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0975 - Die zweite Welle

Titel: 0975 - Die zweite Welle
Autoren: Unbekannt
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daß die Plattform mit einer fingerdicken Schicht aus feinkörnigem Sand bedeckt war. Der Zerfall, der die ganze Stadt bedrohte, schritt noch schneller voran, als er bereits befürchtet hatte. Er durfte keine Zeit mehr verlieren, oder es kam zu einer unvorstellbaren Katastrophe.
    Er griff in den Gleiter und schaltete die Automatik ein.
    „Wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin", schärfte er dem Jungen ein, „fliegst du zum Raumhafen. Kümmere dich um nichts, was um dich herum geschieht, hast du gehört?"
    Irbonth antwortete nicht.
    Ottarsk hastete zum nächsten Antigravlift und glitt in das oberste Stock,werk hinab. Jeder Bürger von Gostabaar wußte, wohin er sich in einem .solchen Augenblick zu wenden hatte, und Ottarsk erreichte sein Ziel innerhalb einer Minute.
    Er gab Alarm für die Stadt. Überall heulten jetzt die Alarmpfeifen auf und übertönten den Todesgesang der Trichterbauten. Ottarsk schaltete unterdessen das Hyperfunkgerät ein. Er wartete nicht, bis jemand den Emp-fang des Signals bestätigte, sondern sprach seine Meldung direkt in den Mikrophonring. Jedes seiner Worte wurde gleichzeitig aufgezeichnet. Er drückte einen Knopf. Von jetzt an würde der Sender seinen Hilferuf und die kurze Schilderung der Vorgänge von Gostabaar so lange abstrahlen, bis der Auftrag gelöscht wurde oder das Gerät aus technischen Gründen die Sendung einstellen mußte.
    Ottarsk warf einen Blick auf den Zeitmesser - er hatte zwanzig Minuten gebraucht, um alles in die Wege zu leiten. Es wurde Zeit, daß er zu Irbonth zurückkehrte, ehe der Junge die Nerven verlor.
    Als er auf den Gang hinauseilte, drang ihm eine Staubwolke entgegen. Er preßte einen Zipfel seiner Jacke vor seinen Mund und sprang in den Antigravschacht. Um ihn herum trieb Sand. Inmitten einer Wolke von Sand und Staub kam er oben auf der Plattform an. Er hielt nach dem Gleiter Ausschau und konnte ihn nicht entdecken. ‘ Panik befiel ihn. Die Alarmpfeifen heulten immer noch, und so hörte er nichts von dem, was der Trichterbau an Geräuschen produzierte, aber er spürte, daß seine Füße immer tiefer einsanken.
    „Irbonth!" schrie er. „Wo bist du? Melde dich!"
    Aber in diesem infernalischen Heulen und Pfeifen würde Irbonth ihn nicht hören können, selbst wenn er ganz in der Nähe war.
    Schließlich sah er ein, daß es sinnlos war. Der Gleiter befand sich nicht mehr auf der Plattform. Der Junge hatte es wahrscheinlich mit der Angst zu tun bekommen und war gestartet.
    Ottarsk kehrte zum Liftschacht zurück. In dem schwerelosen Feld trieb mittlerweile so viel Sand, daß er Angst hatte, darin ersticken zu müssen. Aber wenn er noch länger wartete, würde der Boden unter ihm zusammenbrechen, und diese Gefahr erschien ihm als noch tödlicher. So ging er das Risiko ein und sprang in den Schacht. Er hatte das Gefühl, überhaupt nicht vom leck zu kommen. Von den Wänden war kaum noch etwas zu sehen - der treibende Sand verhüllte sie völlig. Hustend und nach Luft ringend, mit tränenden Augen, starrte Ottarsk in die Tiefe. Erst als er einen der Ausgänge ins Innere des Gebäudes passierte, stellte er fest, daß er sich mit der in solchen Schächten üblichen Geschwindigkeit bewegte.
    Er zwang sich zur Ruhe. Er wußte, in welcher Gefahr er schwebte. Wenn er jetzt die Nerven verlor, würde er höchstwahrscheinlich nicht mehr lebend aus diesem Gebäude herauskommen.
    Endlich sah er das Ende des Schachtes. Er fing sich ab und taumelte vorwärts, tappte mit nach vorn gestreckten Arrnen wie ein Blinder durch den Staub und stieß mit den Fingern auf eine metallene Fläche. Seine Hände zitterten so sehr, daß er Mühe hatte, den Türkontakt zu berühren.
    Die Metallplatte schob sich zur Seite, und dahinter tauchte die Straße auf. Auch hier gab es viel Staub in der Luft. Das Sonnenlicht wirkte seltsam düster. Ottarsk wischte sich den Sand aus den Augen und hielt Ausschau nach einem Gleiter. Unter dem Stadtmaurerhaus standen immer ein paar Fahrzeuge bereit.
    Plötzlich hörte er aus dem Trichterbau ein lautes Rauschen. Erschrocken warf er sich nach vorne. Er stolperte in dem weichen Sand, der den Boden bedeckte, und rollte herum, und so erblickte er genau im richtigen Augenblick die Sandmassen, die aus der Tür hervorquollen.
    Er begriff augenblicklich, was geschehen war: Der Antigravlift war ausgefallen.
    Ihm wurde klar, daß die Suche nach einem Fahrzeug noch Zeit hatte. Zuerst mußte er sehen, daß er von dem Trichterbau wegkam. Über ihm ragten die
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