen eines Tages verschwunden. Der Nordwestwind blies nicht nur eine kalte Strömung über die Stadt, er hatte auch mächtige Wolkengebirge mitgebracht, die diese Nacht sehr finster machten. Da blinkte kein Stern. Der Mond war erst recht nicht zu sehen, und einige Menschen hatten sogar ihre Heizungen wieder aufgedreht.
    Suko hatte sich einen Stuhl geholt. Er saß neben dem namenlosen Mann, beobachtete ihn, und ich bekam mit, wie er einige Male den Kopf schüttelte.
    »Was hast du?«
    Sukos Lächeln fiel etwas verlegen aus. »Wenn ich das wüßte, ginge es mir besser, John.«
    Ich leerte das Glas und stellte es weg. »Nur ein Gefühl, oder ist es schon mehr?«
    »Eher mehr.«
    »Was genau?«
    Suko räusperte sich. »Er liegt starr, das siehst du. Das sehen wir alle hier. Aber trotzdem kommt es mir vor, als würde sich in ihm etwas bewegen.«
    Die Antwort hatte mich neugierig gemacht und deshalb trat ich näher.
    »Wo denn?«
    Suko streckte zögernd seinen rechten Arm aus. »Da, in seinem Gesicht. Ich meine, daß etwas hinter seinem linken Auge gezuckt hat.«
    »Es ist geschlossen.«
    »Klar, aber die Bewegung war trotzdem da. Ich könnte mir vorstellen, daß dort ein Fremdkörper sitzt.«
    Ich schaute Suko an, als Wollte ich ihm kein Wort glauben. Aber ich konzentrierte mich schon. Das Lid war über die Pupille gezogen. Der Mann hielt seine Augen völlig normal geschlossen. Aber mein Freund hatte sich nicht geirrt. Da war schon etwas, denn auch ich nahm das leichte Zucken der dünnen Haut wahr. Von außen her wurde sie nicht beeinflußt. In einem für uns nicht sichtbaren Bereich mußte sich etwas entwickelt haben. Mir war klar, daß Suko auf einen Kommentar wartete, und den bekam er auch zu hören. »Ein Zucken der Nerven, denke ich.«
    »Hm…«
    »Nicht?«
    »Warum nur an dieser Stelle?«
    »Dann heb das Lid mal an.«
    Ich tat ihm den Gefallen. Wir sahen beide die starre Pupille. Sie war tatsächlich starr. Etwas Zuckendes bekamen wir nicht zu sehen. Aber es war dagewesen, und bei uns erhöhte sich auch die Spannung, denn wir warteten noch intensiver darauf, daß dieser Fremde endlich aus seiner Erstarrung erwachte.
    Wir hätten versuchen können, dies zu beschleunigen, aber es war nicht mehr nötig, denn zugleich hörten wir sein leises Stöhnen
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