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0973 - Das seltsame Genie

Titel: 0973 - Das seltsame Genie
Autoren: Unbekannt
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„Fortschritts-Sektion" hatte er nur deswegen gewählt, weil er meinte, daß er damit viele Stimmen für die Partei gewinnen konnte.
    „Was haben Sie vor?" fragte Sylvie Vays, eine brünette Frau mit gepflegtem Äußeren. „Wollen Sie den Mißtrauensantrag unterstützen?"
    Hernan Heigh antwortete nicht direkt.
    „Julian Tifflor ist dafür verantwortlich, daß die LFT gewartet hat", erklärte er. „Er hätte bereits die-Initiative ergreifen können, als die Orbiter noch nicht im Sonnensystem waren. Schlimmer noch ist, daß er die sogenannten Flibustier zu den Orbitern geschickt und dadurch die Krise verschärft hat."
    „Ich bin durchaus nicht der Ansicht, daß dies ein Fehler war", widersprach Silvie Vays. „Tifflor hatte keine andere Wahl."
    „Er hätte die sieben Flibustier sorgfältig vorbereiten müssen. Er hätte ihnen alle Informationen geben müssen, die von den Kosmopsychologen über die Orbiter erarbeitet worden sind. Er hätte wissen müssen, daß man die Flibustier mit allen Möglichkeiten einer überlegenen Technik verhört."
    „Diese Vorwürfe teilen Sie doch gar nicht", wandte Henry Thompson ein. Er war ein hochgewachsener, schlanker Mann, dessen Traum es war, die terranische Gesellschaft in mehrere gleichberechtigte Dirigentenbereiche aufzuspalten. Dabei wollte er die Figur des Dirigenten teils politisch, teils kulturell definiert wissen. Er war überzeugt davon, daß sich nur auf diese Weise der kulturelle Ehrgeiz der verschiedenen Regionen der Erde anstacheln ließ. Dabei war er sich klar darüber, daß keine Macht der Erde ihm seine Träume erfüllen würde. Das hinderte ihn jedoch nicht daran, seine Idee zu verfechten. „Und was wollen Sie eigentlich? Wir mit unseren fünf Mandaten können die Regierung Tifflors doch nicht zu Fall bringen."
    „Doch. Wir können. Wir wissen, daß die Opposition bei dem Mißtrauensvotum gegen Tifflor stimmen wird."
    „Fehlen immer noch fünf Stimmen - vorausgesetzt, wir stimmen geschlossen gegen Tifflor", sagte Thompson.
    „Lassen Sie mich nur machen", entgegnete Heigh. „Ich weiß schon, was ich zu tun habe. Tifflor muß abgelöst werden. Die Opposition wird ein Minderheitenkabinett bilden, das ohne uns nicht funktionsfähig ist. Das gibt uns die Möglichkeit, in der Regierungsmannschaft mitzuarbeiten. Zwei Ministersessel sind der Mindestkreis für unsere Beteiligung."
    Die anderen blickten ihn verblüfft an. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet, daß Heigh die Ziele so hoch stecken würde.
    „Wenn wir in der Regierung tätig sind", sagte Thompson, „müssen wir an der Lösung des Orbiter-Problems mitwirken. Wir sind verantwortlich."
    „Ich scheue die Verantwortung nicht. Im Gegenteil."
    „Und wie stellen Sie sich die Lösung des Problems vor?" fragte Silvie Vays.
    „Mir wird schon noch etwas einfallen", erwiderte Heigh und lächelte still.
    Diese Antwort hatten die Vorstandsmitglieder schon oft gehört. Häufig genug hatte sie ihren Unwillen hervorgerufen, doch fast immer hatte Heigh eine akzeptable Lösung gefunden.
     
    2.
     
    „Der Mißtrauensantrag macht mir die geringste Sorge", sagte Julian Tifflor. Er griff nach der Kaffeetasse, die auf seinem Arbeitstisch stand, und trank. „Die Opposition wird scheitern. Viel dringlicher ist das Orbiter-Problem."
    Der Kosmopsychologe John Vemba saß ihm in seinem Arbeitszimmer im Regierungsgebäude gegenüber.
    Vemba war ein alter, erfahrener Mann mit schlohweißem Haar und einem zerfurchten Gesicht. Er galt als einer der fähigsten seines Fachs.
    „Wir haben alle greifbaren Informationen über den Orbiter Quiryleinen gesammelt", erklärte Vemba. „Viel war es leider nicht, was da zusammenkam. Immerhin läßt es erkennen, daß Quiryleinen eine unbeugsame Persönlichkeit ist, die nicht von einem von ihm als richtig erkannten Standpunkt abweicht. Er hat ein Ultimatum gestellt, und das wird er nicht zurücknehmen. Er hält uns für Garbeschianer, und ich sehe keine Möglichkeit, ihn davon abzubringen, das zu glauben, zumal die Zustände auf der Erde zur Zeit so sind, daß sie Quiryleinen in seiner Ansicht.eher bestärken, denn vom Gegenteil überzeugen können."
    „Ich kann diese Aussage nur bestätigen", sagte der Soziologe Gunn Leiv. Er war der dritte Teilnehmer an dieser kleinen Konferenz. Er war noch keine vierzig Jahre alt, trug das Haar ungewöhnlich kurz, ließ seinen Backenbart jedoch ungehindert wuchern. Leiv war Tifflor als feinsinniger Denker bekannt, der eine Reihe von wissenschaftlichen
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